„Stammheim ist sicher“, sagt Revierleiter Dieter Steinmann Foto: Zeyer

Revierleiter Dieter Steinmann stellt im Bezirksbeirat die polizeiliche Kriminalstatistik für Stammheim vor.

Stuttgart-Stammheim - Ich könnte sagen, es ist wie immer, Stammheim ist sicher“, führte Dieter Steinmann in seinen Bericht ein. Dann schilderte der Revierleiter Stammheimer Fälle, die durch besondere Gewalt hervorstachen: Im Juli 2011 begegnet ein 19-Jähriger mit mehr als zwei Promille Alkohol im Blut in den frühen Morgenstunden einem Zeitungsausträger an der Kornwestheimer Straße. Grundlos schlägt er dem 51-Jährigen ins Gesicht, schleift ihn in einen Hinterhof, wo er dem Opfer 15 Minuten lang mit der Faust ins Gesicht schlägt. Das Opfer erleidet schwerste Kopfverletzungen. Eine Frau hört die Rufe und alarmiert die Polizei, der Täter wird gefasst.

Zweites Beispiel, November 2011: Zwei 18-Jährige, fragen einen 44-Jährigen nach einer Zigarette, dann schlagen sie ihm zwei Zähne aus, brechen ihm die Rippen, seine Lunge kollabiert. Die drei Burschen gehören zu einer Jugendgruppe in Stammheim, die die Polizei im vergangenen Jahr besonders in Atem gehalten hat.

Nach Personal für mobile Jugendarbeit wird derzeit gesucht

„Es waren acht Personen unterschiedlicher Zusammensetzung, die meisten zwischen 17 und 18 Jahre alt, alles Deutsche“, sagte der Revierleiter. Vier Personen konnten 17 Straftaten nachgewiesen werden, unter anderem fünf Raubüberfälle, Einbrüche in eine Tankstelle und in Gartenhäuser, zwei Körperverletzungen, zwei Sachbeschädigungen an Autos, ein Verstoß gegen das Waffengesetz. Die Urteile des Landgerichts: drei bis vier Jahre Jugendstrafe. Alle drei Täter wohnen seit Jahren in Stammheim und waren im Alter von 13, beziehungsweise 14 Jahren zum ersten Mal polizeilich aufgefallen.

Vor diesem Hintergrund lobte Steinmann das jahrzehntelange, unnachgiebige Fordern des Bezirksbeirats nach Jugendsozialarbeitern in Stammheim. Im vergangenen Jahr hat der Gemeinderat eine halbe Stelle für mobile Jugendarbeit bewilligt. Nach Personal wird derzeit gesucht. „Ich bin froh um die aufsuchende Straßensozialarbeit. Dass war rechtzeitig der richtige Schritt“, sagte Steinmann. Erfolg sei nur in enger Zusammenarbeit mit dem Stammheimer Präventionsnetzwerk möglich. „Auch da sind wir auf einem guten Weg.“

Insgesamt wurden 55 Prozent aller Fälle aufgeklärt

Die sonstigen Zahlen der Kriminalstatistik für den Bezirk können sich sehen lassen: Die Zahl der angezeigten Straftaten stieg um 3,2 Prozent nur leicht von 504 im Jahr 2010 auf 520 im Jahr 2011. Betrugsdelikte seien von 59 auf 35 deutlich zurückgegangen. Positiv auch der Rückgang bei Wohnungseinbrüchen von 18 auf 12. Raubdelikte dagegen stiegen von null auf sieben und Körperverletzungen von 55 auf 80. Diebstähle hielten sich in den beiden Vergleichsjahren etwa die Waage (152 und 153), die Sachbeschädigungen stiegen von 96 auf 100. Davon 17 Graffiti (2010 noch 15).

Insgesamt wurden 55 Prozent aller Fälle aufgeklärt. Die Zahl der Jungtäter (unter 21 Jahre) stieg von 71 auf 76 an. „Das ist mit 27 Prozent aller Täter einer der höchsten Anteile im Stuttgarter Norden“, erklärte Steinmann.

Insgesamt betrachtet sei der Bezirk jedoch einer der sichersten. Bezogen auf 1000 Einwohner gab es 2011 in Stammheim 44 Straftaten. In der Gesamtstadt waren es mit 96 mehr als doppelt so viele.