Schüler nutzen ein Tablet. Foto: dpa

Die Stadt freut sich über eine Förderung über eine Million Euro, fürchtet aber Folgekosten.

Kornwestheim - Manchmal besucht Peter Sasse den Schulunterricht und schaut sich an, wie die Kinder und Jugendlichen die Technik nutzen, die die Stadt ihnen zur Verfügung stellt. Er will ein Gefühl dafür bekommen, was an Equipment erforderlich ist und wie es in den Klassenräumen eingesetzt wird. Peter Sasse ist gelernter Bauingenieur und bei der Stadt Kornwestheim der IT-Beauftragte für die Schulen. 1,2 Millionen Euro darf er künftig in den sechs Schulgebäuden verplanen – eine Million kommt aus dem Digitalpakt des Bundes, rund 200 000 Euro steuert die Stadt Kornwestheim selbst bei.

Natürlich freut sich der IT-Experte über den finanziellen Schub. „Es ist eine gute Möglichkeit, die Schulen voranzubringen“, sagt auch Birgit Scheurer, Leiterin des Fachbereichs Kinder, Jugend, Bildung. Wenn das Geld früher geflossen wäre, wäre die Freude aber noch größer gewesen. Die bisherigen Investitionen in die technische Ausstattung der Kornwestheimer Schulen hat die Stadt zum großen Teil aus eigenen Mitteln gestemmt. Schon vor fünf Jahren hat sie eine Betriebskonzeption erstellt, die Grundlage für die Ausstattung der Schulen mit Anschlüssen und Endgeräten ist.

Betriebskonzept und Medienentwicklungsplan für jede Schule sind nun beim Digitalpakt Voraussetzung dafür, dass die Gelder ausgezahlt werden. Oberbürgermeisterin Ursula Keck ist optimistisch, dass das Geld bewilligt wird, weil die Stadt Vorarbeit geleistet habe. Kornwestheim sei ihres Wissens auch die einzige Kommune, die einen IT-Experten abgestellt habe, der sich nur um die Schulen kümmere. Vorrangig werden von dem Geld die Schillerschule, das Ernst-Sigle-Gymnasium und die Philipp-Matthäus-Hahn-Gemeinschaftsschule profitieren. Das sind die Schulgebäude, von denen auszugehen ist, dass sie im Rahmen des Schulentwicklungsplanes nicht angetastet werden. Silcher- und Eugen-Bolz-Schule sind schon in den vergangenen Jahren auf den Stand der Technik gebracht worden.

Sasse geht davon aus, dass die Schulen für ihre Klassenzimmer interaktive Beamer bekommen. „Das reicht für die Ansprüche völlig aus“, sagt der IT-Experte. Bekommt auch jeder Schüler ein Tablet? Es werde sich, antwortet Sasse, sicherlich in diese Richtung entwickeln, aber zunächst einmal werde das mit dem Geld, das der Bund den Schulen über die Länder zur Verfügung stellt, nicht zu leisten sein. Dafür werden wohl 3D-Drucker und CNC-Fräsen für den Werkunterricht in den Schulen Einzug halten.

So schön die finanzielle Unterstützung der Kommunen auch ist: Peter Sasse und Oberbürgermeisterin Ursula Keck haben auch die Folgekosten im Blick und ihnen schwant nichts Gutes. Was, wenn die Gerätschaften in einigen Jahren – Sasse geht davon aus, dass ein Tablet drei bis vier Jahre hält, ein Notebook fünf Jahre – ausgetauscht werden müssen, weil sie technisch überholt sind? Übernimmt dann auch der Bund die Kosten? Oberbürgermeisterin Ursula Keck befürchtet, dass das nicht geschehen wird, sondern die Städte und Gemeinden tief in ihre Kassen greifen müssen. Sie sagt: „Die Digitalisierung der Schulen wird die Kommunen viel Geld kosten.“ Nicht nur als Einmal-Investition, sondern Jahr für Jahr.

Bei aller Technik: Die Pädagogik, sagt Fachbereichsleiterin Birgit Scheurer, stehe immer noch im Vordergrund. Und das sei auch wichtig, betonte SPD-Stadtrat Dr. Roland Bertet am Donnerstagabend in der Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses, wo die Pläne für den Digitalpakt Schule vorstellt wurden. Er warnte auch davor, die Kinder zu früh mit den digitalen Medien zu konfrontieren. In Singapur und im amerikanischen Silicon Valley, einem der bedeutendsten Standorte der IT-Industrie, rudere man bei der Ausstattung der Grundschulen schon wieder zurück. Die Technik, das betonte auch Stadtrat Daniel Joppien (Grüne), dürfe nur begleitendes Instrument sein. Alle Stadträte sehen gleichwohl Kornwestheim auf einem guten Weg.