Während des Derbys beim VfB Stuttgart zünden KSC-Fans Leuchtraketen und provozieren damit fast den Spielabbruch.
Stuttgart - Nach dem Schlusspfiff des umsichtigen Fifa-Schiedsrichters Christian Dingert schaute selbst der KSC-Profi Dennis Kempe leicht verächtlich in Richtung des eigenen Fanblocks. Eben dorthin, wo der vermummte Mob aus Karlsruhe auch unmittelbar nach Spielende keine Ruhe geben wollte. Um ein Haar hätte eine von einem Dutzend Leuchtraketen von dort, die auf das Spielfeld geschossen wurden, den 30-jährigen Defensivspieler getroffen, als der gerade mit dem VfB-Kapitän Christian Gentner abklatschte.
„Alles ist auf gegenseitigen Hass gepolt. Das ist sehr schade“, sagte der KSC-Kapitän Dirk Orlishausen nach dem 46. Derby in Erster und Zweiter Bundesliga zwischen den Rivalen aus Baden und Württemberg. Es war eine Partie, die im Stadion gleich mit viel Krawall aus der Karlsruher Kurve begann – und die nach dem Seitenwechsel dicht vor dem Abbruch stand.
Die Raketen landen auf dem Spielfeld
Denn als die Spieler nach der Halbzeitpause aus den Kabinen gekommen waren, da hatten die vermummten Chaoten in den ersten Reihen des KSC-Fanblocks zum wiederholten Male Rabatz gemacht. Mehrere orangefarbene Leuchtraketen landeten auf dem Spielfeld, zudem hüllte die blau-weiße Ecke mit ihren bengalischen Feuern und den Rauchbomben fast die gesamte Gegengerade der ausverkauften Arena in dichte Rauchschwaden ein.
Um wieder Ruhe herzustellen, war der Torhüter Orlishausen unmittelbar vor Wiederanpfiff in die KSC-Kurve geeilt – und hatte dort mit dem eigenen Fanbeauftragten geredet. „Auf ihn hören die Fans vielleicht besser als auf mich“, sagte der desillusioniert wirkende Torhüter. Als Orlishausen über den Fanbeauftragten den „Capo“, den Anführer des Fan-Mobs, zu beschwichtigen versuchte, lag bereits eine Zwangspause von 15 Minuten hinter Spielern und Publikum. „Der Schiedsrichter hat mir mitgeteilt, dass er bei den nächsten Vorfällen das Spiel abbrechen wird“, erklärte der VfB-Stadionsprecher Holger Laser schließlich.
Denn bereits in der 17. Spielminute, als die ersten Raketen auf dem Spielfeld niedergingen, hatte Referee Christian Dingert das Spiel kurz unterbrochen und die 22 Profis in eine unfreiwillige Trinkpause geschickt. Mit seiner konsequenten Haltung lag der Schiedsrichter richtig. Denn bis zum Abpfiff blieb es immerhin ruhig.
„Wir haben kein gutes Bild abgegeben“
„Wir haben hier kein gutes Bild abgegeben“, sagte der Karlsruher Trainer Marc-Patrick Meister zu den Vorfällen. „Aber wir dürfen nicht alle 6000 KSC-Fans über einen Kamm scheren.“ Meisters Kollege Hannes Wolf, der durch die lauten Böllerschüsse am Spielfeldrand zusammengezuckt war, lobte derweil die Stuttgarter Fans: „Ich bin froh, dass alle in Weiß ruhig geblieben sind und niemand etwas abbekommen hat. Denn das war schon fies.“
Lammfromm war aber auch der VfB-Anhang nicht, begrüßte die Cannstatter Kurve ihre Gäste aus Mittelbaden doch mit einer provokanten Choreografie: „Der Fächer für das Gesindel, das Zepter für uns“, so lautete die Inschrift über einem Gemälde aus der Zeit der württembergischen Könige.
VfB Stuttgart - 2. Bundesliga
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