Das „Verrückte Labyrinth“ ist die neue Attraktion in der Kinderwelt. Foto: Archiv/Meuer

Die Finanzen des Indoor-Spieleparks haben sich verbessert. Aber sind sie bereits gut genug?

Kornwestheim - Haushaltszahlen sind gewöhnlich eine ziemlich absolute Angelegenheit. Allerdings müssen sie auch interpretiert, bewertet und zuweilen in politische Entscheidungen umgemünzt werden – und hier ist die Gemengelage oft weniger klar. Die Zahlen der Ravensburger Kinderwelt beispielsweise sind besser als 2017, das zeigt der Finanzzwischenbericht der städtischen Eigenbetriebe. Bleiben die Besucherzahlen auch in der zweiten Jahreshälfte auf ähnlichem Niveau, wird der Abmangel – also das, was die Stadt in den Betrieb zuschießen muss – bei rund 550 000 Euro liegen. Zum Vergleich: In vergangenen Jahren waren es zwischen 700 000 und 800 000 Euro jährlich.

Das Maßnahmenpaket, das für die Kinderwelt geschnürt wurde, verfängt also zumindest in Teilen. Die neuen Attraktionen, die beschnittenen Öffnungszeiten, die PR-Kampagnen der neuen Marketingchefin Mona Mutter haben Kosten gesenkt und dabei die absoluten Besucherzahlen relativ stabil gehalten.

Dennoch knallten die Sektkorken nicht, als die Stadträte den Zwischenbericht in Empfang nahmen. Denn obwohl die Kinderwelt die Kornwestheimer Hundertausende Euro weniger kostet als in der Vergangenheit, ist die Zielmarke noch nicht erreicht, die der Gemeinderat gesetzt hat. Unter 500 000 Euro – davon die eine Hälfte Miete, die andere abschreibungsfähig – soll der Zuschuss eigentlich betragen. Sonst, so haben es die Stadträte beschlossen, wird über die Zukunft der Kinderwelt ernsthaft zu reden sein. Und diese halbe Million ist eben noch nicht unterschritten. Ende Juni war man ziemlich genau 26 000 Euro unter Plan für das erste Halbjahr.

Der Erste Bürgermeister Dietmar Allgaier erklärt, er sehe das gelassen. „Der Sommer war aus Sicht der Kinderwelt zu warm.“ Bei mehr als 30 Grad gingen die Familien nicht unbedingt in einen Indoor-Spielepark. „Positiv stimmt mich, dass es an Wochenenden deutlich mehr Besucher gab, sobald das Wetter schlechter wurde“, betont er und sagt, man müsse am Ende die Gesamtzahlen von 2018 und 2019 zur Bewertung heranziehen.

Die Stadträte sind unterschiedlicher Auffassung. Ein sehr kritischer Blick auf die Kinderwelt ist schon seit Längerem den Freien Wählern zu eigen. „Wir haben vergangenen Herbst schon den Antrag gestellt, ein Ausstiegszenario in die Wege zu leiten“, sagt Gabi Walker, die Vorsitzende der Fraktion. „Wenn es nicht besser wird, werden wir 2019 einen solchen Antrag erneut stellen“, ergänzt Walker, die persönlich das Konzept der Kinderwelt mag. „Aber wir arbeiten hier mit öffentlichen Geldern, dem müssen wir Rechnung tragen.“

Ausschlaggebend sei die Wirtschaftlichkeit, betont auch Hans Bartholomä, Fraktionschef der CDU/FDP. Der Abmangel müsse ins Verhältnis gesetzt werden zu den Kosten, die das Schließen der Kinderwelt mit sich bringen würde. Erfreulich sei aber, „dass sich das Ergebnis verbessert hat.“ Ralph Rohfleisch, Fraktionschef der Grünen/Linken, plädiert dafür, gelassen abzuwarten und zu schauen, was der Herbst für die Kinderwelt bringe.

„Wir müssen den Investitionen in die Kinderwelt auch Zeit geben“, sagt er. Und Hans-Michael Gritz, Vorsitzender der SPD, ergänzt: „Ich frage mich immer, was wäre die Alternative?“ Seiner persönlichen Meinung nach seien die Fortschritte positiv und ein guter Anreiz, die Kinderwelt weiterzubetreiben. „Wir müssen am Ende mal schauen, wie es aussieht.“

Sicher ist: Spätestens im Frühjahr wird die Diskussion um die Kinderwelt in der Kommunalpolitik noch einmal an Fahrt gewinnen. Nicht nur, weil dann die Zahlen für 2018 vorliegen, sondern auch, weil die Kommunalwahlen vor der Tür stehen werden – und die Zukunft der Kinderwelt für viele Bürger ein Wahlthema sein dürfte.