„Leni, wittmi heirata?“ Fabian Bollingers Antrag wurde in Dialekt geschrieben. Aus der Luft ist er deutlich zu sehen. Foto: privat

Ein schwäbischer Heiratsantrag aus Kompost: in riesigen Lettern hat ein 25-Jähriger um die Hand seiner Freundin angehalten. Die Buchstaben wurden von der Frau allerdings erst gar nicht erkannt.

Burgstetten - Dass die simple Frage „Willst du mich heiraten?“ nicht ausreicht, war für ihn klar: Der 25-jährige Fabian Bollinger hatte eine ganze Weile überlegt, wie er seiner Freundin Lena Eisele einen Antrag machen sollte. „Ich wollt’ einfach was Besonderes, was net jeder macht, und wo auch meine Handschrift ist“, erzählt der junge Mann aus Burgstetten.

Da erinnerte er sich an ein Foto von einem in ein Feld geschnittenen Heiratsantrag, und Bollingers Plan stand fest. Hauptberuflich ist er Landmaschinenmechaniker, doch seine Familie bewirtschaftet auch ein paar Äcker und Obstwiesen. Equipment und natürlich ein Feld waren also vorhanden.

Party-Vorbereitungen als Ablenkung vom Heiratsantrag

Anfang September war es soweit. Lena Eisele traf sich mit Freunden zum Frühstück und begann danach mit Vorbereitungen für eine Geburtstags-Nachfeier von ihr und ihrem Freund. Beides gehörte zum Masterplan von Fabian Bollinger. Unter dem Vorwand, sich um die Obstwiese kümmern zu müssen, machte er sich davon. In Wahrheit begann er mit drei Freunden, riesige Buchstaben auf einen Acker zu zaubern. „Leni, wittmi heirata“ – die Botschaft „Leni, willst du mich heiraten“ ist in Dialekt verfasst.

Bollinger hatte sich jede Menge Gedanken über die technischen Details gemacht. „Eigentlich wollte ich die Buchstaben ja grubbern oder eggen, aber dann wäre der Kontrast zu gering gewesen und Lena hätte es nicht lesen können“, sagt er. Also wurden die Lettern zuerst gemäht und dann gemulcht, also klein gehäckselt. Dann verteilten die vier jungen Männer Komposterde, um die Buchstaben noch deutlicher sichtbar zu machen. Aus einem Anhänger schaufelten sie den dunkelbraunen Humus aufs Feld – echte Schwerstarbeit. Aber was tut man nicht alles für die Liebe.

Zuerst bemerkt seine Freundin die Buchstaben gar nicht

Die ganze Aktion brauchte wesentlich länger als geplant. „Ich hab’ eigentlich gedacht, nach zweieinhalb Stunden sind wir fertig“, sagt Bollinger. Doch daraus wurden mehr als sechs Stunden. Was etwas suboptimal war, denn er hatte seiner Freundin ja versprochen, bei den Vorbereitungen für die gemeinsame Party zu helfen. Als er sie dann am Nachmittag anrief und um Hilfe bat – angeblich hatte der Schlepper einen Plattfuß – „da hat sie gezahnt wie zwei, begeistert war sie nicht“, erzählt Bollinger.

Aber Lena Eisele kam trotzdem zur Hilfe – und bemerkte die riesigen Buchstaben auf dem Acker nicht. Zunächst jedenfalls. „Ich hab’ sie dann auf den Arm genommen, wie immer, wenn sie erbost auf mich ist“, sagt Bollinger. Er bugsierte seine Angebetete auf einen am Schlepper angebrachten Korb. „Sie hat erst mal geschrien, dass sie da nicht rauf will.“ Doch es half nichts – und im nächsten Augenblick wurde ihr dann klar, warum ihr Freund sich so seltsam verhalten hatte. Von oben war der Schriftzug zu erkennen. Sie war zu Tränen gerührt, sagte natürlich „Ja“ und bekam den Ring angesteckt.

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Zu der gemeinsamen Geburtstags- und Verlobungsparty des Paars kam es an dem Tag natürlich auch noch. Wann die Hochzeit stattfindet, steht allerdings noch nicht fest. „Vielleicht heiraten wir im nächsten Jahr, wir müssen ja auch abwarten, wie sich das mit Corona weiterentwickelt. Wir wollen ja schon ein richtiges Fest machen, da will ich mich net lumpen lassen“, sagt Fabian Bollinger. Ob der Antrags-Acker bei der Feier auch eine Rolle spielen könnte? „Das wäre eigentlich eine Idee, aber dann könnten wir erst spät heiraten.“ Denn das Getreide, das dann wieder auf dem Feld wächst, müsste erst einmal fertig gedroschen sein, bevor es als Hochzeitslocation taugt.