Peter Franck hat seine großen Stillleben am Computer zusammengesetzt. Foto: Martin Bernklau

Peter Franck zeigt in der Galerie Nieser in der Ausstellung „Twilight“ Nüchternes mit einem Hauch Erotik. In diesen so ruhigen, so übersichtlich wirkenden, so kühl komponierten Bildern bleiben viele kleine Rätsel.

Degerloch - Man merkt sofort, dass er ein Maler ist. Spätestens seit der Moderne bildete die Malerei nicht mehr ab. Das dokumentarische Bild blieb der Fotografie, durchaus als eine ihrer wichtigsten und würdigsten Aufgaben. Und auch die Werbung, das Ins-rechte-Licht-rücken, die Manipulation, Verführung, Verblendung, der schöne falsche Schein der schönen neuen Welt.

Jenseits solcher Zwecke schaffen aber auch die Fotografen, die Lichtbildner, die Fotokünstler immer radikaler eigene Wirklichkeiten und Bilderwelten, als dass sie Realität nur abbilden. Peter Franck ist einer von ihnen, in aller Nüchternheit und Askese. Trotz etwas Erotik im Bild und trotz all der digitalen Technik.

Kühl komponierte Bilder

Viele kleine Rätsel

Zur Zeit ist in der Degerlocher Fotogalerie Norbert Nieser Peter Francks Ausstellung „Twilight“ zu sehen. Mit ihr beschließt Bettina Michel dort ihr einjähriges Gastspiel als Kuratorin von fünf „Positionen zur zeitgenössischen Fotografie“. Da bleiben in diesen so ruhigen, so übersichtlich wirkenden, so kühl komponierten Bildern diese vielen kleinen Rätsel.

Warum sind diese beiden Spione in der so flammend gemaserten Tropenholz-Tür zu zweit und dann noch schräg versetzt? Was hat dieses schmetterlingshaft eingewickelte Bonbon da an der weißen Wand verloren über der Bettkante mit der doppelten senkrechten Aufschrift „Super“ und den zwei Schlappen davor? Vermutlich hat Franck es da hindrapiert, aber wer weiß? Sind die zwei mit eindeutiger Richtung auf den Frauenhintern tätowierten Pistolen Porno? Welches Stück Haut mit welcher Falte ist da verziert mit zahllosen knallroten Kussmündern, die vielleicht auch Herzen sind? Was macht dieser verdeckt im Dunkeln sitzende Mann da hinter der Trennwand, was haben seine dreigestreiften Socken, der eine abgelegte Schuh, diese bunt gepunktete Tasche zu bedeuten oder der bauchige Monitor am Rand?

2012 bekam er den Sony Award für den Semi-Sex

Fragen über Fragen. Die bunten Punkte sind oft zu sehen. Es gibt ein paar dürre Hinweise. Ein paar Sachen gibt Peter Franck auch preis, der in Überlingen geboren ist, in Nürnberg und Stuttgart Malerei und Grafik studierte und durch seinen Bruder David zur Fotografie kam. Diese Hotels, diese Raststätten, diese Fünfzigerjahre-Anmutung entdeckte er auf den Fotoshooting-Reisen mit ihm. Ein Objekt der bildnerischen Begierde wurde das verlassene Hotel am Rotenberg. Von seinem Großvater hat Peter Franck Dias im quadratischen Format sechs auf sechs geerbt und in einige Bilder eingebaut. Die großen Stillleben, die so fotorealistisch gemalt wirken, hat er am Computer auch deshalb aus Teilen zusammengesetzt, weil er die Auflösung von 50 Megabyte und mehr noch addieren wollte.

Er hat, den digitalen Kniffen von Photoshop nachempfunden, einen Filter entwickelt, der mit seinem türkisen leuchtenden Rahmen und der Orange-Färbung der Fläche immer wiederkehrt. Peter Franck richtet die Farben der Fotografien am Computer akribisch auf seine verfremdenden Nuancen aus.

Rätseln, enthüllen, entdecken

Seine Serien tragen Titel wie „Stills“, „Kulissen“ , „Pflanzen“. Die nicht nostalgische, sondern eher magisch untote Serie vom Leerstand am Rand des Württembergs, in Sichtweite der des Rotenberg-Grabkapelle, hat den verkürzten Namen „Hotel Rote“ bekommen. Für den Semi-Sex von „the dark side (dominastudio)“ bekam er 2012 den Sony Award. Peter Franck bestätigt bereitwillig, dass er traumartige Motive aus Sequenzen des Filmregisseurs David Lynch aufgegriffen hat und sich gern bei ikonischen Elementen der Kunstgeschichte bis hin zum Comic bedient.

Man muss sich das ansehen. Rätseln. Enthüllen. Entdecken.