In Stuttgart nimmt jetzt auch DoorDash Bestellungen und Lieferaufträge für Restaurants entgegen. Bei dem US-amerikanischen Anbieter soll angeblich alles besser sein. Das Deli Masseria nutzt die Plattform schon.
Stuttgart - Caroline de Sadeleer hat Stammgäste, die sie noch nie gesehen hat. Die Betreiberin der Masseria stellt ihnen jeden Tag ein Lunchpaket zusammen. Eine davon hat ein Baby und einen Hund, erzählt sie, „es ist eine neue, virtuelle Kundenwelt“. Der Trend, den die Coronapandemie befeuert hat, wird jedenfalls bleiben: Die Zahl der Bestellungen wächst laut Caroline de Sadeleer nicht nur linear, sondern sogar exponentiell. DoorDash passt ihr deshalb sehr gut ins Konzept. Am Mittwoch hat die US-amerikanische Lieferplattform ihren Markteintritt in Deutschland verkündet, der vorerst auf Stuttgart begrenzt sein wird.
Die Kontrolle liegt bei den Restaurants
Mit der App des Anbieters können die Kunden nun unter anderem bei der Masseria, Carls Brauhaus, dem Frittenwerk und den üblichen Fast-Food-Ketten ihr Essen bestellen. Geliefert wird es mit Elektrobikes eines australischen Start-ups in nachhaltiger Verpackung. Die Inhaberin der Masseria ist ganz begeistert vom neuen Anbieter – aus einem Grund: „Die Kontrolle liegt bei den Restaurants“, erklärt sie. Veränderungen auf der Webseite am Menü etwa könne sie selbst vornehmen. Außerdem sei der Kundenservice sehr persönlich, und sie lobt den nachhaltigen Ansatz. „Die jüngere Generation ist bereit, dafür mehr zu bezahlen“, sagt sie.
Laut dem Mitgründer Andy Fang ist DoorDash der Marktführer in den USA. In Deutschland sieht er ein riesiges Potenzial: Mehr als 80 Prozent der Restaurants hätten den Online-Markt noch gar nicht ausgeschöpft, erklärt er. DoorDash beschreibt er als eine Art Marktplatz, auf dem sich die Betriebe präsentieren können. Ihm gehe es darum, den Restaurants mehr Kunden zu bringen, erklärt er sein Konzept, wobei in Stuttgart über die Plattform auch Blumen und Alkohol verkauft werden sollen. Bei Selbstabholung kostet der Service zehn Prozent vom Bestellwert, wer die Kuriere von DoorDash nutzt, bis zu 30 Prozent. Mit 30 Fahrradfahrern will Andy Fang in Stuttgart an den Start gehen.
Mit Flink schon in Stuttgart präsent
Dabei ist das US-Unternehmen in der Landeshauptstadt eigentlich schon präsent: Die 2013 in San Francisco gegründete Firma hat sich im September am Lebensmittellieferdienst Flink beteiligt, der seit Sommer im Westen Stuttgarts unterwegs ist. Bisher gab der niederländische Anbieter Just Eat Takeaway mit der Marke Lieferando in Stuttgart bei den Restaurantbestellungen den Ton an, der Rivale Delivery Hero ist mit Gorillas für den Supermarkteinkauf in Stuttgart vertreten und will mit Foodpanda nun auch wieder das Restaurantessen in Angriff nehmen. Andy Fang sieht in der Konkurrenz kein Problem: Er glaubt, dass sich die Anbieter nicht gegenseitig die Kuchenstücke wegnehmen, weil der Kuchen noch wachsen werde. Deutschland beschreibt er als „riesiges offenes Feld“, das viele Möglichkeiten biete.
Coronapandemie stärkt das Geschäft mit der Essenslieferung
„Die Kunden haben sich an die Bequemlichkeit gewöhnt“, sagt der DoorDash-Gründer. Die Coronapandemie habe den Trend verstärkt, aber er werde auch danach nicht mehr verschwinden. Deshalb werde der Online-Verkauf für Restaurants und andere Geschäfte immer wichtiger. Ob DoorDash in Deutschland weiter expandieren wird, wollte Andy Fang noch nicht verraten. DoorDash scheint jedenfalls nicht zu bremsen zu sein: Die Firma will gerade auch den finnischen Anbieter Wolt für rund sieben Milliarden Euro übernehmen, der unter anderem in Berlin aktiv ist. In Stuttgart sollten jetzt erst einmal Erfahrungen gesammelt werden, erklärte der Firmenchef. Dafür hat er am Dienstag selbst die ersten Bestellungen ausgeliefert. Burritos und Burgers brachte er zu den Kunden. „Es war toll“, erklärte er am Tag danach und lobte „den Spirit“ der Stadt.