Im Visier der Diebesbanden: Autoreifen. Foto: Fotolia

Winterreifen runter, Sommerreifen drauf? Der Saisonwechsel lockt verstärkt die Diebesbanden in die Region Stuttgart. Reifen verschwinden in hohen Stückzahlen – und die Polizei hat in diesem Jahr noch keinen Täter erwischt.

Winterreifen runter, Sommerreifen drauf? Der Saisonwechsel lockt verstärkt die Diebesbanden in die Region Stuttgart. Reifen verschwinden in hohen Stückzahlen – und die Polizei hat in diesem Jahr noch keinen Täter erwischt.

Stuttgart - In der Gemeinschafts-Tiefgarage im Asemwald erlebt ein Autobesitzer eine böse Überraschung: Das Tor an der umzäunten Garagenbox steht sperrangelweit offen, der Griff aber ist noch verschlossen. Unbekannte waren hier eingedrungen und hatten einen Satz Räder mit Sommerreifen mitgehen lassen. Der Wert liegt bei mehreren Tausend Euro.

Der Mann ist nicht der einzige betroffene Stuttgarter in diesen Tagen. In einer Tiefgarage an der Büsnauer Straße in Vaihingen waren ebenfalls Reifendiebe zugange, ließen einen Satz mit 20-Zoll-Rädern im Wert von 5000 Euro mitgehen. Am Tor ist keine Beschädigung zu sehen. In der Heerstraße ließen die Täter gleich zwei Sätze Kompletträder für mehrere Tausend Euro mitgehen. Wie die Täter in die Garagenbox gelangten – auch hier ein großes Fragezeichen.

„Jetzt in der Reifenwechselsaison kocht das wieder hoch“, sagt Polizeisprecher Thomas Geiger, „die Diebstahlsfälle häufen sich.“ Allerdings ist in Stuttgart die Polizei noch weit davon entfernt, Zusammenhänge feststellen zu können. Die drei jüngsten Fälle werden daher dezentral von drei Sachbearbeitern in den Dienststellen in Möhringen, Vaihingen und Degerloch bearbeitet.

Besonders heftig trifft es in diesen Tagen den Landkreis Böblingen, wo die Reifen in auffallend hohen Stückzahlen spurlos verschwinden. Dass professionelle Banden am Werk sein dürften, zeigt sich an einem Sonderfall in Herrenberg-Gültstein, wo am Wochenende 50 Lkw-Reifen aus einer Lagerhalle eines Großhändlers im Wert von 25 000 Euro gestohlen wurden.

Die Polizei schließt einen Zusammenhang mit einer ähnlichen Tat Mitte Dezember 2013 nicht aus. Bei einem Händler in Rottweil wurden 18 Lkw-Reifen im Wert von 12 000 Euro gestohlen. Auffällig dabei: Auch dieses Lager liegt in der Nähe der Autobahn 81 Stuttgart–Singen, 62 Kilometer vom Tatort in Herrenberg entfernt.

Private Autobesitzer, die ihren zweiten Reifensatz in einer Gemeinschafts-Tiefgarage lagern, sollten besonders aufpassen. Diese Orte sind gerade im Visier der Täter. Im Sindelfinger Stadtteil Maichingen wurden am vergangenen Freitag acht Kompletträder gestohlen. In Böblingen drangen Unbekannte in eine Tiefgarage mit Rolltor ein, transportierten dort insgesamt zwölf Räder mit Sommerreifen, passend zu Mercedes oder Smart, im Wert von 2500 Euro ab. Die Polizei fand am Tor keine Aufbruchspuren – es ist unklar, wie die Täter rein kamen.

„Die Gemeinschafts-Tiefgaragen sind ein besonderes Problem“, sagt Polizeisprecher Peter Widenhorn, zuständig für die Landkreise Böblingen und Ludwigsburg. „Man wohnt relativ anonym, fremde Täter fallen dadurch nicht unbedingt auf.“ Außerdem seien die Tiefgarage in der Regel leicht zugänglich, so Widenhorn. Die Beute kann unauffällig abtransportiert werden. Auch bei Rolltoren gilt: Ist einer der Täter erst mal drin, etwa durchs Treppenhaus, kann das Tor problemlos von innen für den Komplizen mit dem Transporter geöffnet werden.

Zeugenhinweise gibt es wenige. Und Tatverdächtige schon gar nicht: Keiner der mehr als 30 gemeldeten Fälle in diesem Jahr in der Region ist bisher aufgeklärt worden. Auch nicht der Einbruch in einen Reifenhandel in Rutesheim Mitte Februar. Die Täter waren in einen Container eingedrungen und hatten drei komplette Sätze hochwertiger Räder mit Reifen der Marken Bridgestone und Continental im Wert von 10 000 Euro mitgehen lassen. Offenbar waren die Täter dabei noch gestört worden – den weitere Reifen, für den Abtransport bereitgelegt, blieben zurück.

Die Tatorte reichen von Leutenbach im Rems-Murr-Kreis über Vaihingen/Enz im Kreis Ludwigsburg über Leinfelden-Echterdingen bis nach Nürtingen im Kreis Esslingen. Am Dienstag ging eine weitere Meldung ein – zahlreiche Reifen im Wert von mehreren Tausend Euro verschwanden aus dem Lager eines Autohauses. Allerdings hielten die Reifendiebe diesmal reichlich Abstand zum Großraum Stuttgart. Sie wichen nach Ulm aus.