Seltener Anblick: Oldtimer auf dem Leonberger Marktplatz. Foto: Dieter Rentschler

Ideales Spätsommerwetter für eine Sonntagsausfahrt in historischen Autos und für einen Einkaufsbummel über den Leonberger Marktplatz.

Schon morgens um halb neun stehen die ersten Oldtimer auf dem Leonberger Marktplatz, bis kurz vor elf Uhr können sich die Fahrer zur 25. Leo-Motor Classic anmelden, 69 sind es in diesem Jahr. Die 68 historischen Autos und ein Motorrad Marke Royal Enifield Baujahr 1937 starten zu einer gemütlichen Ausfahrt auf der rund 90 Kilometer langen Strecke über Heimerdingen, Wiernsheim, Renningen und wieder nach Leonberg zurück zu einem Zwischenstopp auf dem Engelberg. Dann führt die Strecke über Magstadt und Weil der Stadt wieder zum Ausgangspunkt.

Gemütlichkeit statt Geschwindigkeit

Dabei geht es nicht um Schnelligkeit. Es ist kein Autorennen, sondern eine gemütliche Ausfahrt mit den blank polierten Karossen und ihren herausgeputzten Fahrern. Zu gewinnen gibt es dennoch zahlreiche Gutscheine der umliegenden Geschäfte auf dem Marktplatz, die mit einem Quiz unter den Teilnehmern verlost werden. Für echte Motorfans dürften die Fragen kein Problem sein, gefragt wird etwa, wie viel Zylinder ein Porsche 912 hat oder wann der letzte VW Käfer vom Band rollte.

Mindestens 30 Jahre alt muss ein Fahrzeug sein, um als Oldtimer zu gelten. Alle gängigen Automarken und Modelle aus diesem Zeitraum sind diesmal vertreten, darunter sind echte Raritäten wie ein beigefarbener Jaguar Baujahr 1960, ein dunkelblaues Stingray Corvette Cabrio aus dem Jahr 1953 oder eine Mercedes Heckflosse in Perlmuttgrün aus dem Jahr 1964. Das älteste Auto bei der diesjährigen Ausfahrt ist ein Buick Master Sport Touring von General Motors in Beige mit schwarzen Schutzblechen aus dem Jahr 1927. Er gehört Bernd Nixdorf aus Leonberg, der ihn bereits seit 34 Jahren besitzt und der passend zur Autofarbe in einem echten Schottischen Tweedanzug und Schiebermütze unterwegs ist. Gebaut wurde das Fahrzeug für Australien, daher ist der Lenker rechts. „Bis auf die Lichtmaschine ist alles noch original“, versichert Nixdorf. Eine Besonderheit sind die Holzspeichen der Räder und das Holzlenkrad. Auf dem Kühlergehäuse prangt ein Thermometer, mit dem der Fahrer von seinem Sitz aus während der Fahrt die Motortemperatur überwachen kann.

Golftasche ist ein Muss

Ebenfalls einen auffälligen Buick in Rot mit einem hölzernen schwarzen Aufbau aus dem Jahr 1931 fährt Thomas Romen aus Leonberg. Auf den Sitzen aus echtem Leder ist es bequem wie auf einem Sofa. Das Auto verfügt über eine Klappe für eine Golftasche – zu damaliger Zeit in Amerika ein Muss für diese Bauart – und er über einen sogenannten Schwiegermuttersitz, einen Klappsitz im Heck des Fahrzeugs. „Ersatzteile gibt es keine mehr, ich bastele selbst und improvisiere“, sagt Romen, der mit dem Auto sogar zum Brötchenholen fährt.

Ebenfalls eine absolute Rarität besitzt Stefan Armleder aus Leonberg. Er fährt einen Ford Model A aus dem Jahr 1928 in Beige-Braun. Und obwohl es als Mittelklassewagen spartanisch ausgestattet ist, besitzt es die für diese Zeit in Amerika typische Klappe für eine Golftasche und einen zusätzlichen Klappsitz im Heck. Vier Millionen Mal wurde das Auto gebaut.

„Man muss es fahren, sonst geht es kaputt“

Vom weinroten Rolls-Royce, den Gerd Schlaich aus Rutesheim besitzt, wurden dagegen nur 2500 Exemplare produziert, „aber jedes der Autos ist anders, also ist dieses Fahrzeug einmalig“, sagt der Besitzer. Vor zwölf Jahren hat er den Wagen in England gekauft. Immerhin rund 3000 Kilometer fährt er mit seinem Rolls im Sommer, „ein solches Auto muss man fahren, sonst geht es kaputt“, sagt der Oldtimerfachmann. Wunderschön ist die kleine silberne Kühlerfigur Emily, die wohl berühmteste Kühlerfigur der Welt, die die Grundtugenden der Marke zum Ausdruck bringen soll, Lautlosigkeit, Eleganz und Geschwindigkeit.

Ein neueres Modell fährt Rolf Pichl aus Höfingen. Sein Porsche 911 Speedster ist dennoch etwas ganz Besonderes. Der Wagen stammt von 1988, von dem Modell wurden nur wenige gebaut, und Pichl ist der erste Besitzer des Fahrzeugs. Er hat den Wagen Ton in Ton in Samtrotmetallic bestellt. Karosserie, Lenkrad, Ledersitze, die komplette Ausstattung ist in der einheitlichen Farbe gestaltet. Mit seinen rosa Jeans, den pinkfarbenen Schuhen und dem entsprechenden Shirt ist Pichl einer der heißen Anwärter auf den „Haute-Couture-Sonderpreis“, der für originalgetreues Outfit vergeben wird.

Die Besucher auf dem Marktplatz nutzten derweil den verkaufsoffenen Sonntag für einen ausgiebigen Bummel durch die Geschäfte. Der städtische Pop-up-i-Punkt hat wie die anderen Läden bis 18 Uhr geöffnet. Gefragt sind die neuen Leo-Souvenirs im Motorlook: als Motiv der sympathische Leonberger Hund, der als „Rocking Dog“ mit Motorradbrille und Hundeknochenhalstuch Modell steht. Ein frisches, modernes Motiv, nicht nur für alle Motorsportfans.