In Kriegszeiten oft knapp. Richtiger Kaffee mit Zucker Foto: dpa

Marlies Fessler aus Mühlacker erinnert sich lebhaft an "Tante Kathrene, Jahrgang 1857.

Leserin Marlies Fessler aus Mühlacker erinnert sich lebhaft an "Tante Kathrene, Jahrgang 1857: In der schlechten Zeit gegen Ende des Krieges 1945 gab es gar nichts, keinen Kaffee, keinen Zucker, Milch war rationiert für Babys und Kleinkinder, es gab bloß Muckefuck aus Gerste, den man teilweise selbst in der Pfanne rösten musste.

Da saß also Tante Kathrene frustriert am Frühstückstisch, trank schwarzen Muckefuck und tunkte ein Stück Brot hinein, obwohl sie doch lieber Hefezopf gehabt hätte. Sie seufzte: ,Dr Kaffee schwarz ond au no bitter . . . do mecht mr gaar nemme läbe.' Sie ist dann trotzdem 94 Jahre alt geworden.

Um unserer Notlage etwas abzuhelfen, arbeitete meine Mutter schwarz auf einem Bauernhof in Schmie. Wir liefen morgens die sechs Kilometer zu Fuß dorthin hin und abends wieder zurück. Meine Mutter besorgte den Haushalt der Bauersfamilie. So hatten wir zu essen und bekamen auch noch etwas Mehl und Zucker als Lohn.

Besagte Tante Kathrene wollte damals unbedingt wissen, wohin wir denn gingen. Wir mussten jedoch Stillschweigen bewahren, weil es sich bei der Tätigkeit meiner Mutter ja um Schwarzarbeit handelte. Eines Tages kam meine Mutter mit einem Säckchen nach Hause, auf dem der Inhalt geschrieben stand: ZUCKER. Tante Kathrene hielt die Aufschrift für den Namen des Besitzers. Am anderen Morgen sagte sie zu meiner Mutter: ,So, so, gangeter widder ens Zuckers?' Wir ließen sie in dem Glauben."

Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leserin Ursula Coderch aus Stuttgart. Sie schreibt: "Meine Großeltern stammten von der Alb. Der Opa (Jahrgang 1881) pflegte zu sagen: ,Des send die gsöndeschte Leit, die beim Schaffa frieret ond beim Essa schwitzet!"'

Und weil's so schön ist, auch noch ein Spruch von der Oma (Jahrgang 1883): "Mr derf älles probiera, bloß net älles treiba!"

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