Der Sex im Familienalltag ist eingeschlafen? Dann steht der Urlaub vor der Tür und der Druck steigt, als Paar wieder aktiv zu werden? Sexualtherapeutin Julia Henchen erklärt, wie Paare damit umgehen können – und warum geplanter Sex guter Sex sein kann.
Endlich Ferien! Viele Eltern haben frei und Zeit für die Familie eingeplant. Auch der Partner oder die Partnerin soll nicht zu kurz kommen. Die Sexualtherapeutin Julia Henchen beobachtet allerdings in ihrer Praxis, das Sex und Intimität gerade im Urlaub zu Stressthemen werden. Sie gibt Tipps, wie Paare den Druck rausnehmen können – und sagt, warum Sex um jeden Preis nicht sein muss.
Frau Henchen, Sex im Familienurlaub – ist das ein realistischer Wunsch?
Natürlich ist das realistisch, vorausgesetzt, man denkt bei der Buchung daran, dass es auch Zeit und Raum dafür geben muss. Ich beobachte allerdings, dass Sex im Urlaub für Paare, die schon länger nicht mehr intim geworden sind, ein Stressthema ist und Druck erzeugen kann.
Warum ausgerechnet im Urlaub?
Weil der Alltag vollgepackt ist, man keinen Kopf dafür hat oder neben Kindern wenig Paarzeit bleibt. Dann steht der Urlaub vor der Tür und mein Partner erwartet, dass wir Sex haben. Denn Urlaub und Sex, das passt ja wunderbar zusammen. Man kann mal wieder richtig entspannen und sich gehen lassen. Früher, vor den Kindern, war das schließlich auch so. Und dann kommt Druck auf, vorwiegend bei der Frau, die in den ersten zwei oder drei Jahren nach der Geburt vielleicht weniger Lust hat.
Was raten sie Paaren in dieser Situation?
Dann geht es darum, rechtzeitig darüber zu sprechen und zu sagen, wie man sich fühlt. Dass man sich wünscht, endlich mal wieder Sex zu haben, es sich aber komisch anfühlt, weil man schon länger keinen mehr hatte. Lebe ich in einer Partnerschaft, in der Sex kein Stressthema ist, dann muss ich das natürlich nicht explizit ansprechen.
Welche Urlaubsunterkunft macht Intimität im Urlaub denn einfacher?
Wichtig ist, dass Eltern auch den Raum haben, um sich zurückzuziehen. Dass sie ein eigenes Schlafzimmer haben oder dass es ein separates Wohnzimmer gibt. Aber das ist natürlich auch eine Frage des Preises.
In einem Urlaubsresort gibt es häufig eine Kinderbetreuung. Abends werden Kinderdiscos angeboten. Ältere Kinder kann man bei einem Surfkurs anmelden oder eine Reitstunde für sie buchen. Wer mit Freunden in den Urlaub fährt und die Kinder des anderen Paares stundenweise mitbetreut, kann sich gegenseitig Paarzeit ermöglichen. Fest steht, dass Sex im Familienurlaub auf jeden Fall besser geplant werden muss.
Ist geplanter Sex denn guter Sex?
Wir machen für alles Mögliche im Alltag Termine aus. Warum dann nicht auch für Sex? Aber wenn wir Sex und Planung zusammenpacken, denken die meisten Menschen, das sei nicht mehr sexy und leidenschaftlich. Wenn ich meine Klienten in der Praxis aber frage, wie es mit dem spontanen Sex in der letzten Zeit funktioniert hat, dann fallen die Antworten alle ähnlich aus. Dass Sex spontan passiert und beide Personen zur gleichen Zeit immer Lust haben, ist in der Verliebtheitsphase vielleicht real. Aber nicht in Langzeitbeziehungen.
Richtiger Sex im Urlaub ist nicht drin, etwa weil der Platz fehlt. Gibt es Varianten, die urlaubstauglicher sind?
Was ist richtiger Sex? Sex ist Sex, dafür muss keine Penetration stattfinden. Wer sich im Urlaub streichelt, hat auch Sex gehabt. Vielmehr geht es darum, Situationen zu schaffen, in denen man sich sexuell fühlt, Lust verspürt und die der Partnerschaft guttun. Paarzeit ergebnisoffen anzugehen, kann enorm viel Druck und Stress rausnehmen.
Sex um jeden Preis im Urlaub zu haben, nur damit man das auf der Liste abhaken kann – davon rate ich ab. Angenommen, eine Familie geht eine Woche mit der ganzen Familie in den Urlaub. Und der Sex, den man sonst hat und den man gerade haben will, ist logistisch nicht möglich. Dann ist das vollkommen okay. Und mit der Beziehung ist trotzdem alles in Ordnung.
Wie sage ich Kindern, dass die Eltern im Urlaub mal Zeit für sich brauchen?
Ich würde nie empfehlen, ihnen zu sagen, dass Eltern Zeit für sich haben möchten und sie deswegen in den Kinderclub gehen sollen. Kinder können sich dann abgeschoben oder unerwünscht fühlen. Besser ist, das Kind darin zu unterstützen und zu ermutigen, Zeit mit anderen Kindern zu verbringen, ohne dass eine Bedingung dranhängt. Und wenn das Kind nicht möchte, dann sollten Eltern das auch akzeptieren.
Wie reagiert man, wenn man von seinen Kindern beim Sex erwischt wird?
Auf jeden Fall darüber reden, das Kind auffangen und klarstellen, dass das, was das Kind gesehen hat, nichts mit ihm selbst zu tun hat – unabhängig davon, ob Sohn oder Tochter drei oder zwölf Jahre alt sind. Entscheidend ist auch, ob schon ein Aufklärungsgespräch geführt wurde.
Die Situation im Nachhinein ignorieren, sollte man nicht. Das könnte Auswirkungen darauf haben, welche Haltung ein Kind zum eigenen Körper, zur Sexualität und zu Beziehungen entwickelt. Grundsätzlich sollten aber Eltern dafür sorgen, dass es gar nicht erst so weit kommt. Kinder haben in der Intimität ihrer Eltern nichts zu suchen. Weiß man, dass Kinder zuhören oder hereinkommen könnten, sollte man auf Sex verzichten.
Und wenn der Sex nicht mehr so gut ist wie in den ersten Beziehungsjahren?
Wichtig ist, dass man darüber spricht und sagt, wie man sich gefühlt hat. Und dass der Sex gemeinsam reflektiert wird. Meine Erfahrung ist allerdings, dass das nur wenige Paare machen. Es war halt komisch und fertig. Wir fahren unser Standardprogramm und machen das, was wir schon immer machen. In der Annahme, dass wir wissen, was dem anderen gefällt. Aber das ist nicht immer der Sex, den sich Paare wünschen. Bedürfnisse können sich in der Partnerschaft verändern. Und diese Lücke kann man schließen, wenn man kommuniziert.
Auch Humor ist wichtig. Wenn es um Sex geht, sind wir immer total ernst und wollen bloß nicht lachen. Dabei ist Lachen beim Sex normal und super wichtig. Gemeinsames Lachen entspannt und kann auch über unangenehme Situationen hinweghelfen.
Frau Henchen, Sex im Familienurlaub – ist das ein realistischer Wunsch?
Natürlich ist das realistisch, vorausgesetzt, man denkt bei der Buchung daran, dass es auch Zeit und Raum dafür geben muss. Ich beobachte allerdings, dass Sex im Urlaub für Paare, die schon länger nicht mehr intim geworden sind, ein Stressthema ist und Druck erzeugen kann.
Warum ausgerechnet im Urlaub?
Weil der Alltag vollgepackt ist, man keinen Kopf dafür hat oder neben Kindern wenig Paarzeit bleibt. Dann steht der Urlaub vor der Tür und mein Partner erwartet, dass wir Sex haben. Denn Urlaub und Sex, das passt ja wunderbar zusammen. Man kann mal wieder richtig entspannen und sich gehen lassen. Früher, vor den Kindern, war das schließlich auch so. Und dann kommt Druck auf, vorwiegend bei der Frau, die in den ersten zwei oder drei Jahren nach der Geburt vielleicht weniger Lust hat.
Was raten sie Paaren in dieser Situation?
Dann geht es darum, rechtzeitig darüber zu sprechen und zu sagen, wie man sich fühlt. Dass man sich wünscht, endlich mal wieder Sex zu haben, es sich aber komisch anfühlt, weil man schon länger keinen mehr hatte. Lebe ich in einer Partnerschaft, in der Sex kein Stressthema ist, dann muss ich das natürlich nicht explizit ansprechen.
Welche Urlaubsunterkunft macht Intimität im Urlaub denn einfacher?
Wichtig ist, dass Eltern auch den Raum haben, um sich zurückzuziehen. Dass sie ein eigenes Schlafzimmer haben oder dass es ein separates Wohnzimmer gibt. Aber das ist natürlich auch eine Frage des Preises.
In einem Urlaubsresort gibt es häufig eine Kinderbetreuung. Abends werden Kinderdiscos angeboten. Ältere Kinder kann man bei einem Surfkurs anmelden oder eine Reitstunde für sie buchen. Wer mit Freunden in den Urlaub fährt und die Kinder des anderen Paares stundenweise mitbetreut, kann sich gegenseitig Paarzeit ermöglichen. Fest steht, dass Sex im Familienurlaub auf jeden Fall besser geplant werden muss.
Ist geplanter Sex denn guter Sex?
Wir machen für alles Mögliche im Alltag Termine aus. Warum dann nicht auch für Sex? Aber wenn wir Sex und Planung zusammenpacken, denken die meisten Menschen, das sei nicht mehr sexy und leidenschaftlich. Wenn ich meine Klienten in der Praxis aber frage, wie es mit dem spontanen Sex in der letzten Zeit funktioniert hat, dann fallen die Antworten alle ähnlich aus. Dass Sex spontan passiert und beide Personen zur gleichen Zeit immer Lust haben, ist in der Verliebtheitsphase vielleicht real. Aber nicht in Langzeitbeziehungen.
Richtiger Sex im Urlaub ist nicht drin, etwa weil der Platz fehlt. Gibt es Varianten, die urlaubstauglicher sind?
Was ist richtiger Sex? Sex ist Sex, dafür muss keine Penetration stattfinden. Wer sich im Urlaub streichelt, hat auch Sex gehabt. Vielmehr geht es darum, Situationen zu schaffen, in denen man sich sexuell fühlt, Lust verspürt und die der Partnerschaft guttun. Paarzeit ergebnisoffen anzugehen, kann enorm viel Druck und Stress rausnehmen.
Sex um jeden Preis im Urlaub zu haben, nur damit man das auf der Liste abhaken kann – davon rate ich ab. Angenommen, eine Familie geht eine Woche mit der ganzen Familie in den Urlaub. Und der Sex, den man sonst hat und den man gerade haben will, ist logistisch nicht möglich. Dann ist das vollkommen okay. Und mit der Beziehung ist trotzdem alles in Ordnung.
Wie sage ich Kindern, dass die Eltern im Urlaub mal Zeit für sich brauchen?
Ich würde nie empfehlen, ihnen zu sagen, dass Eltern Zeit für sich haben möchten und sie deswegen in den Kinderclub gehen sollen. Kinder können sich dann abgeschoben oder unerwünscht fühlen. Besser ist, das Kind darin zu unterstützen und zu ermutigen, Zeit mit anderen Kindern zu verbringen, ohne dass eine Bedingung dranhängt. Und wenn das Kind nicht möchte, dann sollten Eltern das auch akzeptieren.
Wie reagiert man, wenn man von seinen Kindern beim Sex erwischt wird?
Auf jeden Fall darüber reden, das Kind auffangen und klarstellen, dass das, was das Kind gesehen hat, nichts mit ihm selbst zu tun hat – unabhängig davon, ob Sohn oder Tochter drei oder zwölf Jahre alt sind. Entscheidend ist auch, ob schon ein Aufklärungsgespräch geführt wurde.
Die Situation im Nachhinein ignorieren, sollte man nicht. Das könnte Auswirkungen darauf haben, welche Haltung ein Kind zum eigenen Körper, zur Sexualität und zu Beziehungen entwickelt. Grundsätzlich sollten aber Eltern dafür sorgen, dass es gar nicht erst so weit kommt. Kinder haben in der Intimität ihrer Eltern nichts zu suchen. Weiß man, dass Kinder zuhören oder hereinkommen könnten, sollte man auf Sex verzichten.
Und wenn der Sex nicht mehr so gut ist wie in den ersten Beziehungsjahren?
Wichtig ist, dass man darüber spricht und sagt, wie man sich gefühlt hat. Und dass der Sex gemeinsam reflektiert wird. Meine Erfahrung ist allerdings, dass das nur wenige Paare machen. Es war halt komisch und fertig. Wir fahren unser Standardprogramm und machen das, was wir schon immer machen. In der Annahme, dass wir wissen, was dem anderen gefällt. Aber das ist nicht immer der Sex, den sich Paare wünschen. Bedürfnisse können sich in der Partnerschaft verändern. Und diese Lücke kann man schließen, wenn man kommuniziert.
Auch Humor ist wichtig. Wenn es um Sex geht, sind wir immer total ernst und wollen bloß nicht lachen. Dabei ist Lachen beim Sex normal und super wichtig. Gemeinsames Lachen entspannt und kann auch über unangenehme Situationen hinweghelfen.