Die Zahl der Ausbildungsplätze in der Region hat zwar um 15 Prozent abgenommen – 2019 verzeichnete die IHK aber auch ein Rekordhoch. Foto: imago images/Rupert Oberhäuser

Unter Lockdown-Bedingungen haben Auszubildende und Firmen es schwerer als sonst, zueinander zu finden. Es gibt aber durchaus offene Stellen – und die Fachkräfteallianz bietet Eltern und Jugendlichen, die noch auf der Suche sind, jetzt zusätzliche Unterstützung.

Waiblingen/Stuttgart - In Zeiten von Corona eine Lehrstelle zu finden, ist nicht einfach. Die Möglichkeit, bei einem Praktikum in einen Betrieb hineinzuschnuppern, fällt weg – und Ausbildungsmessen finden nur digital statt. Die Folge: „Normalerweise brummt es um diese Zeit“, sagt Markus Beier von der Industrie- und Handelskammer bei einer Pressekonferenz der Fachkräfteallianz im Rems-Murr-Kreis, kurz Fair genannt. Doch das sei dieses Jahr anders. Beier rechnet damit, dass genau wie im vergangenen Jahr viele Verträge später als sonst geschlossen werden. Eine Bilanz des Lehrstellenmarkts werde sich deshalb wohl erst nach dem offiziellen Ausbildungsbeginn Anfang September ziehen lassen.

Grund für Optimismus

Trotzdem sieht Beier Grund zu verhaltenem Optimismus: „Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist nach wie vor da.“ Man habe sogar 64 neue Unternehmen aus der Region als Ausbildungsbetriebe dazu gewonnen. Und während die technischen Berufe einen Rückgang an Lehrstellen verzeichnen, gibt es bei den kaufmännischen Berufen ein Plus. Christine Käferle von der Agentur für Arbeit in Waiblingen schloss sich seiner Analyse an: Im Rems-Murr-Kreis gebe es aktuell 1993 offene Stellen und 1964 Bewerber. In Stuttgart dagegen gebe es nur 3100 Bewerber, aber noch 4458 offene Stellen. Ihr Fazit: „Da gibt es noch Chancen.“ Schaut sich ein Auszubildender sogar in der gesamten Region des mittleren Neckarraums um, so Käferle, dann sehe es noch besser für ihn aus: Hier verzeichnete die Agentur für Arbeit im März 8394 offene Ausbildungsstellen.

Analysiert man Angebot und Nachfrage allerdings nach Berufen, zeigen sich laut Christine Käferle durchaus Unterschiede. Auf der Liste der gefragtesten Ausbildungsberufe steht Einzelhandelskauffrau ganz weit oben. Hier sind im Rems-Murr-Kreis – Stand März – 93 Stellen frei gewesen, für die sich 73 Bewerber interessierten. Eine Ausbildung im kaufmännischen Büromanagement dagegen suchen 93 Jugendliche. Sie konkurrieren um 31 offene Stellen. „Beweglich zeigen“, lautet Christine Käferles Rat an diese Jugendlichen. „Denn durch Flexibilität kann man die eigenen Chancen verbessern.“

Digitale Ausbildungsplatzsuche ist nicht einfach

Das allerdings scheint den Bewerbern nicht immer leicht zu fallen – zumindest hat Andrea Bronner vom Landratsamt diesen Eindruck gewonnen. Die regionale Ausbildungsmesse „Fokus Beruf“ fand im März zum ersten Mal digital statt. 96 Aussteller präsentierten sich den Bewerbern an Messeständen in einer virtuellen Halle. Doch obwohl das Format den Jugendlichen entgegenkommen sollte, schienen die Hürden immer noch viel zu hoch für eine Kontaktaufnahme: „Da hätten wir uns mehr Resonanz gewünscht“, sagte Bronner bei der Pressekonferenz.

Die Fachkräfteallianz Rems-Murr will die Jugendlichen jedenfalls tatkräftig unterstützen. Die Initiative, zu der sich Industrie- und Handelskammer, Agentur für Arbeit, Handwerkskammer und Gewerkschaft Südwestmetall schon vor längerem zusammengeschlossen haben, will den Fachkräftemangel beheben. Man wolle bei der Berufsorientierung den Turbogang einschalten, sagte Petra Rehm von der Handwerkskammer des Rems-Murr-Kreises. Deshalb plane man, in sozialen Medien gezielt die Eltern anzusprechen, um sie über die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt zu informieren.

Daneben wird etwa die Beratungs-Hotline der Agentur für Arbeit am ersten Mai-Wochenende Sonderschichten einlegen: Ausnahmsweise können Interessenten sich auch am Freitag, 7. Mai, von 17 bis 20 und am Samstag, 8. Mai, von 10 bis 12.30 Uhr melden (0 71 51 / 95 19 902). Das Angebot ist offen für Schüler und Bewerber aller Altersklassen und Schulen.

Und auch die Messe „Fokus Beruf“ legt noch einmal nach: Am 20. und 21. Mai gibt es von neun bis 17 Uhr einen Livestream auf der Website der Messe, in dem Interessenten noch einmal alle 96 Aussteller kontaktieren können.