Der Hauptangeklagte hat sein Geschäft als Freigänger aufgebaut. Foto: dpa

Mutter und Sohn, die der Autoschieberei angeklagt sind, hatten schon lange Zeit Kontakt zur Mafia. Dabei hält die Mutter zu ihrem Kind, das erst kürzlich aus dem Gefängnis kam.

Stuttgart - Bereits als Freigänger sollte der Angeklagte wieder zurück ins Leben finden, seine Justizvollzugsanstalt unterstützte den Angeklagten dabei, sich eine neue Firma aufzubauen. So hat es sich jedenfalls der Gesetzgeber gedacht. Tatsächlich hat sich der Mann, der sich seit Mittwoch wegen Autoschieberei vor dem Landgericht Stuttgart verantworten muss, den Grundstein seiner illegalen Geschäfte bereits im Strafvollzug mit seinem Leasing-Unternehmen gelegt. Der 25-Jährige soll damit verschiedenen Unternehmen einen Schaden von 367 000 Euro zugefügt haben.

Mit ihm auf der Anklagebank: die eigene Mutter. Weitere Komplizen der mutmaßlichen Autoschieber werden in einem gesonderten Verfahren verfolgt. Die Masche der Betrüger: Teure Fahrzeuge leasen, diese über die polnisch-ukrainische Grenze schaffen , von wo aus sie ein Komplizen verkaufte. An der Grenze wurde der Hauptangeklagte auf frischer Tat ertappt. Seine Motivation sei das schnelle Geld gewesen, gesteht er.

Die mitangeklagte Mutter des Angeklagten, auf die einige der Leasing-Verträge liefen, musste aus Italien zum Gerichtstermin anreisen. Dort machte sie mit Anfang zwanzig erstmals Bekanntschaft mit der Mafia. „Ich habe mich in einen Sizilianer kennengelernt und mich in ihn verliebt. Aus der Partnerschaft ist mein Sohn hervorgegangen“, sagt die 50-Jährige. Doch die Beziehung hielt nicht: Fast täglich habe sie eine Pistole von ihrem Partner am Kopf gehabt, der krankhaft eifersüchtig gewesen sei.

Was die kriminelle Ader angeht, kommt der Sohn offenbar ganz nach dem Vater. Doch trotz dessen Straftaten hält die Mutter zu ihrem Kind. „Ich war mit den Nerven oft am Ende, aber das muss einfach Mutterliebe sein“, sagt sie. Nachdem ein russischstämmiger Mann die Angeklagte bedroht habe, weil ihr Sohn ihm Geld schulde, habe sie einen Selbstmordversuch unternommen.

Die Angeklagte leidet unter der Nervenkrankheit Multiples Sklerose, ist deswegen Frührentnerin und hat Schwierigkeiten beim Gehen. Die Verhandlung wird am 9. November fortgesetzt.