Ein 49-Jähriger soll seine Nachbarn massiv bedroht haben. Der Mann streitet vor Gericht alles ab. Foto: dpa

Ein 49 Jahre alter Mann soll seine Nachbarn in Stuttgart in Angst und Schrecken versetzt haben. Ihm droht jetzt die Unterbringung in der Psychiatrie. Der Mann bestreitet die Übergriffe.

Stuttgart - Erstunken und erlogen seien die Vorwürfe, so gut wie nichts stimme von dem, was der Staatsanwalt vorgetragen hat, sagt der Angeklagte vor der 8. Strafkammer des Landgerichts. Der Ankläger wirft ihm Diebstahl, Beleidigung, Bedrohung, Hausfriedensbruch und Körperverletzung vor. Ob der 49-Jährige psychisch krank und somit für sein Tun nicht verantwortlich ist, soll der psychiatrische Gutachter Hermann Ebel einschätzen.

Der arbeitslose Mann, gebürtig in Halle in Sachsen-Anhalt, war nach der Zwangsräumung seiner Wohnung im Stuttgarter Westen im April 2013 in einer Wohnung in Birkach untergebracht worden. Schon kurz nach seinem Einzug gab es Ärger mit einer Nachbarsfamilie.

Der Angeklagte soll dem Nachbarn sein Tierabwehrgerät, eine Art Pistole zum Versprühen von Pfefferspray, gezeigt haben mit den Worten: „Pass ja auf, ich habe eine Pistole.“ Der Nachbar informierte die Polizei, die den 49-Jährigen später im Asemwald stellte. Dabei soll er die Beamten mehrfach wüst beleidigt haben.

„Ich schneide dir den Kopf ab“, soll er gedroht haben

Mitte Mai 2013 soll er dann dem selben Nachbarn eine Machete gezeigt haben. „Ich schneide dir den Kopf ab“, soll er gedroht haben. Eine ähnliche Szene soll sich dann sechs Wochen später wiederholt haben. Mitte Juli dann soll der studierte Betriebswirt dem Nachbarn die Faust ins Gesicht gedroschen haben. Am 19. Juli 2013 sei der Streit, dessen Ursprung im Dunkeln liegt, eskaliert, so der Staatsanwalt. Der Angeklagte habe an die Wohnungstür des Nachbarn geklopft. Als ihm geöffnet wurde, sei er hereingestürmt – mit einem Helm auf dem Kopf, bewaffnet mit der Pfefferspraypistole, einem Teleskopschlagstock und einem Beil. In der Hosentasche hatte er noch ein Messer dabei. „Ich will deinen Kopf“, soll er geschrien haben.

Die fünf Kinder des Nachbarn wurden Zeugen des skurrilen Vorfalls. Die zwei Mädchen leiden seither an Angstzuständen. Der Nachbar hielt den 49-Jährigen mit einer Stange auf Distanz, bis die Polizei eintraf. Der Angeklagte wurde in eine psychiatrische Klinik gebracht. Der von Verteidiger Michael Lepp vertretene Mann bestreitet die Übergriffe. Von ihm sei keine Aggression ausgegangen. Der Nachbar habe gewollt, dass er wieder auszieht.

Deshalb habe dieser ihn bedroht und schikaniert, habe Lügen verbreitet und ihm nachgestellt. Der Auftritt in der Nachbarwohnung? „Er hat mich in seine Wohnung hineingestoßen“, so der Angeklagte. Warum er bewaffnet gewesen sei, will der Vorsitzende Richter wissen. „Weil ich ständig bedroht wurde und weil ich Holz für den Ofen holen wollte“, so die Antwort. Der frühere Faustschlag? „Das war Notwehr, ich wurde zuerst geschlagen.“

Der Angeklagte beschuldigt den Nachbarn

Warum der Betriebswirt in die Arbeitslosigkeit abgeglitten und schließlich zum Hartz-IV-Bezieher geworden ist, liegt wohl auch an seiner Lungen- und Nervenkrankheit. Von einer psychischen Erkrankung, der Richter erwähnt die Diagnose einer schizoaffektiven Psychose, will der 49-Jährige nichts wissen. „Dazu kann ich nichts sagen“, so der Mann. Allerdings nimmt er inzwischen Psychopharmaka. Das hatte er in der Zeit in Birkach nicht getan.

49-Jähriger spricht von „Stasi-Methoden“

Noch vor seinem Umzug nach Birkach soll der Mann mehrere Polizisten, die seine Wohnung im Westen wegen eines mutmaßlich gestohlenen Laptops durchsuchten, beleidigt haben. Er habe den Beamten „Stasi-Methoden“ vorgeworfen und sie „Clowns“ genannt. „Clown ist doch ein ehrbarer Beruf“, so der 49-Jährige. Und mit Stasi-Methoden kenne er sich aus seiner Jugend in der DDR aus. Bei der Kontrolle im Asemwald habe er zu den Polizisten auch nicht gesagt, sie sollten sich verkacken. „Vielleicht habe ich zu meinem Hund gesagt, er soll endlich kacken“, wiegelt der Mann ab. Der Prozess wird fortgesetzt.