Schlüpft Waldemar Anton (im Zweikampf mit Mario Gomez) bald ins Trikot mit dem Brustring? Foto: imago/Rust

Der designierte Bundesliga-Aufsteiger hat zwei potenzielle Verstärkungen im Visier. Auf der anderen Seite ist die Liste der Interessenten für zwei Spieler aus dem aktuellen VfB-Kader lang.

Stuttgart - Eigentlich hätte die heiße Phase des Transfer-Sommers längst begonnen. Bei der Fußball-EM, dem großen europäischen Schaulaufen, stünden am Mittwoch die letzten Gruppenspiele an, in einer Woche endeten auf Vereinsebene die auslaufenden Spielerverträge.

 

Durch Corona ist in diesem Jahr freilich alles anders. Noch sind nicht alle Entscheidungen gefallen, einige Vereine und damit auch ihr kickendes Personal hängen in der Luft. Still ruht der See auf dem Transfermarkt, wie mehrere Spielerberater übereinstimmend berichten. In England ist der erste millionenschwere Dominostein noch nicht gefallen, der die Aktivitäten in den anderen Top-Ligen Europas wie in der Vergangenheit in Gang setzen könnte. Schenkt man der Szene Glauben, finden viele Spieler sogar Gefallen an der außergewöhnlichen Situation. Der überwiegende Teil, so heißt es, sei froh, in der Corona-Krise seine Schäfchen im Trockenen zu haben.

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Was freilich nicht bedeutet, dass das Transferkarussell nicht doch noch irgendwann Fahrt aufnimmt. Wenn auch verzögert und mit gedrosseltem Tempo. Bis zum voraussichtlichen Start der Bundesligasaison am 18. September vergeht noch viel Zeit.

An der Mercedesstraße in Bad Cannstatt, im Büro von Sportdirektor Sven Mislintat, herrscht bereits erhöhte Betriebsamkeit. Der Aufstieg des VfB Stuttgart ist seit dem vergangenen Wochenende und dem 6:0 in Nürnberg so gut wie eingetütet, weshalb der Sportchef die Planungen für die Bundesliga vorantreiben kann. Nach Informationen unserer Zeitung hat er bereits erste Kandidaten fest im Blick. Einer davon ist Waldemar Anton von Hannover 96. Der 23-Jährige könnte der Stuttgarter Defensive in der kommenden Spielzeit neuen Halt geben. Sie gilt als einer der großen Baustellen. Holger Badstubers Zukunft ist trotz Vertrags bis 2021 ungewiss, Nat Phillips kehrt wohl zum FC Liverpool zurück und Marcin Kaminski muss seine Bundesligatauglichkeit erst noch dauerhaft unter Beweis stellen. Waldemar Anton (Marktwert rund fünf Millionen Euro) könnte in eine dieser Lücken stoßen.

So ist die finanzielle Lage nach dem Fast-Aufstieg

Der Vertrag des gebürtigen Usbeken und deutschen U-21-Europameisters von 2017 läuft in Hannover im kommenden Sommer aus. Bereits vor einem Jahr war der FSV Mainz bereit, elf Millionen Euro für Anton hinzublättern, die 96er schoben dem aber einen Riegel vor. Auch jetzt wollen die Niedersachsen ihren Dauerbrenner (seit 13 Jahren im Verein) trotz leerer Kassen unbedingt halten.

Ein weiterer Kandidat für den VfB ist ein alter Bekannter und kämpft aktuell mit Fortuna Düsseldorf noch um den Klassenverbleib: Kevin Stöger (26). Nach unseren Informationen hat Mislintat den Ex-Stuttgarter ebenfalls im Fokus. In Düsseldorf hat der Mittelfeldspieler bewiesen, dass er zum überdurchschnittlichen Bundesligaspieler taugt: Ein Dauerläufer im Mittelfeld, technisch stark, dazu ein guter Vorbereiter. Stögers Vertrag läuft in diesem Sommer aus, Interesse gibt es auch von anderen Clubs aus der Bundesliga und aus dem Ausland. Der Österreicher, der zwischen 2011 und 2015 nicht über Einsätze in der zweiten Mannschaft des VfB hinauskam, kann sich eine Rückkehr nach Stuttgart durchaus vorstellen. Andererseits ließ er anklingen, dass er nicht zwingend Lust auf ein weiteres Jahr Abstiegskampf verspürt.

Aus unserem Plus-Angebot: Das sagt Sportchef Mislintat zur Kaderplanung

Durchaus zu Höherem berufen fühlt sich auch Torhüter Gregor Kobel (22). Weshalb der VfB trotz Fast-Aufstiegs für die Leihgabe der TSG Hoffenheim nicht mehr als nur eine Möglichkeit darstellt. „Stuttgart ist eine Option“, sagt der Berater des Schweizers und verweist darauf, dass Gespräche mit dem Club noch nicht stattgefunden hätten. Der Schweizer will den Aufstieg am Sonntag (15.30 Uhr) gegen Darmstadt 98 erst unter Dach und Fach bringen. Nach Aussagen seines Beraters hat er sich andere Angebote noch nicht angehört. „Er weiß überhaupt nicht, wer sich für ihn interessiert.“

Bei Orel Mangala (22) verhält es sich ein wenig anders. Olympique Lyon, Olympique Marseille, OGC Nizza, dazu die drei Istanbuler Clubs Galatasaray, Besiktas und Fenerbahce – die Liste der Interessenten für den belgischen Mittelfeldspieler ist lang. In der kommenden Woche wollen sich Mangala und sein Berater mit dem VfB zusammensetzen. Wie bei Kobel gilt auch für ihn: Trotz gültigen Vertrags ist der designierte Aufsteiger nur eine Option von vielen.

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