Ein glühend leuchtendes Zeichen: der „Meteorit“ auf dem Fasanenhof, den der Düsseldorfer Medienkünstler Mischa Kuball gestaltet hat. Foto: Martin Bernklau

Kunst im öffentlichen Raum: Der nachts glühende „Meteorit“ vor der EnBW-Zentrale auf dem Fasanenhof ist leider wenig besucht.

Möhringen - Irgendjemand hat ihn im Internet schon den „Schwarzen Bollen“ getauft. Dabei heißt er eigentlich „Der Meteorit“ und ist gar nicht schwarz, jedenfalls nicht immer. Nachts leuchtet und schimmert dieser monumentale Körper geheimnisvoll in verschiedenen Farbschattierungen von innen heraus. Fast schade deshalb, dass das Nachtleben an seinem Platz doch eher nicht so richtig tost. Und auch tagsüber steht das Kunstwerk seiner eher abgeschiedenen Lage wegen nicht so im Mittelpunkt von fließenden Menschenströmen.

Im Industriegebiet Fasanenhof-Ost hat der Energieriese EnBW im Jahr 2009 das neu errichtete Hauptgebäude der EnBW- Regional bezogen. Für die sogenannte Piazza vor dem Haupteingang wollte das Unternehmen nach den Regeln, wie sie für öffentliche Gebäude gelten, einen ansehnlichen Betrag in ein markantes, mutiges Kunstwerk investieren und schrieb einen Wettbewerb unter dem naheliegenden Titel „Energie“ aus.

Die von Peter Weibel, dem Chef des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM), geleitete und hochkarätig besetzte Jury entschied sich für den Entwurf des Düsseldorfer Medienkünstlers und Professors an der Kölner Kunsthochschule (KHM) Mischa Kuball. In seinem bisherigen Gesamtwerk steht diese monumentale, in Handarbeit geformte Installation einzigartig dar.

Ein eigenständiges Kunstwerk

Der „Meteorit“ besteht aus glasfaser-verstärktem halbtransparentem Polyesterharz und wechselt schon bei Tageslicht seine Anmutung durch seine spezielle Beschichtung. Dieser Lack lässt die Oberfläche des Objekts zwischen mattem, weichem, tiefen Schwarz und einem silbrigen Glitzern changieren. Bei Nacht strahlt der real 750 Kilo schwere, drei auf vier Meter messende Koloss mit elektronisch gesteuerten LED-Scheinwerfern in wechselnder Färbung. Er scheint von innen heraus zu glühen. Dieses Glut-Orange nimmt natürlich die Farbe der „Impulslinie“ im blauen Logo des Energiekonzerns auf. Der Düsseldorfer Künstler wollte kein naturalistisches Abbild eines eingeschlagenen Himmelskörpers, eines energiegeladenen Fremdkörpers darstellen. Der spektakuläre Fremdling und Findling sollte – das war ihm wichtig – in Form und Licht-Kinetik ein eigenständiges Kunstwerk sein.

Ganz ohne die Prägung durch Akademien und Professoren begann der heute 52-jährige Kuball 1984, „raumbezogene Projekte zu realisieren“, vor allem mit Licht. Von 1990 an fingen für den Düsseldorfer die Preise und Stipendien förmlich zu purzeln an, darunter 1998 als Krönung das Stipendium der Villa Massimo in Rom. Aufträge und Lehraufträge an Universitäten und Kunsthochschulen häuften sich von diesen Jahren an. Zusammen mit dem Berliner Schwaben Joachim Sauter kann Mischa Kuball inzwischen als einer der maßgeblichen Pioniere deutscher Medienkunst gelten.

Pionierarbeit wollte in gewisser Weise auch die EnBW leisten, sagt ihr Kunstfachmann Johannes Brümmer aus der Karlsruher Konzernzentrale. Der alltäglichen Unwirtlichkeit von Gewerbegebieten wollte man „etwas Schönes, Lebendiges und künstlerisch Hochwertiges entgegensetzen“. Und gerade gegen die gespenstische nächtliche Menschenleere, diese geradezu greifbare Gott- und Geistverlassenheit solcher abgelegenen Funktions-Areale, stellt Mischa Kuball mit dem „Meteoriten“ sein glühend leuchtendes Zeichen.