Ganz ohne Geräte halten sich Sportler an Stangen fit. Calisthenics wurde ursprünglich in amerikanischen Großstädten populär Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der LAC Degerloch erhofft sich neue Mitglieder und neuen Schwung von einer Trendsportart aus den USA. Bei Calisthenics trainieren Sportler ohne Geräte an ihrer Fitness. Um einen Calisthenics-Park anzulegen, versucht der LAC, Mittel über Crowdfunding zu gewinnen.

Degerloch - Sie nennen es Fahne, wenn sie sich an mit beiden Armen an irgendeine Ampel oder Laternenmast festhalten und ihren Körper horizontal ausstrecken. Mit der Spannung ihrer Muskeln halten sie sich dann in einer waagrechten Position- eben wie eine Fahne in einer steifen Brise. Diese Übung ist nur eine der auffälligsten der neuen Trendsportart Calisthenics. In den sozialen Netzwerken im Internet verbreiten sich Bilder von diesen und anderen Kunststücken. Sie animieren immer mehr junge Leute auf der ganzen Welt, ohne Geräte an ihrer Fitness zu arbeiten und stattdessen alles zu nutzen, was sich im öffentlichen Raum für Klimmzüge und andere Übungen nutzen lässt.

Der LAC Degerloch will Calisthenics in den Bezirk holen. Er möchte auf seinem Gelände einen Park errichten mit Stangen, an denen sich die Sportler mit ihrem Eigengewicht trainieren können. Das ist wohl billiger, als ein Studio mit Fitnessgeräten auszurüsten, aber geschätzte 18 000 Euro muss der LAC dafür doch in die Hand nehmen. 10 000 Euro könne der Verein aus eigenen Mitteln beisteuern, sagt Michael Reißland vom LAC. Um an die restlichen 8000 Euro zu kommen, hat sich der Verein etwas überlegt, das fast so trendbewusst klingt wie Calisthenics: Über Crowdfunding will der Degerlocher Verein den übrigen Teil der Summe zusammenbringen. Beim Crowdfunding kann jeder, der möchte, einen Betrag spenden, um einen gewissen Zweck zu unterstützen. „Fünf Prozent der 8000 Euro haben wir bereits an Spenden zusammen“, sagt Michael Reißland.

LAC wirkt bei Filmbeitrag mit

Wichtig für den Erfolg des Crowdfundings ist eine Öffentlichkeitsarbeit, die dazu bewegt, einen bestimmten Zweck zu unterstützen. Der LAC Degerloch hat deshalb an einem Fernsehbeitrag des Südwestrundfunks (SWR) über die Calisthenics-Anlage in Rot mitgewirkt. Er wird am Dienstag, 20. Oktober, in der Landeschau Baden-Württemberg ausgestrahlt.

Sollte der LAC das nötige Geld für die Anlage zusammenhaben, könnten die ersten Calisthenics-Fans vielleicht schon bald daran üben, wie sie eine Fahne machen. Michael Reißland erklärt, dass der Verein Trainer habe, die in die Übungen einweisen könnten. Das Ziel des Vereins sei es, neue und junge Mitglieder durch ein eher ungewöhnliches Angebot an sich zu binden, sagt Michael Reißland. Außerdem entspreche Calisthnics den gesundheitlichen Bedürfnissen junger Menschen, sagt er. „Als ich jung war, was es normal, auf dem Spielplatz Klimmzüge zu machen. Heute können die Kinder das nicht mehr“, sagt Reißland.

Mit der Jugendkultur verbunden

Mithilfe von Calisthenics sollen sie es wieder lernen wollen, denn die Sportart ist mit Hip-Hop und anderen Elementen der Jugendkultur verbunden. Sie wurde ursprünglich entwickel t in den Gettos amerikanischer Großstädte.

Öffentliche Sportstätten, an denen sich jeder mit Klimmzügen oder Dips am Barren fit halten kann, sind in den USA nicht ungewöhnlich. Da sich gerade Ärmere eine Mitgliedschaft in einem Studio nur schwer leisten können, galt das Freilufttraining dann zunächst als „ Getto-Fitness“.

Doch ähnlich wie die herabhängenden Baggy-Hosen der Hip-Hopper wird manchmal zur Mode, was lange Zeichen einer gesellschaftlichen Marginalisierung war. Der LAC Degerloch hofft, dass er der einstige Sport der amerikanischen Armen nun hilft, gleichfalls neuen Schwung zu bekommen.