WLAN in der Innenstadt soll Mitte dieses Jahres Wirklichkeit werden. Das kündigen Armin Dellnitz, Marketing-Chef der Stadt, und Wirtschaftsförderin Ines Aufrecht an.
Stuttgart - Die Stadt wird in Sachen moderne Kommunikation derzeit von anderen, kleineren Kommunen rechts überholt. Bereits im Februar kündigte Wirtschaftsförderin Ines Aufrecht kostenloses Surfen in der Innenstadt an, aber die Umsetzung scheiterte an verschiedenen Gründen.
Ganz anders in Pforzheim, Heidenheim oder Böblingen. Dort gibt es in den Innenstädten einen freien WLAN-Zugang. Böblingens Oberbürgermeister Wolfgang Lützner erklärt dazu stolz: „Böblingen als High-Tech-Standort bietet damit dem Zeitgeist entsprechende Kommunikationskanäle an.“ Weiter meint er: „Vom freien WLAN in Böblingen profitieren alle.“ Bürger, die in der Mittagspause an den Seen am Stadtgarten sitzen, ausländische Geschäftsleute oder Touristen. Ja sogar Schüler und Studenten könnten so jederzeit problemlos ihre E-Mails checken. Lützner kündigt zudem an, das Angebot in Böblingen auf die Fußgängerzone und den Bereich um den Bahnhof auszubauen.
Wenn Armin Dellnitz, Geschäftsführer der Stuttgart-Marketing, das hört, könnte er fast neidisch werden. „Ich sehe ein freies WLAN-Netz nicht als Luxusangebot einer Stadt an, sondern als Notwendigkeit. Es wird allmählich Zeit, dass wir da anderen Städten nicht mehr hinterherhinken.“
Auch Ines Aufrecht hofft nach fast einem Jahr Sondierung auf eine rasche Umsetzung der Pläne. Schließlich sei Stuttgart „eine Wissensstadt, die auch für die Verfügbarkeit von Wissen“ sorgen sollte. Ganz abgesehen von dem „touristischen Aspekt“, den ein freies Internet böte.
Vor Weihnachten hatte Ines Aufrecht daher die letzten Gespräche mit verschiedenen Telekommunikationsunternehmen über einen Drei-Jahres-Vertrag geführt. Aber wie immer geht es ums Geld. Und um rechtliche Fragen der Haftung. Denn in Deutschland ist der Betreiber eines lokalen Funknetzes mitverantwortlich für das, was die Internetnutzer mit ihrem Zugang anstellen. Eine Initiative zur Änderung dieses Gesetzes läuft.
Klar ist indes: Das freie Internet in der City soll den Stadthaushalt möglichst nicht groß belasten. Dellnitz spricht von maximal 40 000 Euro jährlich. „Weder die Wirtschaftsförderung noch wir haben dafür in unseren Etats etwas übrig“, sagt der städtische Marketing-Experte.
Daher gibt es derzeit auch Plan B, sollten die Verhandlungen doch noch scheitern: Danach könnte die Stuttgart-Marketing GmbH als Betreiber des Netzes auftreten. Die Kosten könnten in diesem Fall mehrere private Investoren tragen, die über den Zugang ins Netz Imagewerbung machen könnten. Allerdings plädiert Dellnitz eher für die Variante A – also einen einzigen Anbieter für die gesamte Innenstadt: „Wir wollen den Kommerz und die Zahl der Anbieter so gering wie möglich halten.“ Gleichwohl betont er: „Die Verhandlungen dürfen nicht mehr so lange dauern. Mitte 2014 wollen wir die Sache endlich vernünftig ins Laufen bringen.“
Bis dahin soll das freie Internet an ausgewählten Punkten in der Innenstadt funktionieren. Gemeint sind die Hotspots der Stadt, die vor allem Touristen besuchen. Also die zentralen Punkte der Stadt am Neuen und Alten Schloss oder dem Marktplatz. Ein flächendeckendes Netz, das die gesamte Innenstadt abdeckt, lehnt Armin Dellnitz indes ab. Auch weil er die Einwände der WLAN-Gegner kennt, die eine noch stärkere Belastung durch Elektrosmog befürchten. Auch Ines Aufrecht bestätigt nach Gesprächen mit den WLAN-Gegnern: „Wir nehmen die Sorgen sehr ernst und prüfen die technischen Vorschläge dieser Bürger.“