Kornwestheim "A taste of fall potatoed fashion" hieß das Motto der Modenschau am Freitagabend im Ernst-Sigle-Gymnasium: Die Schülerin Sabrina Piccinni präsentierte eigene Mode aus Jute. Von Kathrin Radic-Volpert

Kornwestheim "A taste of fall potatoed fashion" hieß das Motto der Modenschau am Freitagabend im Ernst-Sigle-Gymnasium: Die Schülerin Sabrina Piccinni präsentierte eigene Mode aus Jute. Von Kathrin Radic-Volpert

Es gibt Momente, die für alles entschädigen. Ob Stress oder monatelange Vorarbeit, alles scheint vergessen. Die Aula des Ernst-Sigle-Gymnasiums ist dunkel. Einzig ein riesiger Laufsteg leuchtet im Scheinwerferlicht. Nebel wabert durch den Raum und die Musik lässt alle Zuschauer verstummen. Es geht los: Selbstbewusst stolziert das erste Model durch den Raum. Hohe Schuhe, schwarze Seidenstrümpfe mit Löchern, lange Handschuhe und ein kurzes Kleid. Darüber eine Jacke aus braunem Jutestoff. Die Schminke wirkt dramatisch, die Haare sind locker hochgesteckt. Am Ende des Laufstegs angekommen ein kurzer Blick ins Publikum, eine gekonnte Drehung und zurück, verfolgt von den bewundernden Blicken der Zuschauer.

Auch wenn sie nicht auf dem Laufsteg steht: Das ist Sabrina Piccinnis großer Moment. Die Kombination, die das Model trägt, ist ihr Werk. Seit mehr als einem Jahr hat sie auf diesen Abend hingearbeitet. Für eine sogenannte GFS (Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen) hat sich die Oberstufenschülerin etwas Besonderes einfallen lassen. "Irgendwie war für mich gleich klar, dass mein Projekt etwas mit Mode zu tun haben muss", sagt die 18-Jährige. Zusammen mit Kunstlehrer Ulrich Zeh entwickelte sie die Idee einer eigenen Kollektion und deren Präsentation. "Eigentlich habe ich davor nie genäht, mir hat dazu immer die Geduld gefehlt", erzählt die Schülerin. "Aber in der Kombination und Umfunktionierung von Kleidungsstücken war ich schon immer gut. Da musste ich es einfach versuchen." Sabrina Piccinni erstellte erste Skizzen. Weil ihr Farbe und Material gefielen, bestellte sie sich Säcke aus Jute, wie sie auch für Kartoffeln verwendet werden. "Ich glaube, ich wollte einfach mal zeigen, dass man auch in einem Kartoffelsack sexy aussehen kann", erklärt Piccinni ihre Vorliebe für den ausgefallen Stoff. Die Schülerin schnitt, schneiderte und band mit Paketschnur erste Kleidungsstücke zusammen. "Manchmal haben mich die Säcke so inspiriert, dass in ein paar Minuten die Idee für einen Rock oder eine Weste fertig war", erklärt die Gymnasiastin und fügt hinzu: "Manchmal war es aber auch schwieriger. Da habe ich dann auch mal Skizzen wieder über den Haufen geworfen und doch etwas anderes genäht."

Insgesamt entstanden so 26 verschiedene Outfits. Eigentlich wollte die angehende Abiturientin nur Kleidungsstücke für Frauen entwerfen, die Ideen reichten aber auch für ein paar Kombinationen für Herren. Sogar Accessoires entwarf die Schülerin aus Jute: ob Armband oder ein übergroßer Ring, der wie eine Blüte wirkt. "Mir gefielen die herbstlichen Töne der Kartoffelsäcke", erklärt die Schülerin und zeigt noch ein paar weitere bis ins Detail gestaltete Ohrringe aus Federn und Ringe aus Holzknöpfen. Der Titel ihrer Kollektion musste ebenfalls etwas mit den Kartoffelsäcken zu tun haben, und so entschied sie sich, ihr den Namen "A taste of fall potatoed fashion" zu geben.

"Ich hätte gar nicht gedacht, dass die Planung der Modenschau so viel Arbeit macht", gesteht Sabrina Piccinni. Nachdem die Outfits fertig waren, engagierte sie 13 Schul- und Arbeitskollegen als Models und plante den Ablauf der Modenschau. "Ich wollte unbedingt in die Aula, damit die Sachen auch zur Geltung kommen." Dort war es dann am Freitagabend auch so weit. Noch wenige Stunden vor dem großen Auftritt wurde geprobt, geschminkt und zurecht gezupft, bis endlich das erste Model am Abend den Laufsteg betrat. Alle Outfits wurden von Lehrern, Mitschülern und Gästen begutachtet und gefeiert. Zum großen Finale posierten noch einmal alle Jute-Models gemeinsam. Schließlich mischte sich auch Sabrina Piccinni unter sie und genoss den Moment inmitten ihrer ersten Kollektion - und mit Jute-Blumenring am Finger.