Ein psychisch Kranker soll versucht haben, ein Auto anzuzünden. Foto: dpa

Ein 29-jähriger Mann soll versucht haben, im August 2013 in der Stuttgarter Innenstadt ein Auto abzufackeln. Deshalb steht der Mann jetzt vor Gericht.

Ein 29-jähriger Mann soll versucht haben, im August 2013 in der Stuttgarter Innenstadt ein Auto abzufackeln. Deshalb steht der Mann jetzt vor Gericht.

Stuttgart - Zigarettenpause während der Nachtschicht. Der Mitarbeiter eines Wachdiensts tritt vor die Tür und steckt sich eine Kippe an. Es ist ungefähr 3.30 Uhr. Von seinem Standort aus kann er den Parkplatz unter der Paulinenbrücke in der Innenstadt sehen. „Ich habe eine Gestalt bemerkt, die auf ein Auto zuging“, sagt der Zeuge vor der 19. Strafkammer des Landgerichts.

Die Richterinnen und Richter müssen entscheiden, ob der 29-jährige Mann, der vor ihnen auf der Anklagebank sitzt, auf Antrag der Staatsanwaltschaft zwangsweise in der Psychiatrie untergebracht werden soll. Der Beschuldigte soll versucht haben, am 13. August gegen 3.30 Uhr einen Ford auf dem Parkplatz unter der Paulinenbrücke anzuzünden. Laut Ankläger hat der aufmerksame Wachmann, der schnell die Polizei informiert hatte, Schlimmeres verhindert. Der Beschuldigte sieht das völlig anders.

„Der Mann hat irgendetwas Weißes auf die Reifen gelegt. Als ich dann die Flamme eines Feuerzeugs sah, habe ich die Polizei angerufen“, so der Zeuge. Die Beamten waren in minutenschnelle an Ort und Stelle. Sie stießen auf den 29-Jährigen, der versucht haben soll, Styroporstücke auf den Autoreifen anzuzünden. Auch im Kühler steckte ein Stück des Dämmstoffs. Allerdings war das Material schwer entflammbar. Es ist nichts passiert. Die Beamten nahmen den mutmaßlichen Zündler fest. Als sich herausstellte, dass der Mann an einer psychischen Krankheit leidet, wurde er in die Psychiatrie gebracht. Jetzt steht er als Beschuldigter vor Gericht und beteuert seine Unschuld.

Der gebürtige Ulmer sagt, seine bipolare, affektive Störung sei ausgebrochen, als er 17 Jahre alt gewesen sei. Diese Krankheit sei von manischen Phasen durchzogen. Zehn Mal war der gelernte Hotelfachmann bereits in stationärer Behandlung.

Weil die unregelmäßigen Arbeitszeiten in der Hotellerie schlecht für seine Krankheit seien, habe er zuletzt bei einer Sicherheitsfirma gejobbt. Erst am 12. August, also ein Tag vor seiner Festnahme, hatte er die Psychiatrie in Heidenheim verlassen. „Ich wollte nur Leergut abgeben“, sagt er. Dann habe er sich spontan dazu entschieden, zu seiner Verlobten nach Stuttgart zu fahren. Er besteht darauf, dass er dort am späten Abend, ehe er allein die Wohnung verließ, seine Medikamente genommen habe. Dann sei er in einige Bars gegangen, um schließlich unter der Paulinenbrücke alte Kumpel zu treffen. „Die Pauline ist ein alter Alkohol-Drogen-Medikamenten-Treffpunkt“, sagt er. Allerdings habe er seine Kumpel um Kleingeld anpumpen wollen, um etwas zu Essen kaufen zu können.

Sein Bekannter habe sein Handy und Geldmünzen verloren gehabt, sagt der Akademikersohn. „Wir haben den Boden mit Feuerzeugen abgeleuchtet“, so der 29-Jährige. Sein Kumpel sei dann gegangen, er habe auf dem Parkplatz weitergesucht. Dabei sei er auch in der Nähe des Autos gewesen. Keinesfalls habe er versucht, das Fahrzeug abzufackeln, sagt er. „Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort.“ Er sei wegen der Festnahme völlig überrascht gewesen.

Derzeit läuft in Memmingen ein zweites Verfahren gegen den Mann wegen Verkehrsgefährdung und Körperverletzung. Ob diese mutmaßlichen Verfehlungen seiner Krankheit zuzurechnen sind, ist unklar.

Das sogenannte Sicherungsverfahren der 19. Strafkammer gegen den 29-Jährigen wird am 5. Februar fortgesetzt.