Schwäbisches Kuscheltier: Der Teddy der Firma Steiff aus Giengen an der Brenz Foto: Zwietasch, Landesmuseum Württemberg

Das Landesmuseum Württemberg widmet sich in seiner Jahresausstellung vom Herbst an den Schwaben. Zuvor werden bereits im Frühjahr Schätze aus der Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gezeigt.

Stuttgart - Über mangelnden Zuspruch brauchen sich die Museumsmacher am Schillerplatz nicht zu beklagen. Exakt 190 936 Besucher wurden im Jahr 2015 gezählt, dazu kommen knapp 72 000 weitere Interessenten in den Zweigmuseen des Landesmuseums Württemberg, berichtete Direktorin Cornelia Ewigleben am Donnerstag. Imposante Zahlen, die in diesem Jahr durchaus noch übertroffen werden könnten.

Grund hierfür ist die Große Landesausstellung vom 22. Oktober 2016 bis 23. April 2017. Titel „Die Schwaben. Zwischen Mythos und Marke“. 300 Kunstwerke und Objekte der Alltagskultur sind zu sehen. Dabei geht’s natürlich auch um die Ursprünge – so lässt sich der Name Schwaben – anders als die Bevölkerung selbst – auf die germanischen Sueben zurückführen, erläutert Kurator Olaf Siart. Zu dem großen Landstrich gehörten Schwabenmetropolen wie Konstanz und Ulm, Augsburg und Stuttgart. Im Laufe der Geschichte wurden die Schwaben mit den Staufern als tapfere Ritter und mit Dichtern wie Friedrich Schiller als große Denker oder gar Genies verehrt.

Doch was heißt hier schlau und tapfer: Das Gegenbeispiel ist die altbekannte Spotterzählung von den „Sieben Schwaben“. Tölpel, Pfennigfuchser, Entaklemmer, Putzteufel, genussfeindliche Pietisten oder zukunftweisende Erfinder von Weltrang – zwischen diesen Widersprüchen bewegt sich das Bild der Schwaben, und dies ist auch im Landesmuseum zu sehen – und zu hören. Denn natürlich darf der Dialekt nicht fehlen. Besucher können sich über die Mundart auf dem Dorf wie in der Großstadt informieren und dabei unter dem Motto „Selber schwäbeln“ aktiv im Sprachlabor etwa an der Verkleinerungsform des „le“ („Schlag me s’Blechle!“) abmühen – und womöglich dr Apparat ra traga oder mit Kutterschaufel und Kehrwisch den Dreck von der Trepp’ entfernen.

Die schwäbische Seele

Vorgesehen ist ein Mosaik schwäbischer Kultur, verspricht Siart, der die Ausstellung gemeinsam mit Frank Lang kuratiert hat. Dass sich das Landesmuseum dieses Themas annimmt, hat im Übrigen durchaus mit dem sogenannten Schwaben-Bashing in Berlin, also der Verächtlichmachung der Stuttgarter in der Bundeshauptstadt, zu tun, räumt Direktorin Ewigleben auf Nachfrage ein. Woher kommen solche Urteile, was genau ist die württemberger und somit die schwäbische Seele? „Das Thema ist uns wirklich auf den Leib geschrieben“, so Ewigleben, und nach etlichen Jahren der Vorbereitung sei es nun an der Zeit, sich ausführlich damit zu befassen – „und wenn nicht wir, wer sollte sich denn sonst dieses Komplexes annehmen“.

Bereits im Frühjahr hofft das Landesmuseum auf reges Interesse, wenn es vom 21. Mai an in den beiden Flügeln im ersten Obergeschoss unter dem Titel „Wahre Schätze: Antike – Kelten – Kunstkammer“ Herzstücke aus seinen Beständen präsentiert. Archäologische Hinterlassenschaften von der griechischen Bronzezeit bis in die Spätantike erlauben Blicke in die Glaubens- und Gedankenwelt der Hochkulturen des Mittelmeerraums, der Griechen, Römer und Etrusker, erklärt Kuratorin Nina Willburger.

Die Kunstkammer der Herzöge

Die zweite Abteilung der Ausstellung präsentiert Exponate aus der Kunstkammer der Herzöge von Württemberg – etwa das älteste Kartenspiel der Welt von 1430. Und im Ausstellungsteil geht es um Prunkgräber und Machtzentren der frühen Kelten – hier darf natürlich das Fürstengrab von Eberdingen-Hochdorf nicht fehlen.

Wegen eines Hackerangriffs ist die Homepage des Landesmuseums (www.landesmuseum-stuttgart.de) derzeit außer Gefecht gesetzt. Wann die Seite wieder freigegeben wird, sei derzeit noch nicht absehbar, erläuterte Museumsdirektorin Cornelia Ewigleben am Donnerstag.