Im Lebensmittelmarkt Nah und Gut hat der Ausverkauf bereits begonnen. Foto: A. Kratz

Beim Lebensmittelmarkt Nah und Gut am Büsnauer Platz hat bereits der Ausverkauf begonnen. Ende September schließt das Geschäft. Auch der Frisörmeister Giovanni Matraxia gibt auf. Er will im kommenden Jahr einen Neuanfang in Vaihingen wagen.

Büsnau - Wer mit den Geschäftsleuten am Büsnauer Platz redet, der bekommt immer wieder von dem „neuen Laden da unten“ zu hören. Er werde dem Stadtteil schaden, sind sie sich sicher. Gemeint ist der Discounter, der wohl in einigen Monaten am Kreisverkehr Lauchhau-Lauchäcker eröffnen wird. „Dann steigen die Menschen in den Bus und fahren die eine Station bis darunter. Keiner kommt dann mehr in die Geschäfte hier am Büsnauer Platz“, ist sich der Frisörmeister Giovanni Matraxia sicher. Ihn selbst wird es nicht mehr treffen. Denn er wird sein Geschäft Ende des Jahres schließen. Der Grund sei eine deutliche Mieterhöhung. Diesen Preis könne er nicht zahlen, sagt Matraxia.

Damit verliert Büsnau ein weiteres Geschäft. Obgleich Matraxias Weggang die Menschen im Stadtteil nicht so stark treffen wird wie die Schließung des Lebensmittelladens Nah und Gut Ende des Monats (wir berichteten). Weitere Geschäfte könnten folgen. Denn auch Werner Eisenhardt ist sich nicht sicher, wie lang es seine Papeterie noch geben wird. „Die Situation ist bescheiden. Die Umsätze gehen immer weiter zurück“, sagt er. Vaihingen sei einfach zu nah. „In zehn Minuten ist man dort hingefahren. Die Menschen erledigen dann lieber alles dort“, sagt Eisenhardt.

Wenn nun auch noch der Lebensmittelmarkt schließt, werde ihn das hart treffen. „Damit geht ein weiterer Synergieeffekt verloren“, sagt Eisenhardt. Wie lang er sich mit seinem Laden, in dem es Schreibwaren, Zeitungen, Tabakwaren, Süßigkeiten und ein paar belegte Brötchen zu kaufen gibt, noch halten kann, vermag er nicht zu sagen. „Das hängt davon ab, wie viel Kaufkraft der neue Laden am Kreisverkehr Lauchhau-Lauchäcker abzieht“, sagt der Ladeninhaber.

„Wir sind am Limit“

Auch Karin Westermann malt kein rosiges Bild von der Lage der Einzelhändler am Büsnauer Platz. „Wir sind am Limit“, sagt sie. Den Laden könne sie überhaupt nur halten, weil sie keine großen Ansprüche habe. „Ich habe kein Auto und ich fahre nicht in den Urlaub“, sagt die ältere Dame, die seit 1977 hinter der Ladentheke steht.

Früher freilich sei alles besser gewesen. Damals verkaufte Karin Westermann vor allem Kurzwaren. Doch heute werden Wolle, Nähgarn und Nadeln kaum noch nachgefragt. Karin Westermann hat versucht, dem Trend der Zeit zu folgen. Nun gibt es in dem Geschäft auch Lottoscheine und Busfahrkarten. Außerdem können bei der älteren Dame Hemden und Hosen zur Reinigung abgegeben werden.

Karin Westermann hat immer wieder mal etwas Neues ausprobiert, um das Geschäft zu beleben. „Wir haben auch mal Fahrradreparaturen angeboten oder ein Kinderfest veranstaltet“, sagt Westermann. Doch der Einsatz habe sich letztlich nie gelohnt. Weitermachen möchte sie trotzdem. „Es macht mir einfach Spaß“, sagt Westermann, die eigentlich Arzthelferin ist. Doch wenn sie rote Zahlen schreibe, dann werde sie wohl aufhören müssen.

Giovanni Matraxia hat in den letzten Jahren dafür gekämpft, dass rund um den Büsnauer Platz wieder mehr Leben einkehrt, wie er sagt. Mit dem Bezirksamt, der Wirtschaftsförderung und dem Verbund Vaihinger Fachgeschäfte habe er an einem Tisch gesessen. Doch heraus gekommen sei dabei nichts. Nicht einmal ein Wegweiser in Richtung Büsnauer Platz habe sich verwirklichen lassen.

Aufruf an die Büsnauer Bürger

Matraxia gibt die Schuld dafür auch den Einzelhändlern vor Ort. „Hier hat jeder für sich allein gekämpft“, sagt er. Die Läden hätten es schon in den 90er-Jahren schwer gehabt, fügt der Frisörmeister hinzu und holt wie zum Beweis einen Din-A-4-Zettel mit der Überschrift „Extrablatt“ hervor. Es ist ein Aufruf an die Büsnauer Bürger, häufiger in „ihren“ Geschäften einkaufen zu gehen. Sonst werde es bald keine mehr geben. Genutzt hat freilich auch das wenig. „Die Älteren sind weggestorben und die Jüngeren identifizieren sich nicht mehr mit Büsnau. Die wohnen hier, leben aber ganz woanders“, bringt der Frisörmeister die Sache auf den Punkt.

Noch sind die meisten der Geschäfte am Büsnauer Platz da. Aber nun entstehe eine völlig neue Situation, sagt Matraxia. Eben weil der Nah und Gut dicht mache und wegen des neuen „Ladens da unten“.

Der Frisörmeister selbst macht darum das, was auch seine Kunden tun. Er orientiert sich nach Vaihingen und wird dort im kommenden Jahr einen neuen Laden eröffnen.