Robert Keller hat den Leonberger Verein Fish gegründet. Foto: Simon Granville

Der Verein Fish kümmert sich um gesetzliche Betreuung für hilfsbedürftigen Menschen. Die Reform des Betreuungsrechts hat in diesem Bereich laut Geschäftsführer Robert Keller einige Fortschritte erbracht.

Nicht weniger als eine Revolution beinhaltet für Robert Keller die Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrechts, die bundesweit am 1. Januar 2023 in Kraft trat. Vom Bundesjustizministerium wurde diese auf den Weg gebracht, um die Selbstbestimmung von betreuten Menschen und die Qualität der rechtlichen Betreuung zu stärken. „Bis zum 1. Januar stand der Wunsch des Betreuten im Hintergrund und sein Wohl im Vordergrund. Das Wohl wurde jetzt aber herausgenommen und die Person wird nun nach ihrem Wunsch betreut“, schildert Keller, der Geschäftsführer von Fish.

Der gemeinnützige Verein aus Leonberg kümmert sich um die gesetzliche Betreuung von Menschen, die ihre Angelegenheiten und Rechte selbst nicht mehr regeln und wahrnehmen können. Das betrifft Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen, psychischen Erkrankungen oder Personen, die an Demenz erkrankt sind, erklärt Keller.

Seit fast 20 Jahren in Leonberg aktiv

Gemeinsam mit seiner Frau hat er 2004 Fish in Leonberg gegründet. Damals sei der Verein, dessen Name für Fördern, Integrieren, Schulen und Helfen steht, als Projekt zur Arbeitsmarktintegration entstanden, erzählt Keller. Auch heute ist dies noch ein Arbeitszweig des Vereins – wenn auch ein kleiner. 2011 schwenkte der Verein auf den Bereich der gesetzlichen Betreuung um, das ist heute auch der Kern der Arbeit von Fish, wie Keller erläutert „Das ist eine reine Schreibtischtätigkeit. Wir managen das Leben der Menschen.“ Ein Jahr später entstand auch die Nachbarschaftshilfe, die sich mittlerweile zum anerkannten Betreuungsdienst entwickelt hat – ein weiterer Arbeitszweig von Fish, um Menschen auch Hilfe im Alltag anzubieten.

Neues Betreuungsrecht stärkt Vereine wie Fish

Gesetzlich betreut werden von Fish derweil 130 Menschen. Der Verein kümmere sich um Personen, bei denen Ehrenamtliche überfordert sind oder die Berufsbetreuer nicht übernehmen wollen, schildert Keller. Per Gesetz werde für einen hilfsbedürftigen Menschen zunächst nach einem ehrenamtlichen Betreuer gesucht, das können Angehörige, aber auch Personen außerhalb der Familie sein. Wird dort niemand gefunden, schaue sich die Betreuungsbehörde nach Berufsbetreuern um. Will von ihnen niemand übernehmen, sind Vereine wie Fish am Zuge.

Sie habe das neue Betreuungsrecht gestärkt, erklärt Robert Keller. Ehrenamtliche gesetzliche Betreuer, können nun mit dem Verein eine Vereinbarung eingehen. Personen, die keine familiäre oder persönliche Bindung zum Betreuten haben, müssen dies in der Regel sogar tun.

Fish steht den Ehrenamtlichen beratend zur Seite, der Verein bietet unter anderem Schulungen an. Die Vereinbarung schließe auch mit ein, dass Fish für die Ehrenamtlichen die Verhinderungsbetreuung stellen kann, erklärt Robert Keller. „Das ist ein Riesenfortschritt, dafür, dass es attraktiver wird, eine Betreuung zu führen. Vorher standen die Ehrenamtlichen ganz alleine da.“

Mehr Anforderungen an berufliche Betreuung

Auch mit Blick auf die beruflichen Betreuer sieht Robert Keller Verbesserungen durch die Reform. Sie müssen nun einen Sachkundenachweis erbringen. Dazu gehört unter anderem, dass sich die Person mit Betreuungsrecht und sozialrechtlichen Unterstützungssystemen auskennt. Robert Keller findet diese Änderung sehr sinnvoll: „Man hat wesentliche Verantwortung für zentrale Bestandteile des Lebens eines Menschen.“

Menschen, die diese wichtige Aufgabe übernehmen, werden auch bei Fish gebraucht, wie Keller sagt: Der Verein suche Ehrenamtliche für die gesetzliche Betreuung