Mehrkämpfer Matthias Brugger beim Thorpe-Cup in Bernhausen Foto: Baumann

Drei deutsche Zehnkämpfer unter den besten Sieben der Welt und drei Siebenkämpferinnen in Lauerstellung: So stark war das deutsche Mehrkampf-Team schon lange nicht mehr besetzt, doch bis zur WM in zwei Wochen gibt es noch viel zu tun. Eine Übersicht.

Der Wettkampf in Bernhausen: Die 1500 Meter mussten wirklich nicht mehr sein. Rico Freimuth und Michael Schrader schleppten ihre Hochsprungstäbe zum Auto. Feierabend – endlich. Die letzten beiden Disziplinen, den Speerwurf und die 1500 Meter, ließen die drei deutschen WM-Fahrer bei ihrem letzten Test im Rahmen des Thorpe-Cups in Filderstadt-Bernhausen aus. Die Beine waren so schon schwer genug.

Nur in ausgewählten Disziplinen starteten die sechs für die Weltmeisterschaft in zwei Wochen nominierten Mehrkämpfer. „Je nachdem, wo sie noch ein bisschen Stabilität gebraucht haben“, sagte Claus Marek, der leitende Mehrkampf-Bundestrainer. Kai Kazmirek versuchte sich in sechs Disziplinen: „Es war eine gute Generalprobe, nur mit dem Stabhochsprung bin ich nicht zufrieden“, sagte der beste Deutsche in diesem Jahr. Nur 4,76 Meter sprang er. Ganz weltmeisterlich war das noch nicht. Auch Schrader und Freimuth – drei ungültige Diskusversuche – sind noch nicht in Top-Form.

Ein bisschen mehr Anspannung hätte sich auch Paul Meier gewünscht. „Das sah an diesem Wochenende nicht nach Spaß aus“, meinte der Präsident des deutschen Zehnkampfteams. Dass in Bernhausen keine Bestleistungen purzelten, überraschte jedoch nicht. „Wir kamen direkt aus dem Training und haben harte Wochen hinter uns“, sagt Freimuth. Siebenkämpferin Claudia Rath will den Testwettkampf ebenfalls nicht überbewerten: „Ich bin zwar zufrieden, aber bei uns allen ist noch Luft nach oben.“

Die WM-Ziele: So richtig aussprechen mag es keiner, aber das Ziel der deutschen Mehrkämpfer in Peking ist eine Medaille. „Das Potenzial dafür haben die Athleten“, sagt Paul Meier. Und zwar alle. „Eine Punktzahl zwischen 8300 bis 8500 haben die Zehnkämpfer drauf und das kann für eine Medaille reichen“, sagt Meier. „Ich will unter die besten Fünf kommen“, kündigt Kazmirek vor seiner ersten Freiluft-WM an. Und Claudia Rath meint: „Es muss zwar alles perfekt laufen, aber ich peile eine Bestleistung an. Mal schauen, für was das reicht.“

Die Erfahrung: Schrader ist der einzige der drei Zehnkämpfer, der bisher eine internationale Medaille (Silber bei der WM 2013) gewonnen hat. Doch Kazmirek siegte in diesem Jahr beim Mehrkampf-Klassiker in Götzis. Und Rico Freimuth hat etliche internationalen Wettkämpfe bestritten. „Entscheidend ist, dass am Ende die Bausteine Kopf und Körper zusammenpassen“, sagt Marek. Dasselbe gilt auch für den Siebenkampf. Erfahrung bringen Rath, Carolin Schäfer und die WM-Zweite von 2009, Jennifer Oeser, aber auf jeden Fall mit.

Die Konkurrenz: Läuft es normal, ist dem Amerikaner Trey Hardee die Goldmedaille im Zehnkampf kaum zu nehmen. Mit 8725 Punkten führt er die Weltjahres-Bestenliste an. „Aber er muss erst einmal durchkommen“, sagt Paul Meier. Doch die Deutschen müssen sich nicht verstecken: Alle drei sind in der Weltjahresbestenliste unter den besten Sieben. Kazmirek ist Vierter (8462), Schrader Fünfter (8419) und Freimuth Siebter (8380).

„Bei den Frauen ist die Konkurrenz noch größer“, sagt Marek. Mit der Weltjahresbesten Brianne Theisen-Eaton (6808) ist zu rechnen, aber auch mit Jessica Ennis-Hill (4./6520). Beste Deutsche in diesem Jahr ist Carolin Schäfer (6547) als Zweite der Weltjahresbestenliste. Claudia Rath ist Achte (6458), Jennifer Oeser 16. (6306). „Alle drei sind echte Wettkampftypen“, sagt Marek: „Ich bin zuversichtlich.“

Der Fahrplan: Am Mittwoch fliegen Rath und Schäfer mit dem deutschen Team nach Jeju in Südkorea, die Zehnkämpfer kommen einige Tage später nach. Oeser, die vor zehn Monaten Mutter geworden ist, kommt erst direkt zum Wettkampf. „Wir arbeiten jetzt noch an der Feinabstimmung“, sagt Marek. Das heißt: Kräfte sammeln und an der Einstellung arbeiten, „denn diese wird entscheidend sein“, damit die Form in Peking wirklich weltmeisterlich sein wird.

39 066 Punkte holte das deutsche Zehnkampf-Team beim Thorpe-Cup in Filderstadt-Bernhausen, die Athleten aus den USA kamen lediglich auf 35 590 Zähler.