Das Leipziger Streichquartett Foto: Agentur

Bei der Kammermusikreihe der SKS Russ ist das Leipziger Streichquartett mit seinem vom Petersen-Quartett ausgeliehenen Aushilfs-Primarius Conrad Muck aufgetreten: ein Clash der Quartett-Kulturen.

Was macht ein renommiertes Streichquartett, dessen Primarius derzeit in den USA wegen versuchten Mordes vor Gericht steht? Es leiht sich den Primarius eines anderen renommierten Streichquartetts aus. Das Musikerleben muss weitergehen.

So erschien am Mittwoch das dreiköpfige Leipziger Streichquartett im Mozartsaal zusammen mit Conrad Muck, der sonst im Petersen-Quartett geigt. Eigentlich ein spannendes Experiment – schließlich praktizieren die beiden Quartette sehr unterschiedliche Klangästhetiken. Das Leipziger Streichquartett, das in seinem über 25-jährigen Dasein nur einen einzigen Personalwechsel zu verzeichnen hat, steht für Präzision und entspannte Kommunikation, was für die strukturelle Durchleuchtung der Werke gut ist, einem radikalen, emotionalen Zugriff aber eher im Wege steht. Die individuellen Farben der Stimmen ordnen die Leipziger stets einer auf Ausgewogenheit zielenden Spielkultur unter.

Nicht so das Petersen-Quartett, das risikoreicher vorgeht, eher einen schroffen, aufwühlenden Klang verfolgt. Seine Qualität liegt nicht unbedingt im Schönklang.

Zusammenprall zweier unterschiedlicher Klangideale

Das Ergebnis war nicht überraschend: Conrad Muck in der Position des ersten Geigers frönte einem kantigen, breiten, intonatorisch vor allem in der hohen Lage äußerst fragwürdigen Ton, seine Kollegen Tilmann Büning (Violine), Ivo Bauer (Viola) und Matthias Moosdorf (Cello) setzten wie gewohnt auf einen farblich homogenen, geschmeidigen und warmen Zusammenklang.

Was die süffige Melodik und die tänzerische Folklore in Alexander Glasunows drittem Streichquartett angeht, entstanden daraus durchaus reizvoll-wilde Wirkungen. Aber in Anton Weberns Langsamem Satz für Streichquartett störte Mucks zu grelle Stimme oft das fein strukturierte Klangbild. Ebenso wie er in Tschaikowskys drittem Quartett mit viel zu viel Bogendruck und enger Phrasierung die Klangbalance aus dem Gleichgewicht brachte. Freilich beeindruckte an vielen heiklen Stellen das perfekt getimte Zusammenspiel der vier, vor allem im Scherzo, und überhaupt: Trotz allem war’s kein langweiliger Abend.

Das nächste Konzert der SKS-Kammermusikreihe im Mozartsaal gestaltet am 10. 11. das Quatuor Modigliani