Viele Straftaten passieren während des Volks- und Frühlingsfests. Foto: Achim Zweygarth

Die Zahl der Straftaten im Stadtbezirk ist zum dritten Mal infolge angestiegen. Die Polizei verzeichnete mehr Diebstähle und Sachbeschädigungen als im Vorjahr. Doch es sind auch Ermittlungserfolge zu verzeichnen.

Bad Cannstatt - Es waren keine erfreulichen Nachrichten, die Thomas Engelhardt dem Cannstatter Bezirksbeirat in dessen jüngster Sitzung mitgebracht hatte. „Zum dritten Mal infolge verzeichnen wir in der Kriminalstatistik Zuwächse um fünf Prozent“, sagte der Leiter des Polizeireviers 6 am Mittwochabend. Mit insgesamt 9194 Straftaten im Jahr 2013 liegt der Stadtbezirks auf dem unrühmlichen zweiten Platz nach der Stadtmitte. Den stärksten Zuwachs verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr im Stadtteil Wasen, wo die Zahl der Straftaten um mehr als 21 Prozent auf 2380 stieg. „Die Zunahme ist auf Volks- und Frühlingsfest zurückzuführen“, sagte Engelhardt. Vor allem die Zahl der Taschendiebstähle steige in diesen Wochen stark an.

Weniger Delikte in Cannstatt-Mitte

Es gab aber auch Positives zu berichten: Im Seelberg sei die Zahl der Delikte mit 1107 praktisch gleich geblieben, im Stadtteil Cannstatt-Mitte um sechs Prozent auf 1446 gesunken, sagte der Revierleiter dem Bezirksbeirat. Im Kurpark habe die erhöhte Polizeipräsenz zu einem Rückgang der Straftaten um zehn Prozent geführt.

In den kleineren Stadtteilen seien derartige Prozentangaben allerdings wenig aussagekräftig, betonte Engelhardt: So sei etwa die Zahl der Straftaten im Stadtteil Birkenäcker um mehr als 25 Prozent gestiegen. Was auf den ersten Blick zurecht erschreckt, ist aber auf einen Täter zurückzuführen, der sich im Robert-Bosch-Krankenhaus an Nachttischen bediente.

Insgesamt hatte die Polizei in Bad Cannstatt im Jahr 2013 vor allem mit Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz zu tun. 273 Fälle mehr als im Vorjahr wurden registriert, was laut Engelhardt aber auch auf die verstärkten Kontrollen der Polizei in diesem Bereich zurückzuführen ist: „Ein hoher Kontrolldruck führt immer auch zu einer Steigerung der Fälle.“ Außerdem verzeichnete die Polizei 141 Fälle mehr von Wirtschaftskriminalität als im Vorjahr und 106 Diebstähle mehr. Gestiegen ist außerdem die Zahl der Rohheitsdelikte und Sachbeschädigungen. Zurückgegangen sind dagegen die Zahl der Ladendiebstähle und der Betrugsdelikte.

Insgesamt fällt das Fazit des Cannstatter Revierleiters trotz der gestiegenen Zahl an Straftaten ordentlich aus: „Die Gewaltkriminalität blieb unverändert, die Straßenkriminalität ist nochmals um gut fünf Prozent gesunken und die Zahl der Aggressionsdelikte nur leicht gestiegen“, so Engelhardt. Positiv zu vermerken sei überdies, dass weniger Kinder und Jugendliche als im Vorjahr als tatverdächtig festgenommen werden mussten. Die Zukunft allerdings malte der Revierleiter in einem eher düsteren Licht: „Insgesamt steigt die Kriminalität im Land.“ Auch die ersten Zahlen für das Jahr 2014 seien nicht rosig: „Ich rechne mit einer Zunahme der Straftaten in den Stadtteilen Wasen und Veielbrunnen.“ Dem Vorschlag von Bezirksbeirätin Doris Höh (FDP), einmal die Großveranstaltungen auf dem Cannstatter Wasen außen vor zu lassen, um dann die Zahlen zu vergleichen, konnte Engelhardt dennoch nichts abgewinnen. „Ich denke, der Wasen gehört ebenso zu Bad Cannstatt wie andere Gebiete“, sagte Engelhardt.

Schon jetzt Einbrüchen vorbeugen

Sorgen bereitete den Bezirksbeiräten mehrerer Fraktionen am Mittwoch vor allem die Einbruchswelle, die besonders die Stadtteile Sommerrain und Steinhaldenfeld getroffen habe und laut Thomas Engelhardt auch noch nicht vorbei ist. „Was können wir, was kann die Politik und was die Polizei tun“, wollte Rolf Weber (CDU) wissen.

Für Engelhardt keine einfache Frage. „Es handelt sich bei den Tätern häufig um Personen aus Osteuropa, die wegen wechselnder Wohnorte schwer zu fassen sind.“ Die Polizei versuche, mit einer erhöhter Anzahl an Streifenfahrten in den Wohngebieten abschreckend zu wirken, was aber mit großem Personalaufwand verbunden sei. Vor allem aber setze man auf rechtzeitige Prävention: „Wir verteilen Handzettel und klären auf, zum Beispiel über die Gefahren gekippter Fenster, wenn niemand zuhause ist.“ Wichtig sei, nicht erst im November, sondern schon jetzt sein Haus oder seine Wohnung so einbruchsicher wie möglich zu machen. Außerdem betreue die Polizei Einbruchsopfer auch im Nachhinein: „Wir wissen, dass der Eingriff in die Intimsphäre sehr belastend ist“, sagte Engelhardt am Mittwoch.