Die erste Toilette für alle im Land wurde im Februar in Waldkirch eröffnet. Foto:  

Für inkontinente Menschen, die gewickelt werden müssen, gibt es bald mehrere Anlaufpunkte in Stuttgart, darunter die Mercedes-Benz-Arena. Das Land hat ein Förderprogramm aufgelegt.

Stuttgart - In Stuttgart laufen an mehreren Orten im Stadtgebiet Planungen, sogenannte Toiletten für alle mit Wickelmöglichkeiten für Erwachsene einzurichten. „Wenn man Teilhabe für alle will, muss es die Möglichkeit geben, unterwegs hygienisch Windeln zu wechseln“, betont die Geschäftsführerin des Landesverbands für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg, Jutta Pagel-Steidl. Sie macht sich stark für die Einrichtung dieses Angebots und ist sehr froh ist über die Entwicklung.

Im Februar hat landesweit die erste Toilette für alle in Waldkirch (Landkreis Emmendingen) eröffnet. Kürzlich hat das Sozialministerium bekannt gegeben, dass es an zehn weiteren Orten in Baden-Württemberg Toiletten für alle fördert. Stuttgart kommt gleich doppelt zum Zuge. Der VfB wird in der Sommerpause den Rollstuhlfahrerrückzugsbereich um eine Toilette für alle ergänzen, der Verein erhält hierfür vom Land 12 000 Euro. Und der Körperbehindertenverein in Stuttgart kann für 3146 Euro einen Lifter für eine Liege in einer Begegnungsstätte anschaffen. Bis zum 30. Juni können sich Betreiber und Kommunen noch um die Landesförderung für die Toilette für alle bewerben.

Ausflug in die Wilhelma ist für die Betroffenen schwierig

Jutta Pagel-Steidl berichtet von zwei weiteren Stuttgarter Standorten, die hinzu kommen: Das Haus des Waldes richte eine Toilette für alle ein, auch die Messe Stuttgart habe zugesagt, im Rahmen der Messeerweiterung eine Wickelmöglichkeit für Erwachsene einzuplanen. Zusammen mit der städtischen Toilette für alle in der Klett-Passage, die der Gemeinderat im Dezember beschlossen hat, wären es also perspektivisch fünf Angebote. Wobei ein Wunschstandort der Betroffenen nicht darunter ist: die Wilhelma. „Unsere Sorgenkinder sind die Wilhelma und das Blühende Barock in Ludwigsburg“, erklärt Jutta Pagel-Steidl. Sie finde es jammerschade, dass das Land hier jeweils wenig Bereitschaft zeige, an der Toilettensituation etwas zu ändern. „Inklusion ohne Toilette für alle ist nicht möglich“, meint sie. Derzeit hätten die Betroffenen nur die Möglichkeit, auf dem Boden oder im Auto gewickelt zu werden oder zu Hause zu bleiben.

Der beschlossene Umbau der öffentlichen Toilette in der Klett-Passage ist noch nicht umgesetzt. Momentan wird nach Auskunft der städtischen Pressestelle eine Machbarkeitsstudie erstellt. „Zum Zeitplan können wir momentan noch nichts sagen“, so eine Sprecherin.