Nur noch Basisversorgung im Klinikverbund Südwest oder Zukunft als Robert-Bosch-Krankenhaus? Das Krankenhaus Leonberg Foto: Peter Petsch

Der von OB Bernhard Schuler ins Spiel gebrachte Ausstieg des Krankenhauses Leonberg aus dem Klinikverbund Südwest ist am Montag nicht gerade wahrscheinlicher geworden. Der Böblinger Kreistag hält den Vorstoß für zu unausgegoren.

Böblingen/Leonberg - Der Kreistag hat in einer Sondersitzung über die künftige Medizinkonzeption für die Krankenhäuser Böblingen, Sindelfingen, Leonberg und Herrenberg im Klinikverbund Südwest entschieden. 50 Kreisräte stimmten dafür, eine rund 334 Millionen Euro teure Großklinik auf dem Flugfeld weiterzuverfolgen und auch die Standorte im südlichen und nördlichen Landkreis zu erhalten. Diese sollen aber auf die Notfall- und Basisversorgung reduziert werden, wenn das 700- bis 800-Betten-Haus zwischen Böblingen und Sindelfingen erstmal steht. Schwerpunkte wie die Gastroenterologie in Leonberg, die Gewinn abwirft, würden in die Kreisstadt verlegt.

In dieser Schwächung, wie das Konzept im Raum Leonberg empfunden wird, lagen die 19 Nein-Stimmen begründet, die fast vollständig aus dem nördlichen Landkreis kamen. Die Rebellen gegen das Konzept versuchten zunächst, die Abstimmung zu vertagen. Der Leonberger SPD-Kreisrat Peter Pfitzenmaier verwies auf den Vorstoß von OB Bernhard Schuler, der Kontakt zur Geschäftsführung des Robert-Bosch-Krankenhauses aufgenommen hat, weil er um die Zukunft des Leonberger Hauses fürchtet. „In ein oder zwei Gesprächen wird man rasch erkennen, wohin der Hase läuft“, sagte Pfitzenmaier und plädierte dafür, einige Monate bis zu einem Beschluss zuzuwarten.

Er fand nur zwölf Gefolgsleute. Alle anderen hielten es mit Pfitzenmaiers Fraktionschef Tobias Brenner, für den es höchste Zeit ist, weiterzumachen: „Uns laufen die Kosten davon.“ 23 Millionen Euro Miese macht allein der Kreis Böblingen jährlich mit seinen Krankenhäusern.

Also blieb den vermeintlichen Rettern des Leonberger Hauses nur, ihre Ablehnung zu untermauern. Der Rutesheimer Bürgermeister Dieter Hofmann (Freie Wähler) nannte das Konzept „sehr vage“, das Leistungsangebot „nicht näher definiert“. Er bezweifelte die hohe Rentabilität einer Großklinik und auch die Baukosten.

Sein Bürgermeister- und Fraktionskollege Wolfgang Faißt aus Renningen nannte die Entscheidung „bewusst übereilt“, um die Großklinik voranzutreiben. In der Tat fürchtet Landrat Bernhard, dass das Projekt auf der Förderliste des Landes nach hinten rutscht, wenn nicht bald ein Antrag kommt.

Die große Mehrheit des Ausschusses verwies auf monatelange Diskussionen, in denen die beste Lösung gefunden worden sei. Zumal man noch keinen Baubeschluss fasse und die Geschäftsführung des Klinikverbunds jeweils drei Chefärzte für Leonberg und Herrenberg erhalten will. Bisher sollten Chefs nur noch auf dem Flugfeld wirken. Außerdem sind 4,5 Arztstellen und 65 Pflegekräfte mehr als ursprünglich vorgesehen. Das schmälert die erhofften Einsparungen um sieben Millionen Euro pro Jahr, so dass noch ein Defizit von acht Millionen jährlich am Landkreis hängen bleiben soll.

Die Hoffnung, eine Lösung mit Robert Bosch zu finden, die eher im Sinne der Leonberger ist, wollten die Kreisräte Bernhard Schuler nicht nehmen. Dazu müsse aber erst „ein belastbares Angebot“ vorliegen, sagte Grünen-Sprecher Roland Mundle. Der OB, der im Zuschauerbereich Platz saß, sagte unserer Zeitung, dass er sich noch diese Woche mit Bernhard treffen werde. „Da wird sich dann zeigen, ob wir eine ernsthafte Alternative zu dem Medizinkonzept haben, oder ob das nur Lippenbekenntnisse sind.“