Die Personalkosten bei Alno sollen um sechs Millionen Euro gesenkt werden. Foto: dpa

Alno braucht frisches Geld – und plant dafür eine Kapitalerhöhung, die 46 Millionen Euro in die Kasse spülen soll. Vom 7. November an können Investoren und Kleinanleger die neuen Aktien kaufen. Auch die Mitarbeiter sollen einen Sparbeitrag leisten.

Stuttgart/Pfullendorf - Beim Küchenhersteller Alno mit Sitz in Pfullendorf wackeln mindestens 100 Jobs. „Personalabbau ist kein Tabu mehr, wenn er zur Restrukturierung beiträgt“, sagte ein Sprechers des angeschlagenen Konzerns. Im Rahmen eines Restrukturierungsprogramms soll der Konzern in die Gewinnzone gesteuert werden.

Das Programm sieht unter anderem vor, dass durch „generelle Kostensenkungen“ rund sieben Millionen Euro eingespart werden sollen. Den Betrag will das Unternehmen fast ausschließlich beim Personal einsparen. Um sechs Millionen Euro sollen die Personalkosten gesenkt werden, so der Sprecher. Falls dieses Ziel nicht durch andere Maßnahmen wie Gehaltsverzicht oder Verlängerung der Arbeitszeiten erzielt werden kann, müsste der Konzern den Abbau von Stellen in Erwägung ziehen, sagte der Sprecher. Dies beträfe die beiden Produktionsstandorte Enger (Nordrhein-Westfalen) und Pfullendorf. In einer Studie zum Potenzial der Alno Aktie nach der Kapitalerhöhung ist von einem „geplanten Abbau von bis zu 130 Mitarbeitern“ die Rede.

„Wir verzichten ohnehin schon auf die Hälfte unseres Urlaubs- und Weihnachtsgeldes“, hieß es in Mitarbeiterkreisen

Die Beschäftigten in Pfullendorf zeigen wenig Verständnis für noch mehr Einschnitte bei ihrem Gehalt. „Wir verzichten ohnehin schon auf die Hälfte unseres Urlaubs- und Weihnachtsgeldes“, hieß es in Mitarbeiterkreisen. Die Arbeitnehmervertreter wollten sich nicht zu konkreten Sparmaßnahmen äußern. „Wir befinden uns noch gar nicht in Verhandlungen mit der Geschäftsleitung. Bisher gab es nur Vorgespräche.“

Die Mitarbeiter haben Hoffnung, dass ihrem Unternehmen mit der geplanten Kapitalerhöhung endlich die Wende gelingt. Alno kämpft seit dem Börsengang des Unternehmens 1995 mit den roten Zahlen – und ist in diesem Jahr nur knapp an der Insolvenz vorbei geschlittert.

Eine Kapitalerhöhung soll nun 46 Millionen Euro frisches Geld in Kasse spülen. Mit den Mitteln will Alno vor allem seine Bankverbindlichkeiten tilgen. Dadurch dürften Sicherheiten von rund 200 Millionen Euro frei werden. Mit diesen Sicherheiten steigen die Chancen des Küchenherstellers, an neue Darlehen zu kommen, um ins operative Geschäft investieren zu können.

Kapitalerhöhung in wenigen Wochen

Für die Kapitalerhöhung war zunächst eine Kapitalherabsetzung nötig. Das bedeutet, dass der Nennwert der Alno-Aktien von 2,60 Euro auf 1,00 Euro reduziert wurde. In einem zweiten Schritt erfolgt nun die Kapitalerhöhung: Vom 7. November an können Investoren und Kleinanleger neue Alno-Aktion kaufen. Der Bezugspreis der neuen Papiere beträgt 1,05 Euro pro Aktie.

Der Alno-Großaktionär Whirlpool, ein amerikanischer Hersteller von Haushaltsgeräten, hat die Kapitalerhöhung garantiert. Das bedeutet, dass Whirlpool sich bereit erklärt hat, notfalls sämtliche neue Aktien im Wert von 46,2 Millionen Euro zu erwerben, die auf dem freien Markt nicht von anderen Investoren übernommen werden.

Der Wertpapierdienstleister Sreubing AG geht in seiner Studie jedoch von einer anderen Aktionärsstruktur aus: Demnach werde der Anteil des Streubesitzes von 41,9 auf 67 Prozent steigen, prognostizieren die Fachleute. Der Anteil von Whirlpool dürfte laut der Studie lediglich von 18,8 auf 23 Prozent ansteigen. Reduzieren werde sich demnach der Anteil der Küchenholding (von 35, 3 auf sieben Prozent). Fast unverändert bleibe dagegen das Engagement des Privaten Investmentclubs Börsebius (von 3,9 auf drei Prozent), so die Prognose.

Am 20. November endet die Bezugsfrist für die neuen Aktien. Erst danach wird die neue Aktionärsstruktur feststehen.

In diesem Jahr hat Alno die Preise bei allen Marken um fünf bis acht Prozent erhöht

Der Wertpapierdienstleister rechnet damit, dass der Umsatz der Alno AG bis 2015 um 20 Prozent erhöht werden könnte, wenn die Kapital- und Restrukturierungsmaßnahmen wie geplant umgesetzt werden. 2011 hat das Unternehmen mit einem Umsatz von 452,8 Millionen Euro einen Verlust von 25,6 Millionen Euro eingefahren. Im dritten Quartal 2012 hat sich Alno jedoch der schwarzen Null angenähert. Das operative Ergebnis stieg nach vorläufigen Zahlen in den ersten neun Monaten auf minus 0,7 Millionen Euro (nach minus 23,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum). Der Umsatz verbesserte sich dagegen nur leicht um 2,4 Prozent auf 338,9 Millionen Euro.

In diesem Jahr hat Alno die Preise bei allen Marken (Alno, Pino, Impuls und Wellmann) um fünf bis acht Prozent erhöht. Dies dürfte einer von mehreren Gründen sein, warum die Auftragseingänge seit Sommer im einstelligen Prozentbereich zurückgegangen sind. Weil die Werke in Enger und Pfullendorf nicht ausgelastet sind, hat der Konzern für Oktober (vier bis sieben Tage) und für November (sechs bis sieben Tage) Kurzarbeit angemeldet. In Enger sind im Oktober 200 von 550 Mitarbeiter und im November 350 bis 400 Beschäftigte betroffen. In Pfullendorf arbeiten im Oktober und November etwa 250 der 650 Mitarbeiter kurz.