Samir Genc (links) traf spät zur Führung für die Weilimdorfer, die den Vorsprung aber nicht über die Zeit brachten. Foto: Günter Bergmann

Der TSV Weilimdorf bringt Titelfavorit Hofherrnweiler an den Rand einer Niederlage

Weilimdorf - Es lief die 85. Spielminute der Landesligapartie zwischen dem TSV Weilimdorf und der TSG Hofherrnweiler-Unterrombach, als die Nord-Stuttgarter ein ganz besonderes Kompliment bekamen. Denn TSG-Coach Benjamin Bilger hatte seinen an der Mittellinie lauernden Stürmer Timo Frank zurück in den Strafraum beordert, um mit allen Spielern einen Eckstoß der Weilimdorfer zu verteidigen. Diese kleine Geste sagt viel über die Leistung aus, welche die Nord-Stuttgarter in diesem Spiel zeigten, und mit der sie sich den Respekt ihres Kontrahenten verdienten. Doch kurze Zeit später stand der Tag unter der Rubrik „beinahe“. Zwar hatte der TSV den Meisterschaftanwärter von der Ostalb an den Rand einer Niederlage gebracht, doch am Ende stand eben „nur“ ein 1:1-Achtungserfolg, bei dem die Weilimdorfer wie schon in der Vorwoche sehr viel richtig machten – und sich diesmal nur einen einzigen, aber letztlich entscheidenden Fehler erlaubt hatten.

„Mir fehlen ein bisschen die Worte“, sagte ein sichtlich enttäuschter Manfred Porubek nach dem Abpfiff. „Wir haben uns für ein richtig gutes Spiel leider nicht belohnt.“ Womit es der Sportliche Leiter der Weilimdorfer genau auf den Punkt brachte. War der TSV in den vergangenen fünf Duellen viermal als Verlierer vom Platz gegangen, zeigte das Team diesmal, dass es aus den Niederlagen gelernt hat. Denn die TSG Hofherrnweiler agiert vorwiegend nach einer Methode: Warten, bis der Gegner einen Fehler macht, um dann durch schnelles und präzises Umschaltspiel selbst zum Erfolg zu kommen. So wollten die Gäste vermutlich auch in Weilimdorf verfahren, sahen sich dann aber mit einer völlig neuen Situation konfrontiert: Nämlich, dass die Nord-Stuttgarter diesmal einfach keine gravierenden Fehler machten. Im Gegenteil: der Auftritt am Samstag zeigte, dass das Team durchaus in der Lage ist, eine vorgegebene Marschroute bis zum Ende durchzuziehen. Mit viel taktischer Disziplin, konsequentem Zweikampfverhalten schon von den Angreifern und einer gehören Menge an Laufarbeit zermürbten die TSV-Kicker den Titelaspiranten und zermalmten dessen Spielaufbau regelrecht. Und die Hofherrnweilener hatten auch keinen Plan B, um anderweitig Druck auf die Platzherren zu entfalten. Die Folge davon war ein zähes Ringen im Mittelfeld, bei dem der TSV der TSG zwar weitgehend den Zahn zog, aber dabei eben auch selbst weitgehend zahnlos blieb.

Bis auf einen Fernschuss und zwei Kopfballmöglichkeiten nach Eckstößen blieben die Gäste harmlos. Seitens der Nord-Stuttgarter verbuchte Carmine Pescione in Hälfte eins zwei Möglichkeiten, scheiterte aber in beiden Fällen. Kurz nach dem Seitenwechsel lag der Ball im Hofherrnweilener Tor, nachdem Samir Genc einen Schuss von Pescione unhaltbar abgefälscht hatte und sich der vermeintliche TSV-Torschütze in Abseitsposition befunden. In der 55. Minute wäre eine leicht verunglückte Flanke von Aaron Nkansah beinahe zum Führungstreffer geworden, doch der Ball streifte lediglich die Latte. Nur in der 80. Minute mussten die Weilimdorfer Fans kurz zittern, als Keeper Dominik Ferdek weit vor seinem Tor per Kopf klärte, was der TSG-Mittelfeldspieler David Weisensee zu einem Torschuss-Versuch aus der eigenen Hälfte heraus nutzte. Der Ball verfehlte sein Ziel aber um einige Meter. Dann kam die eingangs erwähnte 85. Minute, die 60 Sekunden später die Führung für die Platzherren brachte: Der Eckball von Maximilian Wojcik wurde zwar abgewehrt, doch Iheb Ben-Abdallah eroberte sich das Spielgerät und bediente Madenhager Woldezion. Der hatte wiederum ein Auge für Samir Genc, der Woldezions Querpass mit dem Treffer zum 1:0 veredelte. Nun hätten die Weilimdorfer ihre knappe Führung nur noch wenige Minuten verteidigen müssen, um ein Ausrufezeichen in der Liga zu setzen. Doch dazu sollte es nicht kommen. Drei Minuten nach dem 1:0 verursachten die Nord-Stuttgarter einen vermeidbaren Eckstoß für die TSG. Den trat Weisensee, dessen Zuspiel der aufgerückte Innenverteidiger Johannes Rief per Kopf zum Ausgleich ins Tornetz wuchtete. Damit blieb den Weilimdorfern zwar der Überraschungserfolg, einem Angstgegner ein Remis abgerungen zu haben. Aber es war eben ein Überraschungserfolg der bitteren Sorte, weil an diesem Tag auch ein Sieg für den TSV drin gewesen wäre. Und ein verdienter obendrein.