Innige Männerfreundschaft: Joachim Löw (li.) und Jürgen Klinsmann Foto: dpa

Bundestrainer Joachim Löw und US-Coach Jürgen Klinsmann pflegen vor dem Testspiel in Köln den verbalen Doppelpass. VfB-Profi Antonio Rüdiger hat seinen Platz in der deutschen Startelf sicher.

Köln - Das Angebot stand, und es hatte nichts mit fehlendem Anstand zu tun, dass Jürgen Klinsmann die Offerte von Joachim Löw zum gemeinsamen Mittagessen ausschlug. „Ich muss zurück nach Düsseldorf“, sagte der schwäbische US-Coach. Nur dort hat das Team aus Übersee Hotelzimmer bekommen – und nicht in der überfüllten Messestadt Köln, wo es an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/ARD) auf den Weltmeister trifft. Dass das Bedauern nicht gespielt war, zeigte die Szene, als die beiden sich für die Fotografen die Hände schütteln sollten. Klinsmann packte Löw an der Schulter, der Bundestrainer erwiderte die Umarmung gern und innig.

Alles andere wäre auch eine sträfliche Umkehrung der Realität gewesen. Als Bundestrainer (Klinsmann) und Assistent (Löw) waren beide 2004 angetreten, den deutschen Fußball an seiner Spitze zu erneuern. Als Löw 2006 selbst Chef wurde, führte er Klinsmanns Reformen fort – bis zum WM-Triumph 2014. „Natürlich hat Jürgen einen großen Anteil an unserem Titel“, sagte er, „dafür sind wir ihm immer dankbar.“

Es war der Auftakt einer denkwürdigen Show der gegenseitigen Lobpreisungen. Löw und Klinsmann spielten den verbalen Doppelpass in Perfektion und inszenierten 40 Minuten lang eine einzigartige Show vor einem Länderspiel. „Wohin ich reise auf der Welt: Alle reden voller Bewunderung über Jogi und seine Truppe“, erwiderte Klinsmann. Dass es seit der WM manch sportlichen Hänger gab, sei „mehr als menschlich und nachvollziehbar“. Löw wiederum pries die Fortschritte der US-Boys, die bei der WM überraschend die Todesgruppe mit Deutschland, Ghana und Portugal überstanden hatten – dank Charaktereigenschaften, die auch Klinsmann eigen sind: „Er ist geradlinig, offen und klar. Und er setzt seinen Weg mit Kraft und Dynamik durch.“

Deshalb sollte sich niemand von dem verbalen Geplänkel täuschen lassen: Klinsmann, keine Frage, will die dritte Partie gegen Deutschland innerhalb von zwei Jahren unbedingt gewinnen – schon deshalb, weil sie der Vorbereitung auf den Gold Cup (vom 7. Juli an) dient. „Wir wollen sie ärgern, wir wollen attackieren“, sagte er später in kleiner Runde. Für Löw gilt das umgekehrt auch, wobei seine Spieler direkt aus dem Kurzurlaub kommen. „Ich musste sie erst mal daran erinnern, dass wir auf Spannung kommen müssen“, sagte er mit Blick auf das EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar an diesem Samstag (20.45 Uhr/RTL) in Faro.

Manuel Neuer, Thomas Müller, Toni Kroos und Jérôme Boateng gab Löw frei, Mats Hummels ist verletzt, weshalb Antonio Rüdiger vom VfB Stuttgart seinen Platz in der Innenverteidigung sicher hat. Der Gladbacher Patrick Herrmann feiert sein Debüt, Sami Khedira spielt nur 45 Minuten lang. Löw hängt die Erwartungen tief: „Ich habe aufgehört, zu viel an einzelnen Spielen festzumachen.“ Und Klinsmann? Der Stuttgarter ist Patriot, er singt beide Hymnen mit und ist noch „ein Stück Fan der deutschen Mannschaft“. Deshalb hoffe er, „dass ich richtig reagiere“. Zum Beispiel, wenn ein Tor für Deutschland fällt. Ganz sicher, dass er den Jubel dann unterdrücken kann, ist er nämlich nicht.