Kornwestheim Foto: Archiv/Berit Krause

Die Stadträte suchen nach Mitteln, um dem Quadratmeter-Mangel entgegenzuwirken

Kornwestheim - Teilweise sind die Herangehensweisen verschieden. Zum Beispiel in der Frage, wie viel freier Markt es denn am Ende noch sein darf und wie sehr der Fokus auf öffentlichen Trägern wie der Städtischen Wohnbau liegen sollte. Aber grundsätzlich eint die Kornwestheimer Stadträte quer durch alle Fraktionen der ehrliche Wunsch, ausreichend bezahlbaren Wohnraum für die Bürger bereit zu stellen. Das macht sich auch bei mehreren Anträgen bemerkbar, mit denen sich die Kommunalpolitiker derzeit im Rahmen der Haushaltsberatungen befassen. • Beispiel 1: Die sozialdemokratische Partei schlug vor, die Sozialbindung bei künftigen Baumaßnahmen auf 30 Prozent festzulegen. Dieses knappe Drittel des Wohnraums in Neubauten soll demnach über einen Zeitraum von 15 Jahren maximal zur ortsüblichen Vergleichsmiete vermietet werden – das sind laut Mietspiegel derzeit etwa neun Euro pro Quadratmeter. Bislang galt diese Kornwestheimer „Bremse“ schon für 20 Prozent der neuen Wohnungen, im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) stimmte nun die Mehrheit der Stadträte – Gegenstimmen kamen aus der CDU – der Zehn-Prozent-Steigerung zu. • Beispiel 2: Auf Antrag der Fraktion Grüne/Linke soll die Städtische Wohnbau sich mit Konzepten analog zum „Karlsruher Modell“ auseinandersetzen. Karlsruhe schafft – auch finanzielle – Anreize für Immobilienbesitzer, Leerstände zu vermieten, und zwar an ärmere und wohnungslose Menschen. In Kornwestheim versucht sich die Caritas bereits an ähnlichen Projekten, und nun wollen die Stadträte prüfen, ob auch die Verwaltung in Zusammenarbeit mit der Wohnbau dergestalt aktiv werden könnte. Einstimmig beschlossen die Ausschussmitglieder, dass Karlsruher Experten im Aufsichtsrat der Wohnbau zumindest einmal von ihren Erfahrungen berichten sollen.

Das Timing für Maßnahmen und neue Ansätze stimmt jedenfalls: Erst vor Kurzem machte eine bundeslandweite Mietspiegel-Auswertung Furore, nach der Kornwestheim in Sachen Mietpreise die zwölfteuerste Stadt Deutschlands ist. Natürlich überraschte es grundsätzlich nicht, dass Kornwestheim, direkt an die Landeshauptstadt angrenzend und nicht schlechter mit Bahn und Auto zu erreichen als mancher Stuttgarter Stadtteil, kaum weniger teuer ist in Sachen Wohnen. Dass man preistechnisch selbst Hamburg oder Frankfurt (Main, nicht Oder) mittlerweile hinter sich lässt, gibt dann doch manchem Kommunalpolitiker zu denken – und den Bürgern ohnehin, zumal denen, die eine Wohnung suchen.

Dabei macht Kornwestheim generell seine Hausaufgaben in Sachen Wohnungsbau, wie Baubürgermeister Daniel Güthler unlängst betonte, als er im Rathausfoyer eine Ausstellung von SPD und Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema „Bezahlbarer Wohnraum“ eröffnete. In der Tat gibt es mehr Aus- als Einpendler. Für die Kornwestheimer, die in Kornwestheim sowohl leben als auch arbeiten wollen, gäbe es rein rechnerisch ausreichend Wohnungen und Häuser.

Nur nützt das nichts, da der Wohnungsmarkt im Großraum Stuttgart insgesamt so stark unter Druck steht. Die Landeshauptstadt selbst hat es in der Umfrage übrigens auf Platz 2 gebracht, nur Karlsfeld bei München ist teurer. Am Ende fehlen eben Wohnungen in der ganzen Region, hunderttausende sind es in ganz Baden-Württemberg, wie eine Studie im Auftrag des Wirtschaftsministeriums vor einiger Zeit feststellte.

Auch hier versucht Kornwestheim, seinen Teil beizusteuern, mit Neubauten. Oft passiert das in Form von – nicht immer unumstrittener – Innenstadtnachverdichtung. Bekannt sind die Aufstockungen von Vonovia in der Bolzstraße und die geplanten Neubauten von Pflugfelder am Rothackerhof. Ein weiteres Beispiel: Die Kornwestheimer CDU-Fraktion schlug, ebenfalls in einem Antrag, nun vor, in die Baulücke an der Jakobstraße eine ambulante Pflegewohngemeinschaft für Senioren bauen zu lassen, einstimmig votierte der AUT auch dafür. Größere Projekte wie das geplante Wohngebiet nördlich Zügelstraße mit seinen 3,4 Hektar und hunderten Wohneinheiten hat die Stadt zudem im Blick.

Ob das alles aber hilft, um bei den nächsten Mietspiegel-Auswertungen „abzurutschen“? Baubürgermeister Daniel Güthler hätte jedenfalls nichts dagegen. Er brachte zum Ausdruck, dass es Hitlisten gibt, in denen er die Stadt sehr viel lieber weiter oben sähe als in dieser.