Nach der Ansicht von Gerhard Wick und Reinhard König sollen umweltfreundliche Busse die Vaihinger Mitte mit dem Westen des Stadtbezirks verbinden Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Klimawandel und die zunehmende Verkehrsdichte treiben Gerhard Wick und Reinhard König an. Sie sehen nicht viel Zeit für Zukunftsprojekte. Es müsse jetzt gehandelt werden. Dabei setzen sie auf Busse.

Vaihingen - Einen völlig gegensätzlichen Standpunkt zur Verkehrsplanung der Stadt vertreten die beiden Bezirksbeiräte Gerhard Wick und Reinhard König (beide SÖS). Sie sehen Vaihingen gewissermaßen im Schraubstock der globalen Umweltkatastrophe mit dem Klimawandel und des sich verschärfenden Verkehrsproblems im Stadtbezirk, das in den kommenden beiden Jahren durch die rund 10 000 neuen Mitarbeiter der Allianz und Daimler im Synergiepark zunehmen werde. Öffentliche Verkehrsmittel könnten noch so gut und innovativ sein, sie würden dennoch zu wenige benutzt, solange das Auto das bequemste Verkehrsmittel bleibe.

Busse sollen so umweltgerecht wie möglich sein

„Angesichts der Notwendigkeit und der Dringlichkeit, eine Verkehrswende herbeizuführen, haben wir weder die Zeit, noch die Mittel, um Geld schon allein in die Untersuchungen von Zukunftsprojekten zu stecken und bis dahin nichts machen zu können, weil das gesamte Geld dafür ausgegeben wird“, sagt Gerhard Wick. Es habe den Anschein, als gebe man das Geld für die zukünftige Erschließung des Eiermann-Campus, auf dem ein Stadtquartier für rund 4000 Einwohner entstehen soll, aus, Lösungen für den Ort würden aber auf die lange Bank geschoben. Wenn man dagegen das Geld jetzt für den Ausbau des Busverkehrs ausgebe, dann sei man auch für die Zukunft gerüstet. Die Busse, sagt er, sollten so umweltgerecht wie möglich angetrieben werden.

Die Haltung der beiden Bezirksbeiräte zum Individualverkehr mit dem Auto lässt sich plakativ wie folgt zusammenfassen: Das Auto ist das die Umwelt am meisten schädigende Verkehrsmittel, es soll gegenüber dem öffentlichen Nahverkehr benachteiligt werden, damit es so wenig wie möglich im Stadtbezirk genutzt wird. „Innerorts darf das Auto nicht schneller als der öffentliche Verkehr und das Fahrrad fahren.“ Für die Vaihinger Hauptstraße schwebt den beiden der sogenannte Shared Space vor, also eine Strecke, auf welcher alle Verkehrsteilnehmer, darunter Fußgänger, Busse, Radler und Autofahrer gleichberechtigt sind. Dies ist zum Beispiel auf der Eberhardstraße im Stuttgarter Zentrum der Fall. „Wenn die Busse auf der Hauptstraße fahren, dann müssen die Ampeln an den Seitenstraßen auf Rot schalten, damit sie ungehindert passieren können“, führt Reinhard König aus. Die Autos vor den Bussen könnten passieren, die hinter den Bussen könnten folgen: „Sie dürfen die Busse aber nicht überholen, auch nicht, wenn diese halten müssen.“

Busse könnten mehr Haltestellen bedienen als die Seilbahn

Aus all diesen Gründen halten die beiden eine Seilbahntrasse für unsinnig, ebenso eine Stadtbahnverbindung, die mit ziemlicher Sicherheit weit mehr kosten würde, als eine Seilbahn. Auch als Ersatz für die Seilbahntrasse vom Vaihinger Bahnhof über den Synergiepark bis zum SSB-Zentrum und zur Dekra halten die beiden umweltfreundlich angetriebene Busse für das bessere Verkehrsmittel: „Mit Bussen könnte man im Gegensatz zur Seilbahn noch mehr Haltestellen bedienen.“ Die Seilbahn habe im Vaihinger Osten jedoch laut Planung nur zwei Stationen: Die Station Ost am Bahnhof und diejenige bei der Dekra. Die Stadtbahn, die man ja parallel zur Seilbahn untersuchen wolle, werde schlechter abschneiden als die Seilbahn, weil man unsinnigerweise an ganz anderen Stellen Tunnel untersuche, etwa den von Kaltental zum SSB-Zentrum. Nur eine Variante prüfe eine oberirdische Lösung entlang der Vollmöller- und Krehlstraße und dann entlang der Hauptstraße zum Vaihinger Westen und vielleicht nach Büsnau.

Ganz gegen Stadtbahnen, S-Bahnen und Seilbahnen sind die beiden Bezirksbeiräte aber nicht: „Sie sind sinnvoll, um die Stadtbezirke mit der Innenstadt, oder die Stadtbezirke untereinander zu verbinden, die taugen lediglich nicht dazu, den Verkehr innerhalb der Stadtbezirke zu organisieren.“