Erfreut sich großer Beliebtheit: der Silvesterlauf in Bietigheim-Bissingen. Foto: Werner Kuhnle

Marcel Fehr und Hanna Klein gewinnen den Silvesterlauf in Bietigheim-Bissingen.

Bietigheim-Bissingen - Eigentlich ist ja der Fußball seine Sache. Aber auch auf der Laufstrecke macht Patrick Müller keine schlechte Figur. Der frühere Co-Trainer der SVK-Kicker ist ein routinierter Silvesterläufer, war bereits mehrfach in Bietigheim am Start. „Es ist immer eine tolle Erfahrung, wenn in der Altstadt die Zuschauer in vier Reihen am Streckenrand stehen und einen anfeuern“, schwärmt der 29-Jährige, „da bekommt man echt Gänsehaut und macht sich überhaupt keine Gedanken mehr darüber, wie weit es denn noch ist.“

53:06 Minuten brauchte der Zuffenhausener für die 11,1-Kilometer-Strecke durch das ehemalige Landesgartenschaugelände sowie die Altstadt. Das reichte bei den Männern für Gesamtrang 704 von 2208 Startern. Insgesamt waren 3335 Läuferinnen und Läufer zur 39. Auflage des Silvesterlaufs angetreten, angefeuert von vielen Tausend Zuschauern.

Und die hatten einiges zu gucken. Zum Beispiel das Drama im Kampf um den Sieg bei den Frauen. Dass es auf einen Zweikampf zwischen Hanna Klein (Laufteam Tübingen) und Alina Reh (SSV Ulm) hinauslaufen würde, war fast zu erwarten. Doch am Ende hatte Titelverteidigerin Klein bei ihrem abermaligen Erfolg in 36:05 Minuten mehr als 60 Sekunden Vorsprung auf ihre schärfste Verfolgerin, die 37:06 Minuten brauchte. „Bei Kilometer sechs bin ich weggerutscht und lag plötzlich im Matsch“, berichtete Reh vom entscheidenden Missgeschick. Und nicht nur das: Reh ist auch noch ihren Streckenrekord los. 2016 hatte sie in 36:47 Minuten die bisherige Bestmarke der Frauen aufgestellt. Dritte wurde Hindernisspezialistin Thurid Gers vom SSC Berlin in 39:18 Minuten.

Eine Titelverteidigung war bei den Männern von vornherein ausgeschlossen. Simon Boch, Sieger der vergangenen vier Ausgaben, hatte seine Teilnahme krankheitshalber absagen müssen. Also schlug die Stunde seiner bisherigen Konkurrenten. Der Vorjahreszweite Marcel Fehr (Team Filstal) lief in 32:57 Minuten zu seinem ersten Triumph beim Silvesterlauf, dicht gefolgt vom Äthiopier Mitku Seboka vm LAC Quelle Fürth, der 33:02 Minuten benötigte. Platz drei ging in 33:04 Minuten an Thorben Dietz von der LG Filstal. „Die anderen haben von Anfang an Dampf gemacht“, so der Sieger über sein Rennen, „ich wollte einfach nur dranbleiben. Zum Glück hat das funktioniert.“

Die Zeiten der Profis werden für Hobby- und Freizeitläufer wohl stets unerreichbar bleiben. Doch auch Patrick Müller hat sich Ziele gesteckt. „Ich bin zufrieden, weil ich mir 55 Minuten vorgenommen hatte und deutlich schneller gewesen bin“, sagt er. Und vielleicht könne er ja im Jahr 2020 die 50-Minuten-Marke in Angriff nehmen.

Trotz allen sportlichen Ehrgeizes: Das Motto beim Bietigheimer Silvesterlauf lautet nicht umsonst „Happy Running“. Denn neben den Kämpfen um die Medaillen sind jedes Jahr auch einige besondere Läuferoutfits echte Hingucker. Und was es da in diesem Jahr nicht alles gab: Da gingen ein Zebra und eine Giraffe gemeinsam auf die Strecke und warteten auch im Zielbereich freundschaftlich aufeinander, eine Ente watschelte mit, gefolgt von einem Pinguin und zwei Pumuckls. Ein Wildschwein gab’s ebenso wie Batman, eine ganze Batterie Pfandflaschen und, und, und. Böse Zungen behaupten, dass auch VfB-Trikots dieser Tage als lustige Verkleidung durchgehen würden.

Vor Beginn der Siegerehrung fasste Bietigheim-Bissingens Oberbürgermeister Jürgen Kessing, zugleich Präsident des Deutschen Leichtathletikverbandes und Schirmherr des Laufes, treffend zusammen: „Es waren in diesem Jahr nahezu perfekte Bedingungen.“