Stammheims Kapitän Matthias Kassaye (Mitte) besiegelte im Spiel gegen den SV Ebnat mit dem Treffer zum 3:2 den ersten Landesligasieg in der Geschichte des SC. Foto: Tom Bloch

Der Landesliga-Neuling SC Stammheim hat seine erste Reifeprüfung bestanden. Im Duell der Aufsteiger setzten sich die Nord-Stuttgarter nach einer spannenden Partie mit 3:2 gegen den SV Ebnat durch.

Stammheim - Willkommen in der Fußball-Landesliga, SC Stammheim. Gut, dort ist alles ein bisschen schneller und härter. Aber den ersten Teil der Reifeprüfung in der noch ungewohnten Spielklasse, den hat der SC gemeistert und sich einen Saisonstart nach Wunsch beschert. Im Duell der Liganeulinge rangen die Nord-Stuttgarter den Mitaufsteiger SV Ebnat mit 3:2 nieder. Was allerdings mit einem ziemlichen Kraftakt verbunden war.

Für die Ungeduldigen in der Leserschaft der Nord-Rundschau hier eine kleine Chronologie. Samstag 16.02 Uhr: Anpfiff der ersten Landesligapartie in der Geschichte des SC Stammheim. 16.08 Uhr: erster Landesligatorschuss durch Emre Yildizeli. 16.25 Uhr: erster Landesligaeckball des SC. 16.33 Uhr: erstes Landesligator des SC durch Yildizeli. 16.43 Uhr: erstes Landesligagegentor durch Bernd Mahler. 17.10 Uhr: zweites Landesligator durch Yildizeli. 17.17 Uhr: erster Landesligakrampf bei Dominik Maier, der ausgewechselt werden muss. 17.20 Uhr: erste gelbe Karte für einen Stammheimer Landesligaspieler. Es trifft Tobias Oesterwinter. 17.23 Uhr: zweites Landesligagegentor durch Alexander Bechthold. 17.28 Uhr: drittes Landesligator des SC durch Matthias Kassaye. 17.52 Uhr: Abpfiff der Landesliga-Premierenpartie des SC Stammheim.

So weit nackten Fakten. Aber die geben schließlich nicht wieder, was für ein spannendes und temporeiches Spiel sich die beiden Aufsteiger lieferten. Erwartungsgemäß setzen beide auf dieselbe Taktik: den Gegner früh im Spielaufbau stören. Obwohl beide Mannschaften recht diszipliniert agierten, gelang das den Stammheimern deutlich besser als den Gästen. Der vom Flügel in die Sturmspitze beorderte Yildizeli und Tobias Oesterwinter, als hängende Spitze aufgeboten, attackierten die Ebnater schon in deren Hälfte. Das bewirkte, dass von den Gästen außer weit in die Spitze geschlagenen Bällen nicht allzu viel kam. Allerdings tat sich auch der SC schwer, selbst Torgefahr zu entwickeln. Ganze drei Chancen erspielten sich die Platzherren in Hälfte eins: In der 25. Minute scheiterte Patrick Griebel, der steil geschickt worden war, an SV-Schlussmann Dominik Schlipf. In der 36. Minute wurde ein Kopfball des aufgerückten Außenverteidigers Christian Schwalb von Ebnats Abwehrmann Martin Beyrle abgeblockt. Allerdings stand es ja zu diesem Zeitpunkt schon 1:0 für den SC. In der 31. Minute hatte sich Tobias Oesterwinter von Nico Brenner den Ball erobert, ihn auch gegen Philipp Haas verteidigt und klug auf Yildizeli gepasst. Der Stammheimer Angreifer traf mit seinem ersten Schuss nur den Pfosten, bugsierte dann aber den Abpraller ins Netz.

Nun ist es ziemlich effektiv, wenn aus drei Gelegenheiten ein Tor resultiert. Aber in dieser Hinsicht machte es der SV Ebnat besser: Er erzielte praktisch ohne klare Torchance einen Treffer. In der 41. Minute landete das Spielgerät bei Ebnats Mittelfeldspieler Bernd Mahler. Das war möglich, weil sich gleich vier Stammheimer nicht darüber einig wurden, wer nun den Ball aus der Gefahrenzone dreschen sollte. Mahler war die Unentschlossenheit der Platzherren herzlich willkommen: Er zog ab und ließ SC-Keeper Milan Jurkovic keine Abwehrmöglichkeit.

Der Ausgleich gab Selbstvertrauen. Denn zu Beginn der zweiten Hälfte spielten der SV so wie der SC in Hälfte eins: früh den gegnerischen Spielaufbau unterbinden. Doch das frühe Pressing eröffnet auch Räume – und die hätte Alexander Herzog in der 49. Minute beinahe genutzt. Nach einem Konter zog der Stammheimer ab, traf mit seinem fulminanten Schuss aber nur den Pfosten. Yildizeli machte es drei Minuten später besser: Er veredelte ein Zuspiel von Tobias Oesterwinter zum 2:1. In der 57. Minute hätte der SC nachlegen können, doch Yildizelis Heber von der Mittellinie aus strich über die Latte. Dann vertändelte Herzog ein Zuspiel von Oesterwinter, der den Ball zwar zurückbekam, aber nur ein Schüsschen produzierte.

Danach machte sich auf Seiten der Gastgeber mehr und mehr der Kräfteverschleiß bemerkbar. Die Ebnater gewannen mehr und mehr Spielanteile zurück, brachten im Angriff aber selten etwas Zwingendes zustande. Für das 2:2 in der 65. Minute bedurfte es einer Standardsituation. Alexander Bechthold köpfte eine Freistoß-Flanke des Ebnater Top-Torjägers Goiacchino Colletti zum Ausgleich ins Netz. Es war eine der wenigen Aktionen von Colletti, der ansonsten gegen die Stammheimer Verteidiger Michael Schunger und Jens Peringer kaum einen Stich machte. Bechthold wiederum konnte sich nicht lange über seinen Torerfolg freuen. Sein etwas unbeherrschtes Einsteigen gegen Tobias Oesterwinter brachte dem bereits verwarnten Ebnater in der 69. Minute eine weitere gelbe Karte und damit den Marschbefehl unter die Dusche ein. Damit nicht genug der Folgen: Den aus dem Foul resultierenden Freistoß setzte Yildizeli zwar in die Mauer, aber den Abpraller verwertete SC-Kapitän Matthias Kassaye zum 3:2. Von diesem (Wirkungs-)Treffer sollten sich die Gäste nicht mehr erholen. Zumal die Stammheimer nun wieder konsequenter verteidigten und zudem noch durch Herzog und den eingewechselten Schauki Djelassi gute Möglichkeiten hatten, auch noch Tor Nummer vier zu erzielen.

„Diese drei Punkte wollte mein Team unbedingt, weil sie für die Moral ganz wichtig sind“, sagt Stammheims Trainer Thomas Oesterwinter nach der Partie – wohl wissend, dass der nächste Gegner eine größere Herausforderung sein wird. Zu ihrem ersten Landesliga-Auswärtsspiel gastieren die Nord-Stuttgarter an Sonntag bei dem mit etlichen Hochkarätern besetzten Titelanwärter Calcio Leinfelden-Echterdingen.