Sebastian Doppelbauer (links) und Sammy Scheuritzel als junge Festivalgründer Foto: RTL / Thomas Leidig

Zwei junge Männer in der norddeutschen Provinz beschließen, ein Heavy-Metal-Festival auf die Beine zu stellen. Dabei ruinieren sie sich finanziell komplett – und schaffen doch etwas Einzigartiges. „Legend of Wacken“ auf Nitro erzählt die Geschichte.

Es ist eines der größten Heavy-Metal-Festivals der Welt, und seine Entstehungsgeschichte ist längt zum Mythos geworden. Gegründet wurde das Wacken Open Air im Jahr 1990 auf einem Acker in der norddeutschen Provinz von Holger Hübner und Thomas Jensen. Inspiriert von ihrer Geschichte und ihren Erinnerungen ist nun die sechsteilige Serie „Legend of Wacken“ auf RTL Nitro und RTL+ zu sehen.

Aus purer Langeweile und der Begeisterung für Musik stellten die beiden das erste Festival auf die Beine, zu dem 800 Leute aus der Gegend kamen. Finanziell war das Konzert für die Veranstalter ein Desaster, aber sie ließen sich nicht entmutigen. Dass daraus ein Kultfestival mit über 80 000 Fans aus der ganzen Welt werden würde, konnte in den Anfangsjahren wohl niemand ahnen. Eine so ungewöhnliche Erfolgsgeschichte darf auch ungewöhnlich erzählt werden.

Und so betten die Regisseure Lars Jessen und Jonas Grosch die Entstehungsgeschichte ein in eine fiktive Rahmenhandlung. Holger Hübner (Charly Hübner) erleidet während des Festivals einen schweren Unfall und fällt ins Koma. Sein Freund und Kollege Thomas Jensen (Aurel Manthei) will ihn wieder zurück ins Leben und auf das Festival bringen. Laut einer Ärztin soll emotionale Ansprache helfen, und so erzählt Jensen von den Anfängen des Festivals – aber auch vom Beginn einer einzigartigen Freundschaft. Wild springt die Geschichte zwischen Gegenwart und Zukunft hin und her, macht einen Abstecher in die Hölle und lässt Jensen und Hübner als Geister in ihrer eigenen Vergangenheit herumpfuschen.

Für die Zuschauer beginnt eine Zeitreise, bei der Kassetten und Faxgeräte zum Glühen gebracht werden und Bier und Korn in rauen Mengen fließen. Die trockenen Sprüche der Hauptfiguren und der schrullig-liebenswerten Dorfbewohner machen die Serie so unterhaltsam. Die Auftritte von Detlev Buck als Bauer Trede, der seinen Acker für das Festival vermietet, lohnen allein schon das Einschalten. Leider verliert sich die Handlung manchmal auf Nebenschauplätzen, wie beispielsweise in der unnötigen Geschichte des Heimkinds Theresa und der hysterischen Heimleiterin – gespielt von Katharina Wackernagel.

Unterlegt wird das Ganze natürlich mit dem Heavy-Metal-Sound von Bands wie Metallica, Iron Maiden, Motörhead, Judas Priest, Slipknot und Saxon. Die Serie lohnt sich auch, wenn man kein Heavy-Metal-Fan ist. Denn im Kern geht es um eine Freundschaft, die von dem Glauben an eine große Idee zusammengehalten, aber auch gefährdet wird. Charly Hübner und Aurel Manthei sind in ihren Rollen so überzeugend, dass sie nach eigenen Erzählungen während der Dreharbeiten auf dem Wacken Open Air ständig gegrüßt wurden – weil die Fans sie für die Festivalväter hielten.

Sebastian Doppelbauer und Sammy Scheuritzel, die die jungen Versionen spielen, stehen den alten Hasen in nichts nach. Doppelbauer zeigt einen Jensen, der es mit seiner mitreißenden Art versteht, die Leute von seinen Ideen zu überzeugen, aber im Eifer des Gefechts vor allem seinen Freund so manches Mal vor den Kopf stößt. Dieser wird von Schauritzel wortkarg und schwierig im Umgang mit anderen gezeigt. Doch dank seiner Hartnäckigkeit trägt er schließlich zum Erfolg des Festivals maßgeblich bei. Im Abspann bescheinigen die Originale Hübner und Jensen: „Ja, das war so.“

Legend of Wacken. Mi, 12. Juli, und Do, 13. Juli bei Nitro; jeweils drei Folgen ab 20.15 Uhr. Auf RTL+ ist die Serie ebenfalls verfügbar.