Ein neuer Simulator für den Engelbergbasistunnel auf der A81 bei Leonberg soll helfen, Änderungen an der Betriebstechnik zu testen, bevor sie im Tunnel realisiert werden - und dann im dafür gesperrten Verkehr ausprobiert werden müssten.
Leonberg - An einem Lastwagen platzt im Engelbergtunnel auf der A81 bei Leonberg (Kreis Böblingen) ein Reifen, er rammt die Wand, wird beschädigt, Treibstoff läuft aus und fängt Feuer – ein Horrorszenario für jeden Autofahrer. Jahrelang können Autos problemlos durch einen Tunnel fahren. Doch es reichen wenige Sekunden und die Normalität ist Geschichte – ein Unfall, ein Brand, ein Störfall.
Nun muss die Betriebstechnik des Tunnels schnell reagieren und viele Menschen müssen helfend eingreifen. Damit die wissen, was zu tun ist, und die Technik effizient eingreift, müssen Erstere gut geschult und Letzteres muss problemlos funktionieren. Damit das der Fall ist, steht nun der Landesstelle für Straßentechnik, der in Stuttgart angesiedelten Abteilung des Regierungspräsidiums Tübingen, ein Tunnelsimulator für den 2,5 Kilometer langen Engelbergbasistunnel zur Verfügung.
Diesen Simulator und die Straßenverkehrszentrale Baden-Württemberg, die sich um den Verkehr auf den Autobahnen und Bundesstraßen des Landes kümmert und diesen über die Anzeigenbrücken über den Fahrbahnen beeinflusst und zusätzlich noch 15 viel befahrene Tunnels überwacht, hat der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser nun vorgestellt.
Verkehr soll flüssig bleiben
„Es geht darum, den Verkehr flüssig zu halten, die Autofahrer über Ereignisse auf ihren Strecken zu informieren und alles zu tun, um die Sicherheit zu erhöhen“, sagte Tappeser. Ein flüssiger Verkehr trage zu einer geringeren Belastung der Umwelt bei. Denn bei einem Stau entstehen vier mal mehr Feinstaubpartikel und das fünffache an Stickoxiden, erläuterte der Regierungspräsident. Hinzu komme, dass die Überwachung der Straßentunnels rund um die Uhr immer anspruchsvoller werde.
Doch wofür braucht es einen Simulator für den Engelbergbasistunnel? „Wir können nicht jedes Mal den Tunnel sperren, wenn etwas an der Betriebstechnik erneuert wird, um zu testen, ob sich das auch bewährt – das würde zum Chaos führen“, meinte Thomas Voit. Er leitet das Referat, das für das Betriebsmanagement und die Betriebstechnik zuständig ist. Deshalb wurden bereits 2009 beim Bundesverkehrsministerium drei Pilotprojekte gestartet, um Tunnelsimulatoren zu entwickeln. Es ging um einen kleinen Tunnel, einen mit Gegenverkehr und einen Autobahntunnel mit zwei Richtungsröhren und viel Verkehr. Diese Voraussetzungen erfüllt der Engelbergbasistunnel auf der A 81, die beiden ersten sind in Bayern.
In diesem Projekt wird die Steuerungstechnik des Engelbergbasistunnels auf mehreren Bildschirmen eins zu eins nachgebildet. Wird der Simulator bedient, reagiert er identisch wie die im Echtbetrieb befindliche Technik des Tunnels. „Dabei können vielfältige Szenarien simuliert werden“, erläutert Nikolaus Wolf. Er ist in der Landesstelle zuständig für Betriebstechnik und Sicherheit in Tunnels.
1000 Szenarien
Ganz wichtig sei dabei die Lüftung im Brandfall, so Wolf. Fast 1000 Szenarien wurden getestet, bevor der Simulator im wahrsten Sinne des Wortes seine erste Feuertaufe bestanden hat. Nachdem das Lüftungsprogramm des Engelbergtunnels geändert wurde, konnte die neue Software, die auf den Erkenntnissen der durchgespielten Szenarien beruht, in die bestehende Betriebstechnik eingespielt werden. Dafür wurden in zwei Nächten im November 2017 die beiden Röhren gesperrt. „Die Brandversuche in der Praxis haben die theoretischen Tests am Simulator zu 100 Prozent bestätigt“, sagte Wolf.
Der Tunnelsimulator sei ein wichtiges Instrument, um die bei der 2019 beginnenden Sanierung des Tunnels geänderten Bedingungen vorab zu erproben. Von den rund 110 Million Euro für die Sanierung des Tunnels entfallen fast 50 Millionen auf die neue Betriebstechnik. „In der Praxis werden künftig alle technischen Nachrüstungen erst auf dem Simulator auf Herz und Nieren geprüft, bevor sie in die Tunneltechnik eingespielt werden “, so Wolf.
Neu installierte technische Komponenten können getestet werden, ohne hierfür den viel befahrenen Tunnel zu sperren. Doch das heiße nicht, dass nicht auch weiterhin Tests vor Ort vorgenommen werden. Das Ziel sei letztendlich, dass die Betriebstechnik von der Auslösung eines Ereignisses im Tunnel über die Autobahnmeisterei in Ludwigsburg bis hin zur Verkehrsrechnerzentrale Baden-Württemberg fehlerfrei funktioniere, sagte Wolf.
Angesiedelt ist der Simulator, der etwa eine Million Euro gekostet hat, nicht im Engelbergbasistunnel, sondern in den Technikräumen der Fernmeldemeisterei auf dem Gelände der Autobahnmeisterei Ludwigsburg. Hier laufen die Kabel der 15 überwachten Tunnels zusammen. Das ist ideal, um später auch die anderen Tunnels in den Simulationsmodus aufzunehmen.