Recht erfolgreich: das Meme Foto: z

Die Ortsgruppe der PARTEI aus Weißenfels erobert mit einem Meme zum Sophie-Scholl-Vergleich das Netz.

Kornwestheim/Weißenfels - Die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (kurz: Die PARTEI) ist vor allem dafür bekannt, dass ihr Oberhaupt, der Ex-Titanic-Chefredakteur Martin Sonneborn, im EU-Parlament in Brüssel satiretechnisch herumrandaliert und vorrangig der CDU und anderen konservativen Blockpartei-Angehörigen gehörig auf den Senkel geht.

Was aber wiederum kaum jemand weiß: Auch im Stadtrat von Weißenfels, der prachtvollen Partnerkommune Kornwestheims janz weit im Osten Deutschlands, ist die PARTEI überaus aktiv. Dort gibt es eine Ortsgruppe und seit einiger Zeit mit Eric Stehr einen gewählten Vertreter im Gemeinderat. Im Gegensatz zum luxuriösen House-of-cards-mäßigen Leben in Brüssel mit Kaviar, Lachshäppchen und all den anderen Fischsorten, wie sie gerne mal vom Kopf her stinken, wird hier, an der Basis, die wirklich harte Partei-Arbeit der PARTEI geleistet. „Ich habe übrigens auch einen Kalender der Stadt Kornwestheim an der Wand hängen“, betont Stehr die Bedeutung der Städtefreundschaft und seine Verwurzelung in der Kommunalpolitik.

Jedenfalls ist dem Stadtrat und seinen Weißenfelser Mitstreitern trotz ihrer Verankerung in der Fläche nun ein Coup gelungen, der ihnen bundesweite Aufmerksamkeit sicherte (zumindest bei Twitter, aber was könnte in meinungsbildender Hinsicht 2020 bedeutender sein?). Sie haben am Sonntag blitzschnell auf das Top-Aufreger-Thema der Woche reagiert. Wir erinnern uns: Studentin Jana, 22, aus Kassel, gab zu Protokoll, weil sie Flyer verteilt und noch mehr so krasse Sachen macht, sei sie wie Sophie Scholl. Die Weißenfelser PARTEI hat dazu ein Internet-Meme gebastelt, das den ein oder anderen Unterschied zwischen der Jana und Sophie Scholl herausarbeitet. Das dank grüner Häkchen und roter Balken auch für Verschwörungshoschis gut verständliche Bildchen wurde binnen weniger Stunden zum waschechten Internet-Hit, das Ding ging viral, wie das unter jungen dynamischen Medienmachern heißt.

Auf Twitter habe man 185 000 Personen erreicht, auf Facebook sogar 950 000, rechnet Eric Stehr vor, sogar auf Instagram haben ein paar Leute das Meme gelesen. „So viele Konten haben wir noch nie erreicht“, sagt der Weißenfelser PARTEI-Funktionär erfreut.

Von einer solchen Social-Media-Kompetenz könnte sich in Kornwestheim sogar die hippe junge FDP eine dicke Scheibe abschneiden. Mit ein Grund für den Erfolg: Martin Sonneborn höchstselbst hat den Beitrag geteilt, was immerhin beweist, dass ihm die Basis aus Weißenfels wohl durchaus soweit ein Begriff ist.

Um die deutschlandweiten Wogen zu glätten, hätten wir übrigens noch einen Vorschlag: Sonneborn könnte Jana aus Kassel mal nach Brüssel einladen. Vielleicht wäre ihr Leben mit mehr Lachs und Schampus nicht mehr ganz so düster.