Amtsgericht spricht mildes Urteil gegen Uhinger Bankräuber Foto: dpa

Kein Hartz IV und noch keine Rente: Ein 66-Jähriger überfällt auf kuriose Weise und recht erfolglos eine Bank in Uhingen und wird zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.

Uhingen - Den beiden Bankberaterinnen in der Uhinger Volksbank ist die Erscheinung gleich komisch vorgekommen. An einem heißen Tag im Juni 2013 stand plötzlich ein Herr mit Hut, Sonnenbrille und zugeknöpftem Trenchcoat in der Filiale. Dass hier ein Bankraub stattfinden sollte, kam ihnen aber nicht in den Sinn. Irgendwie umgab den Herrn eine Aura des Harmlosen. Dann zückte der Trenchcoatträger einen Zettel. „Überfall. Habe Bombe. Keine Police. Otherwise bummbumm“, stand darauf.

Nun saß ein älterer Herr auf der Anklagebank im Göppinger Amtsgericht, dessen freundliches und zurückhaltendes Wesen auch den Amtsrichter Heiko Griesinger vor ein Rätsel stellte. „Sie sind nicht vorbestraft, Sie engagieren sich sozial. All das passt nicht mit so einer Tat zusammen“, sagte Griesinger. Vor einem Jahr hatte er die erste Auflage des Prozesses gegen den Mann abgebrochen, um ein psychiatrisches Gutachten einzuholen. Gutachter Leopold Hermle nahm sich viel Zeit. Doch eine psychische Störung, eine Demenz oder ähnliches konnte er nicht diagnostizieren.

Seit einer Krebserkrankung im Jahr 2004 hatte der Mann keine Arbeit mehr. Im Mai 2013 lief sein Hartz IV aus. Die Rentenzahlung setzte erst im August ein. „Sie sind durch das soziale Raster gefallen“, räumte Griesinger ein. Deshalb aber gleich eine Bank zu überfallen, sei sicher nicht der richtige Weg. Die Idee dafür sei ihm am Vorabend der Tat gekommen, schilderte der 66-Jährige. „In Aktenzeichen XY haben sie gezeigt, wie einfach das geht.“ Am nächsten Morgen setzte er sich in den Bus nach Uhingen, ging in die Bank und erbeutete 1000 Euro. 16 Minuten später wurde er eine Häuserecke weiter von einer zufällig vorbeifahrenden Zivilstreife festgenommen.

Das Geld benötigte er im übrigen nicht nur für sich. Seit einem Jahr stand er in intensivem Kontakt mit einer Organisation in Ghana, die dort angeblich ein Waisenhaus betreibt. Später meldete sich von dort die angebliche Tochter eines verstorbenen Freundes, für deren Rückflug nach Deutschland er 500 Euro bereit stellte und die dann aber auf dem Weg zum Flughafen entführt worden sein soll. Für die Polizei steht fest, dass der Mann Betrügern aufsaß. Insgesamt rund 20 000 Euro überwies er nach Afrika. Das Geld hatte er sich zumeist geliehen, unter anderem von einem Göppinger Stadtrat.

Verteidigung und Anklage votierten am Ende für eine zweijährige Bewährungsstrafe, der sich auch das Gericht anschloss.