Der kostümierte Jürgen Bauer alias Johann Kaspar Schiller führt die Besucher nicht nur durch die Räume des Schlosses, sondern auch in eine andere Zeit. Foto: Leonie Hemminger

Bei einem Rundgang durch die herzogliche Sommerresidenz erfahren Besucher Anekdoten über Herzog Carl Eugen.

Weilimdorf - Gestatten, mein Name ist Johann Kaspar Schiller, und ich bin der Gartenintendant des Herzogs Carl Eugen von Württemberg.“ Mit diesen Worten stellt sich der edel gewandete Herr alias Jürgen Bauer vor, als er am Samstag rund 30 Besucher durch die Belle Etage des Schlosses Solitude führt. Seine Durchlaucht sei nicht zuhause, meint er mit einem Augenzwinkern, daher könne man ruhig einen Blick in die Gemächer wagen.

Leider sei sein Dienstherr in letzter Zeit fast ausschließlich auf Schloss Hohenheim zugegen, bedauert Johann Kaspar Schiller. „Denn bereits 1775 – nur sieben Jahre, nachdem die meisten Baumaßnahmen an Schloss Solitude fertiggestellt waren – hat Herzog Carl Eugen die Lust daran verloren“, erzählt der als herzoglicher Angestellter verkleidete Rentner. Seitdem verkomme die Sommerresidenz mehr und mehr. Er selbst sei im selben Jahr, also 1775, auf das Schloss Solitude gekommen und kümmere sich seither um die weitläufige Gartenanlage.

Heckentheater und ein Labyrinth

Keine kleine Aufgabe: Zu dem Gelände gehörten damals unter anderem ein Heckentheater, ein Labyrinth sowie ein Schneckengang. Ferner hatte der Herzog einen künstlichen See anlegen lassen und zwei venezianische Gondoliere verpflichtet. Gepflegt werden mussten außerdem 1400 Orangenbäume sowie weit mehr als 100 000 Obstbäume. Nicht umsonst sei der Herzog für seine Verschwendungssucht bekannt gewesen.

Beim Gang durch Musik- und Gesellschaftszimmer, den weißen Saal, die Marmor-, Arbeits-, Palmen- und Schlafzimmer plaudert der herzogliche Intendant manche Anekdote aus vergangenen Tagen freizügig aus. So weiß er zum Beispiel, dass es dem Herzog auf geschickte Weise gelungen sein soll, sich viele der Bücher seiner Bibliothek schenken zu lassen. Und auch über das Liebesleben seines Dienstherrn weiß Schiller Bescheid: Neben einer ehelichen Tochter soll dieser weitere 90 Söhne und 60 Töchter gehabt haben. „Er legte den Titel Landesvater etwas eigenwillig aus“, so Schiller hinter vorgehaltener Hand.

Info: Die nächste Kostümführung des herzoglichen Gartenintendanten findet am Samstag, 15. Mai, um 15.30 Uhr statt.