Peter Beck (links) und Herbert Weil vom Jugendfarmverein Waiblingen hoffen, dass die Farm wahr wird. Foto: Edgar Layher

Das Projekt Jugendfarm in Waiblingen kommt nur im Schneckentempo voran. Einen Grund dafür sieht der Verein in dem von der Stadt vorgegebenen Finanzierungskonzept, laut dem er die Hälfte der Kosten tragen muss. Er wünscht sich nun einen von der Stadt finanzierten Naturpädagogen.

Waiblingen - „Wir brauchen einen Überzeugungstäter“, sagt Peter Beck vom Verein Jugendfarm Waiblingen. Er oder sie sollte Naturpädagoge sein und der Jugendfarm am Rande des Stadtteils Korber Höhe ein Gesicht geben. Das könne aber nur ein hauptamtlich Tätiger leisten, betont der Vereinsvorsitzende – und den gibt es auf dem Finkenberg, einer ehemaligen Erddeponie, bislang ebensowenig wie das erträumte Farmhaus samt Stallungen.

Dass das vor zwölf Jahren initiierte Jugendfarm-Projekt allenfalls im Schneckentempo vorankommt, hat aus Sicht des Vereins neben einer langwierigen Standortsuche auch mit dem von der Stadt festgelegten Finanzierungskonzept zu tun. Laut dieser Vorgabe muss der Verein mit seinen 81 Mitgliedern die eine Hälfte des für den Aufbau der Farm benötigten Geldes aufbringen. Im Gegenzug legt die Stadt die gleiche Summe drauf. Rund 20 000 Euro sind derzeit auf dem Vereinskonto vorhanden.

Eine Fachkraft für Naturpädagogik muss her

„Wir kalkulieren mit 500 000 Euro für das Farmhaus und die Ställe, hinzu kommen laufende Kosten. Damit es hier weitergeht, muss diese 50:50-Regelung aufgelöst werden“, sagt Peter Beck. Denn zu einer Jugendfarm gehöre nunmal Personal – der Naturpädagoge und ein zumindest in Teilzeit tätiger Tierpfleger: „Aber 50 Prozent der Personalkosten kann der Verein nicht aufbringen. Wir wünschen uns daher einen Naturpädagogen, den die Stadt bezahlt.“

Peter Becks Vereinskollege Herbert Weil erinnert sich, wie im Jahr 2006 alles angefangen hat. Den Anstoß hatte der Antrag der Gemeinderatsfraktion Alternative Liste gegeben. Diese hatte angeregt, die Stadt möge die Einrichtung einer Jugendfarm prüfen. Wenig später sprach sich eine Mehrheit des Gremiums für eine Machbarkeitsstudie aus, aufgrund der die Stadt die Gründung eines Trägervereins in die Wege leitete. Lautete doch das Fazit: „In der heutigen schnelllebigen Zeit ist eine Jugendfarm mit ihrer sozialökologischen Ausrichtung ein echtes Kontrastprogramm. Die Entscheidung für ein solches Projekt ist deshalb eine nachhaltige Investition in die Zukunft.“

Eine Zukunft für die Jugendfarm sieht aber auch Herbert Weil nur dann, falls das Finanzierungskonzept geändert wird. Er sagt: „Wenn bei der Gründung des Vereins angekündigt worden wäre, dass eine 50:50-Regelung gelten soll, dann hätte es nie einen Verein gegeben.“ Im Laufe der Zeit hätten sich die Verwaltung und der Verein voneinander entfernt, analysiert Weil: „Die Sache ist irgendwie auseinandergelaufen.“ Vielleicht, ergänzt Peter Beck, habe man „zu wenig miteinander geredet“.

Bedarf ist vorhanden

Bedarf für eine Jugendfarm in Waiblingen gibt es nach seiner Überzeugung immer noch. „Der Bedarf ist vorhanden“, sagt Peter Beck – das habe die große Nachfrage nach Ferienangeboten, die man auf dem Finkenberg veranstaltet habe, bewiesen. „Es gibt genügend Arbeit und fertige Konzepte, auch solche für Kooperationen mit Schulen und Kindergärten. Aber die können wir nur umsetzen, wenn jemand die Kontakte aufbaut und belebt.“ Eine hauptamtliche tätige Kraft eben, die von den Ehrenamtlichen des Vereins unterstützt wird. Der harte Kern der Freiwilligen bestehe derzeit aus sieben Leuten, sagt Beck, der sicher ist, dass mehr Menschen auf die Farm kommen und mit anpacken werden, wenn einmal durchgehender Betrieb herrscht.

„Hier soll etwas für den kompletten Stadtteil entstehen“, betont Beck und hebt die guten Kontakte zur Bürgeraktion Korber Höhe hervor. Im Farmhaus könnte zum Beispiel ein inklusives Café unterkommen. Dass die Jugendfarm neben Ställen ein Farmhaus benötigt, steht für Herbert Weil fest. Schließlich, sagt er, bräuchten Schulklassen einen Ort, an dem sie bei schlechtem Wetter unterkommen, sich umziehen und Toiletten nutzen könnten.

Der Gemeinderat will nochmals über die Jugendfarm beraten. Der Oberbürgermeister Andreas Hesky hat erklärt, man sei „bereit, über eine Veränderung der Rahmenbedingungen zu sprechen“, eine Trägerschaft der Stadt schloss er jedoch aus.