Helga Becker hat sich mit dem Krimi einen Wunsch erfüllt. Foto: Richard Becker

Die beliebte Bühnenfigur der Höpfigheimer Künstlerin Helga Becker geht auf Abwegen und ermittelt nun als Amateurdetektivin, natürlich auf schwäbisch originelle Art

Der Schalk blitzt ihr aus den Augen, während sie über ihre Bühnenfigur „Frau Nägele“ spricht. Die Steinheimer Kabarettistin Helga Becker, die sich im beruflichen Alltag als Heimatpflegerin der Urmenschstadt einen Namen gemacht hat, stellt sogar fest, dass sie der Rolle immer ähnlicher wird. „Sie ist inzwischen Teil meiner Persönlichkeit und ich bin natürlich durch sie geprägt“, sagt die Frau, die dem schwäbischen Dialekt nicht nur viel abgewinnen kann, sondern sich mit ihrer Kunst dafür engagiert, dass die Mundart mehr Popularität erfährt und „die alten schwäbischen Ausdrücke erhalten bleiben“.

Ihre Frau Nägele ist schlagfertig, neugierig und komisch und hat eine „Schlabbergosch“, die vor nichts zurückschreckt. „Darin unterscheiden wir beide uns noch, aber gerade das habe ich von ihr gelernt. Ich merke, dass ich mich jetzt im normalen Leben mehr traue und den Mut aufbringe, Dinge direkt zu sagen“, sinniert Helga Becker lustvoll über die Bühnenfigur. Mittlerweile hat sie erfahren: „Ich kann heute besser ausleben, was alles in mir steckt.“ Und die gebürtige Schwäbin fühlt sich in der Mundart zudem „einfach dahoim“. Soll heißen: „Mit ihr kann ich mich in viel feineren Nuancen ausdrücken, als es auf Hochdeutsch möglich wäre. Zudem sitzen die Pointen noch einmal so gut.“

Die erste Lesung ist schon ausverkauft

Bald kommt noch eine weitere Facette hinzu: Frau Nägele unterhält ihr Publikum künftig nämlich nicht allein auf der Bühne, sondern auch als schwäbische Miss Marple. Helga Becker, die gemeinsam mit ihrem Mann Richard schon als Sachbuchautorin unterwegs war, hat erneut zur Feder gegriffen. Dieses Mal hat sie sich als Schreiberin einer Kriminalkomödie versucht. Mit Erfolg, wie es scheint, denn ihr Werk mit dem Titel „Scho wägga de Leut!“ wurde vom Gmeiner Verlag freudig aufgegriffen und erscheint am 9. August 2023 im Buchhandel. „Da habe ich richtig Dusel gehabt“, bewertet Becker die Tatsache, dass sich auch die Lektoren für ihr Werk begeistern konnten. „Und ich wurde darin bestärkt, die Dialoge auch auf Schwäbisch zu schreiben.“

Dass sich Becker mit Verve und Humor an das Genre gemacht hat, liegt an ihrer Faszination für Krimis. „Ich wollte so gerne mal einen schreiben“, verrät die Künstlerin, die mit ihren Auftritten nicht nur für Unterhaltung sorgen, sondern den Dialekt bewahren helfen will. Es bekümmert sie nämlich, „dass unsere Kinder vielfach schon kein Schwäbisch mehr sprechen. Dabei geht Hochdeutsch doch immer. Nur von hinten rein kann man einen Dialekt nicht mehr lernen.“

Das Buch hat 280 Seiten

Die Anlehnung ihrer Bühnenfigur an Miss Marple findet Becker überdies passend: „Die ist nämlich auch so handfest, drollig und eigen.“ Von Natur aus neugierig, intuitiv, scharfsinnig und stets ein wenig schneller als der Kommissar, scheint Nägele geradezu prädestiniert zu sein, ihre Nase nun auch in Kriminalgeschehen hineinzustecken. Alles andere als „en Schleckhafa“ sei jedoch das Schreiben des 280-seitigen Buches gewesen. Doch es habe ihr eine Excel-Tabelle geholfen, „in der ich die Namen und die Charaktermerkmale aller Figuren festgehalten habe. Schließlich muss ich beim Schreiben wissen, wie die jeweilige Persönlichkeit tickt.“

Miss Marple live erleben

Lesung
Da die Premiere der Autorenlesung am Donnerstag, 10. August auf dem Weingut Forsthof bereits ausgebucht ist, gibt es am Mittwoch, 16. August eine weitere Vorstellung. Eintrittskarten sind erhältlich unter info@helga-becker.de oder Telefon 01 75 / 98 70 836.

Buch
Helga Beckers Buch „Scho wägga de Leut!“ erscheint im Gmeiner Verlag unter der ISBN 978-3-8392-0506-8.