Auch städtebaulich ein Markstein: Altbau der Kunstakademie Foto: Brigida Gonzalez

Kunst-Talente entdecken? Kann man beim Rundgang der Kunstakademie Stuttgart. Am Freitag, 21. Juli, geht es los. Überhaupt steht „die Aka“ unter Volldampf – in welche Richtung?

Die „Aka“ brummt. Ein Veranstaltungsfeuerwerk folgt dem nächsten. „Ja“, sagt Kanzlerin Gaby Herrmann, „wir wundern uns manchmal selbst, wie die Beteiligten das alles schaffen“. Die „Aka“? Die Kunstakademie Stuttgart. Oder ganz offiziell: Staatliche Akademie der Bildenden Künste. Der Plural ist Pogramm: Freie Kunst, Architektur, Gestaltung und Design vom Produktdesign bis zum Kommunikationsdesign, Restaurierung, Kunstwissenschaft und Bühnen- und Kostümbild – auf dem Akademie-Areal am Weißenhof verschränken sich unterschiedlichste Themenfelder. Von diesem Freitag, 21. Juli, an, ist dies wieder in besonderer Weise zu erleben: Beim Rundgang präsentieren die mehr als 800 Studierenden (männlich: 287, weiblich: 533) aktuelle Werke und Projekte. Eröffnung – mit Verleihung der Preise – ist um 18 Uhr.

 

Kommt der Campus Weißenhof?

Das Kunstakademie-Areal am Weißenhof als Veranstaltungs- und nun als dreitägige Ausstellungsbühne – das provoziert die Frage, wie es eigentlich um die Pläne für eine bauliche Erweiterung steht. Seit fast 20 Jahren gibt es Pläne für einen wirklichen Campus Weißenhof – und die Hoffnung, die sechs Akademie-Satelliten (Birkenwaldstraße, Heusteigstraße und Mozartstraße in Zentrumsnähe, in Stuttgart-Wangen sowie in Esslingen und Fellbach) zumindest teilweise auflösen zu können. „Wir halten an unseren Plänen fest“, betont Gaby Herrmann. Und Andrea Funck, Prorektorin für Forschung und Nachwuchsförderung, ergänzt: „Wir hoffen sehr auf den Beschluss für einen Planungsauftrag.“ Wichtig sei dieser, um auf der Basis der erfolgten Machbarkeitsstudie weiterzukommen. „Vielleicht Ende diesen Jahres“, sagt die Professorin für Konservierung und Restaurierung von archäologischen, ethnologischen und kunsthandwerklichen Objekten, „wissen wir mehr“. Im Herbst gebe es Gespräche zwischen Finanzministerium und dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst zu den Vorhaben im Hochschulbau.

Rektoramt soll 2024 neu besetzt sein

Mit Petra Olschowski (2010-2016), heutige Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg, und Barbara Bader (2017-2022), heute Rektorin der Hochschule Luzern, standen zuletzt Frauen an der Spitze der Akademie. Und nun? Der erste Anlauf zur Neubesetzung scheiterte überraschend. Es brauchte eine zweite Ausschreibung. Wann also wird das Rektoramt wieder besetzt sein? Kanzlerin Gaby Herrmann antwortet zurückhaltend: „Am 30. Juni war Bewerbungsschluss“, sagt sie. Nun erarbeitet die Findungskommission einen Vorschlag. Dieser geht an das Wissenschaftsministerium. Die Entscheidung haben zuletzt Senat und Hochschulrat der Kunstakademie. Kanzlerin Herrmann ist optimistisch: „Ich rechne im ersten Quartal 2024 mit einer Entscheidung“, sagt sie.

Generationswechsel abgeschlossen

Inzwischen, so scheint es, hat man sich am Weißenhof mit der Vakanz an der Spitze eingerichtet. Wichtige Professuren sind neu besetzt – die Verjüngung in der Lehre ist spürbar. Im jetzt ablaufenden Sommersemester kamen Ole W. Fischer (Architektur), Sofia Hultén (Kunst), Sam Durant (Kunst) und Katrin Ströbel (Kunst) neu in die Akademie, zum vergangenen Wintersemester hatte man schon Hanna Hennenkemper (Kunst), Katrin Plavcak (Kunst) und Lucienne Roberts (Kommunikationsdesign) begrüßen können. „Wir haben den Generationenwechsel abgeschlossen“, sagt Prorektorin Andrea Funck mit hörbarem Nachdruck.

Bei KI offensiv

Das erlaubt die Annäherung an ein neues Thema: Künstliche Intelligenz. In manchen Bereichen noch abstrakt, deutet nicht nur die Allianz zwischen Animationsfilm-Szene und dem Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart die digitalen Chancen an sich an. Die KI? „Wir wollen nicht, dass uns das überholt“, sagt Prorektorin Andrea Funck. Und weist zugleich darauf hin, dass aus ihrer Einschätzung vor allem die Studierenden der Fachgruppe Kunst „ganz offensiv mit dem Thema Künstliche Intelligenz umgehen“. Für Kanzlerin Gaby Herrmann bestätigt sich hier, dass die Studierenden der Kunstakademie nach überraschender Ruhe nach Corona sich nun wieder deutlich zu Wort melden. „Sie fordern uns“, sagt Herrmann – „und das ist gut so.“

Der Rundgang in Kürze

Die Eröffnung
 Los geht es auf dem Areal der Kunstakademie am Freitag, 21. Juli, um 18 Uhr mit der Verleihung der Akademiepreise, des DAAD-Preises, des Erwin-Heinle-Preises, des Kunstpreises Förder-Koje 2023 sowie des Walter Stöhrer-Preises für Grafik. Erstmalig vergeben wird in diesem Jahr der Performance Art Prize, gestiftet vom Kulturamt der Stadt Stuttgart.

Das Fest
 Traditionell verwandelt sich beim Rundgang – mit Arbeiten und Projekten von Studierenden aller Fachrichtungen – das Akademie-Areal in einen Festplatz. Am Freitag zudem mit Party von 23 Uhr an.

Die Führungen
An diesem Samstag und Sonntag gibt es von 13 bis 18 Uhr immer zur vollen Stunde Führungen durch die einzelnen Studiengänge.