Ulli Heyd ist immer auf die Jahresausstellung gespannt – auch darauf, wie ihre Kollegen das Motto umsetzen.Für jeden etwas: Die zur Finanzierung der Fotoaktion gespendeten Werke haben die unterschiedlichsten Formate, Stile und Techniken. Der Verkauf geht bis zum Sonntagabend. Foto: factum/Bach

23 Mitglieder des Kunstvereins Korntal zeigen ihre Werke bei der Jahresausstellung. Viele Auseinandersetzungen, etwa mit aktuellen politischen Themen, stecken dahinter. Für die nächste Kunstaktion wird ebenfalls geworben.

Korntal-Münchingen - Differenziert. Vielfältig. Flach und dreidimensional. Klitzeklein und riesengroß. Manches gerade und manches nicht im rechten Winkel: So präsentiert sich die Jahresausstellung des Kunstvereins Korntal in der Stadthalle, gemäß dem Titel „Ganz schön schräg“.

Karen Bayer hat wohl die fünf kleinsten Werke dieser Werkschau – sie passen in jede Handtasche. Eines davon ist ein winziges Rohr, in das ein noch viel winzigeres Männchen hinein zu krabbeln versucht. „Raus aus der Schräglage“ heißt die Kleinstplastik. Die daneben heißt „Der schräge Typ kann nicht vorbei“: Zwei winzige Menschen stehen sich gegenüber auf einem Rohr, wollen beide in die entgegengesetzte Richtung – schräg in mehrfachem Sinn. So wie das meiste in dieser Schau. Metergroße Formate nutzt Peter Veit für seine Textanschläge. Er nimmt die USA und Trump aufs Korn, den Diktator in Nordkorea, die Zustände in der Türkei und in Somalia. Direkte politische Anprangerungen – bei uns problemlos möglich, in den angesprochenen Ländern wäre das nicht so.

Auch alte Fenstergriffe sind Kunst

Größere Interpretationsspielräume lassen die Werke der Kunstvereinsvorsitzenden Ulli Heyd zu. Sie hat ein paar Dutzend ausrangierte Fenster- und Türgriffe aus ihrem Haus auf einer großen schwarzen Unterlage drapiert. „Ausgesperrt“ nennt sie die Installation, und der Betrachter kann rätseln, wem da die Tür zugeschlagen oder das Fenster geöffnet wurde. Das sind schöne Kontraste zu den Gespinsten mit Rot auf Schwarz gleich nebenan oder den beiden parallelen Stäben namens „lang und schmal“. Fragen stellen sich bei einem bearbeiteten Stück Holz, das schräg im Raum steht: „Stroke“ hat Jean Häntsch das Werk betitelt – und erklärt. So schräg wie diesen stilisierten Kirchturm habe er nach seinem Schlaganfall die Welt gesehen. Auch so kann man Krankheit verarbeiten, ist das Schlimmste überwunden.

Ein „Quadronom“ hat Bodo Nassach geschaffen: Viermal vier großformatige Porträts im Halbrelief in unterschiedlichsten Farben und Physiognomien. „Da schaut ein bisschen Halloween heraus“, sagt Ulli Heyd und ergänzt: „Unser Kunstverein kann sich sehen lassen.“ Recht hat sie.

Neues Kunstprojekt zum Stadtjubiläum

Der Verein will zu einem Kunstprojekt beitragen, an dem sich viele Menschen aus der Stadt aktiv beteiligen müssen, soll es gelingen. 2019 soll beim Stadtjubiläum „Das Gesicht Korntal-Münchingens“ präsentiert werden – zusammengesetzt aus Hunderten zentimetergroßer Porträts von Menschen aus der Stadt. Jetzt hat sich der Verein zwei Ziele gesetzt: Zum einen diejenigen zu finden, die sich dafür fotografieren lassen, und zum anderen das Geld dafür aufzutreiben. Umsonst ist auch die Fotokunst nicht. 1000 Menschen sind das Ziel, dafür sind 5000 Euro nötig. Es würden sich mehrere spannende Fragen stellen, meint Ulli Heyd: „Die erste ist, ob es überhaupt klappt.“ Die zweite, aus wie vielen Porträts das Bild zusammengesetzt werden kann. Und die dritte ist die Finanzierung. Die Termine für die Fotoaufnahmen sind geplant, bei der Volkshochschule soll die Vorbereitung für die „Modelle“ stattfinden.

Zur Finanzierung tragen auch die gerade ausstellenden Künstler bei: Alle haben je ein Werk gestiftet. Die Bilder und Kleinplastiken werden während der Ausstellung für pauschal 100 Euro verkauft. „Bis zum Sonntagabend haben wir Zeit“, sagt Ulli Heyd. Dann müssen die wichtigsten Fragen beantwortet und die Werke verkauft sein.

Es wird viel geboten

Öffnungszeiten
Die Ausstellung dauert bis kommenden Sonntag, 12. November. Geöffnet ist von Mittwoch bis Freitag von 17 bis 20 Uhr, am Samstag und Sonntag von 11 bis 19 Uhr.
Die Werke von „Ganz schön schräg“ sind im großen Saal der Stadthalle Korntal, Martin-Luther-Straße 32, zu sehen.

Benefiz
Während der Ausstellung werden 23 Werke verkauft zugunsten der Kunstaktion „Das sind wir“ – ein Großporträt von Menschen aus der Stadt, das aus Hunderten kleiner Einzelbilder zusammengesetzt ist. Zudem will man Sponsoren für das Projekt gewinnen.

Konzert
Am Freitag, 10. November, ist nach der Ausstellung ein Konzert mit dem Titel „Sophisticated Ladies“. Es treten auf: Fola Dada (Gesang), Bobbi Fischer (Piano) und Jens Loh (Bass). Beginn ist um 20 Uhr.