Stuttgarter Kasachen auf dem Schlossplatz: Sie sind zutiefst beunruhigt. Foto: Lichtgut/Iannone

Auf dem Schlossplatz machten Demonstranten auf die ernste politische Krise in dem zentralasiatischen Land aufmerksam. Und sie forderten einen Wandel.

Stuttgart - Ein Zeichen der Solidarität mit den kasachischen Bürgern haben am Sonntagmittag rund 20 Demonstranten, darunter viele mit kasachischen Wurzeln, auf dem Schlossplatz in Stuttgart gesetzt. Hintergrund für die kurzfristig anberaumte Protestkundgebung sind die aktuellen Unruhen in der ehemaligen Sowjetrepublik, bei denen nach letzten Angaben mehr als 160 Menschen durch staatliche Sicherheitskräfte getötet worden sein sollen.

Die Deutschkasachin Arailym Wödl, die die Aktion in Stuttgart mitinitiierte, berichtet davon, dass viele Kasachen in Deutschland Angst um ihre Angehörigen in der Heimat hätten. Wie die 29-Jährige unterstreicht, seien die Proteste in ihrem Heimatland nicht nur ökonomisch motiviert, sondern richteten sich vor allem gegen das herrschende Regime. „Die Menschen sehen dort tagtäglich, wie sich die Verwandten der Regierungsvertreter bereichern“, so Wödl, die seit 2015 in Deutschland lebt und mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. „Bereits seit zwei, drei Jahren häufen sich in Kasachstan die friedlichen Demonstrationen, deren Forderungen immer politischer Art waren.“ Vordergründig hatten sich die jüngsten Proteste Anfang des Jahres in den Städten Zhanaozen und Aktau im Westen Kasachstans durch steigende Kraftstoffpreise entzündet.

Das Internet ist abgestellt, die Kontakte sind unterbrochen

Arailym Wödl ist überzeugt davon, dass die kasachische Bevölkerung einen Regimewechsel anstrebe. Ein künftiger Präsident müsse nach Meinung der kasachischen Bevölkerung unbedingt aus Kreisen außerhalb der jetzigen Machteliten kommen. Zu den Forderungen gehöre auch, so Wödl, dass Bürgermeister der kasachischen Städte demokratisch gewählt werden könnten. „Das ist bisher nicht der Fall.“ Überdies würden politische Aktivisten und Dissidenten systematisch verfolgt.

„Wir haben derzeit keinen Kontakt zu den Menschen in Kasachstan, weil das Internet abgestellt wurde“, sagt Arailym Wödls Ehemann Patrick Wödl. „Fakt ist, die Menschen in Kasachstan sehnen sich nach Veränderung, nach Selbstbestimmung und politischer Mitsprache, nach einer gerechteren Verteilung des Wohlstands und nach einem normalen Leben.“