Guter Service einer Kommune ist elementar, um die Gräben zu den Bürgern zuzuschütten, meint unsere Leonberger Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski.
Öffentliche Verwaltungen haben in diesen Tagen nicht den allerbesten Ruf: Zu träge, zu unflexibel, zu wenig serviceorientiert – so lauten die gängigen Klagen, geht es um die Bearbeitung von Anträgen oder um die nahezu allgegenwärtigen Schlangen in Bürgerämtern oder Zulassungsstellen. Alles übertrieben, oder steckt wirklich der Wurm im öffentlichen Dienst? Und wenn ja, warum?
Dass Verwaltungen durchaus flexibel sein können, zeigen etwa die Rathäuser in Gerlingen oder Korntal-Münchingen, in deren Bürgerämtern die Öffnungszeiten deutlich über die sonst üblichen hinausgehen. In Gerlingen haben die Menschen sogar samstags die Möglichkeit, aufs Amt zu gehen. In Leonberg hingegen ist die Kritik groß, der Unmut der Kunden, wie sie heute gerne genannt werden, richtet sich sogar in bisweilen aggressiver Form gegen das Personal. Wird hier der schlechtere Job gemacht?
Wohl kaum. Die Regel „Je größer die Stadt, desto größer die Probleme“, ist gewiss gerade im Bereich des Bürgerservice anzuwenden. Auch in Ditzingen läuft es nicht ganz so rund, ähnlich wie in vielen anderen Großen Kreisstädten, von der Landesmetropole Stuttgart ganz zu schweigen. Es gibt mehr Publikumsverkehr, zwangsläufig mehr Potenzial für ungehaltene Kunden. Und die Aufgaben, die die Kommunen von Bund und Land aufgedrückt bekommen haben, nehmen seit Jahren kontinuierlich zu. Eine wirksame Entbürokratisierung sieht anders aus.
Im Gegenzug: Je kleiner die Einheit, desto besser scheint es zu funktionieren. Gerlingen, im vergangenen Jahr Sieger beim „Heimat-Check“ unserer Zeitung, scheint ohnehin eine Art Insel der Seeligen zu sein. In kleineren Kommunen ist zudem die Neigung zu pragmatischen Lösungen stärker ausgeprägt als in größeren Städten. Hierfür ist Rutesheim ein Musterbeispiel, wo vor allem lösungsorientiert diskutiert wird.
Zuschlag für die Beschäftigten vom Bürgeramt
Einen lösungsorientierten Beschluss hatte unlängst auch der Gemeinderat von Leonberg mit beachtlich großer Mehrheit gefasst: Um die Arbeit im Bürgeramt attraktiver zu machen, hatte die SPD-Fraktion für die dortigen Beschäftigten eine Arbeitsmarktzulage von 300 Euro im Monat beantragt. Damit sollen diese Aufgaben auch für mögliche Bewerber interessanter sein. Letztlich soll so die Motivation und mithin auch der Bürgerservice gesteigert werden.
Trotzdem werden die Leute vom Bürgeramt wahrscheinlich nicht in den Genuss der Zulage kommen. Der Personalrat, der in Verwaltungen dem Betriebsrat entspricht, will die Zulage blockieren: Wenn schon mehr Geld, dann bitteschön für alle. Personalnot gebe es in fast allen Bereichen der Stadt.
Das kann man so sehen, es löst aber das Problem nicht. Der Bürgerservice ist nun einmal das Schaufenster einer Kommune. Hier muss jeder mal hin. Und wenn er dann um einen Termin, selbst bei digitaler Buchung, regelrecht betteln muss, wird der Frust auf „die Stadt“ und „die Politiker“ nur noch größer. Das falsche wie bösartige Bild vom faulen Beamten wird bestärkt.
Mit dem Extrageld bestünde hingegen die Chance, einen Missstand wenigstens zu verbessern. So ist der Leonberger SPD-Fraktionschef Ottmar Pfitzenmaier zu recht „extrem irritiert, dass ein Personalrat Bürgerfreundlichkeit verhindert“. Von den rund 240 000 Euro Mehrkosten im Monat, die eine Zulage für alle 800 Beschäftigten der Stadt ausmachen würde, ganz zu schweigen.