Obduktion: Kleinkind in Aldingen stirbt an Herzversagen nach Unterernährung.

Aldingen - Das verwahrloste Kleinkind aus Aldingen (Kreis Tuttlingen) ist laut Obduktion an Herz-Kreislaufversagen nach Unterernährung gestorben. Das knapp zwei Jahre alte Mädchen war stark ausgezehrt und litt unter Flüssigkeitsmangel, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. An der Leiche sei darüber hinaus ein „deutlich reduzierter äußerlicher Pflegezustand“ sowie ein „extrem reduzierter Ernährungszustand“ festgestellt worden. Nach Polizeiangaben hat das Kreisjugendamt Tuttlingen die Familie zuletzt im März 2012 besucht. Dabei seien „keine Unregelmäßigkeiten“ festgestellt worden. Anhaltspunkte für Versäumnisse des Kreisjugendamtes gebe es nicht.

Nach dem Tod des verwahrlosten, knapp zwei Jahre alten Mädchens in Aldingen sind die Geschwister bei Pflegefamilien untergebracht worden. Dem fast dreijährigen Jungen und seinem neun Jahre alten Bruder gehe es gesundheitlich gut, sagte ein Sprecher des Kreisjugendamtes am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa.

Eine ärztliche Untersuchung habe keine Auffälligkeiten ergeben. Die beiden Kinder seien jedoch traumatisiert, sie würden psychologisch betreut. Die knapp zweijährige Schwester der beiden war am Sonntag tot aufgefunden worden, sie war den Angaben zufolge völlig verwahrlost.

Das kleine Mädchen sowie ihre zwei Geschwister hatten die gesamte Nacht zum Pfingstsonntag und auch den Morgen alleine in der Wohnung verbracht. Als die Mutter nach Hause kam, war das Mädchen nach Polizeiangaben tot. Die Todesursache sei noch nicht geklärt.

"Wir sind schockiert und bestürzt"

Die alleinerziehende 24 Jahre alte Mutter der drei Kinder sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Ihr wird Totschlag durch Unterlassen vorgeworfen. Gegenüber den Ermittlern schweigt sie. Die junge Frau verweigere die Aussage, sagte ein Polizeisprecher.

„Wir sind schockiert und bestürzt“, sagte Tuttlingens Landrat Stefan Bär (Freie Wähler) am Dienstag der dpa. Hinweise auf Probleme in der Familie habe es erstmals im Juni 2010 gegeben. „Wir sind damals sofort aktiv geworden.“ Es habe mehrere unangekündigte Besuche durch Mitarbeiter des Kreisjugendamtes gegeben, die Mutter habe sich betreuen und beraten lassen.

„Wir haben festgestellt, dass die Familie in einer schwierigen Situation, die Mutter am Rande ihrer Möglichkeiten war. Aber eine Verwahrlosung oder eine andere akute Gefährdung der Kinder war nicht feststellbar“, sagte Bär. „Als wir das Mädchen am 21. März 2012 zuletzt gesehen habe, gab es keine Anzeichen, dass die Situation außer Kontrolle gerät.“

Im Mai seien mit der Mutter zwei Termine vereinbart gewesen, sagte Bär weiter. Diese seien von der 24-Jährigen aber nicht wahrgenommen worden, danach sei der Kontakt abgebrochen. Hinweise auf ein Fehlverhalten der Jugendamtes gebe es nicht.