Schüsse in Mettingen, eine Handgranate auf eine Trauergemeinde in unmittelbarer Nachbarschaft in Altbach. Die Menschen in Esslingen haben gute Gründe, besorgt zu sein, was ihre Sicherheit betrifft. Was aber sagt die nackte Statistik?
Der Heimat-Check unserer Zeitung hat es nicht zum ersten Mal zu Tage gebracht: Esslinger fühlen sich nicht immer und überall wohl in ihrer Stadt. Sie haben ein mulmiges Gefühl, etwa, wenn sie sich in Bahnhofsgegenden befinden. Bei der Befragung, wie wohl sich Menschen in ihrem Ort fühlen, schneidet der Punkt Sicherheit mittelmäßig ab, doch in einzelnen Kommentaren wird es deutlich, es ist ein heikler Punkt: „Man traut sich abends, nachts nicht mehr alleine aus dem Haus“, schreibt einer der Teilnehmer des Heimat-Checks. Eine andere sagt: „Man hat Angst. Früher hat man das nicht gehabt.“ Was aber sagt die Statistik? Sie sagt: Sicherheitsgefühl und tatsächliche Kriminalstatistik sind zweierlei.
Eine „normale“ Kriminalität
Denn die Kriminalitätsentwicklung in Esslingen verläuft den Zahlen des Vorjahres folgend eher „moderat“, so Rochus Denzel dem Leiter des Polizeirevier Esslingens. Gegenüber den Coronajahren ist sie angestiegen, was für Denzel, der im Esslinger Sozialausschuss einen Zustandsbericht ablieferte, ein Zeichen der Normalität ist. „Gaststätten haben wieder auf, es gibt Feste, und in den Kaufhäusern gibt es keine Einlasskontrollen mehr. Das Leben ist wieder normal geworden und auch die Kriminalität ist wieder – in Anführungszeichen – in das normale Leben zurückgekehrt.“ Was nichts anderes bedeutet, als dass nach dem Wegfall der strengen Coronaregeln die Gelegenheit, sich strafbar zu machen, wieder deutlich gestiegen sind.
Um das zu unterfüttern, lohnt es sich auf vergleichbare Städte zu schauen. Ludwigsburg und Böblingen weisen eine höhere Kriminalität auf als Esslingen. Gemessen wird dies an den Fällen pro 100 000 Einwohner. Insgesamt sind 4171 Straftaten in Esslingen registriert worden. 2019, als dem Jahr, bevor Corona und die Lockdowns eine Art Ausnahmezustand bewirkten, wurden 5241 Straftaten gemessen. Aus dieser Perspektive gibt es einen Rückgang. Im Vergleich zu 2021 – dem letzten Corona-Jahr – stiegen die Fälle allerdings von 3786 auf 4171 an. Wenn man diese Rate mit der Landkreis-Rate vergleicht, liegt die Stadt höher als der Kreis insgesamt. Das ist aber laut Denzel wenig verwunderlich. In dicht besiedelten Räumen ist die Kriminalitätsrate in der Regel immer höher. Interessant ist auch der Blick auf das Land Baden-Württemberg: Hier liegt Esslingen unter dem Landesdurchschnitt.
Die Kriminalitätsrate im Bundesland liegt höher
Alarmzeichen gibt es dennoch: Während Rauschgiftdelikte statistisch gesehen rückläufig sind, nimmt die Zahl der Sachbeschädigungen zu. Gründe dafür sind nicht einfach zu finden. Denzel verwies darauf, dass eine nähere Betrachtung der Fälle schnell mal ein ganz anderes Bild ergeben können. So kann eine einzige Serie die gesamte Statistik beeinflussen. „Wenn eine Gruppe in einer Nacht zahlreiche Autos zerkratzt, dann kann das schon die Hälfte der Kfz-Sachbeschädigungen des Vorjahres sein“, so Denzel. Tatsächlich gab es bei den Autobeschädigungen im Jahr 2022 sogar zwei Serien.
Von den Stadträten kam die Frage, was die Polizei denn besonders auf Trab halte. „Die Schießerei im September in Mettingen beschäftigt uns bis heute“, sagte Denzel. Was nicht überrascht: Die Mettinger Schießerei steht vermutlich im Zusammenhang mit anderen Gewalttaten der Region wie der Handgranatenangriff in Altbach im Juni.