Die Kläranlage im Täle. Foto: Werner Waldner

Die Stadt Kornwestheim denkt über eine Erweiterung ihrer Kläranlage nach.

Kornwestheim - Aller guten Dinge sind – nein, nicht drei, sondern bei der Reinigung des Abwassers gleich vier. Das Land Baden-Württemberg möchte, dass mehr kommunale Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe ausgestattet werden. Auch die Stadt Kornwestheim, genauer gesagt der Eigenbetrieb Stadtentwässerung, und die Stadtwerke Ludwigsburg/Kornwestheim, denken über eine Erweiterung der Kläranlage im Täle nach.

Sie gehört zu den 125 der 900 Anlagen im Land, für die eine vierte Reinigungsstufe in Frage kommt. Der Landtagsabgeordnete Jürgen Walter (Grüne) hegte jüngst aber die Befürchtung, dass der Stadt dafür die Fläche fehlt. „Doch die Kläranlage liegt an der Gemarkungsgrenze zu Stuttgart und ausgerechnet auf der einzigen noch verfügbaren Fläche in Stuttgart hat das Eisenbahnbundesamt naturschutzfachliche Ausgleichsmaßnahmen für Stuttgart 21 durchgeführt“, äußerte er jüngst in einer Pressemitteilung seine Bedenken. Er habe, so schreibt Walter, die Landesregierung um eine Stellungnahme gebeten, wie sie den Bau einer vierten Reinigungsstufe bewertet und ob und wohin die Ausgleichsmaßnahmen verlegt werden können. Walter: „Im Zielkonflikt zwischen Naturschutz und Gewässerschutz gilt es hier eine gute Lösung zu finden: Wir brauchen die vierte Reinigungsstufe und selbstverständlich sind die Ausgleichsmaßnahmen für Stuttgart 21 unabdingbar. Wir müssen aber eine Lösung finden, die beiden wichtigen Anliegen gerecht wird.“

Das Problem, das Walter zu erkennen glaubt, scheint es aber überhaupt nicht zu geben. Kornwestheims Erster Bürgermeister Daniel Güthler geht davon aus, dass sich die vierte Reinigungsstufe auf der Kornwestheimer Gemarkung umsetzen lässt. Und selbst wenn nicht: „Die an die Kläranlage auf Stuttgarter Gemarkung angrenzenden Grundstücke stehen im Eigentum der Stadt Kornwestheim“, so Güthler auf Nachfrage unserer Zeitung.

Im April hatte die Stadt bei den Stadtwerken, die die Betriebsführung für die Kläranlage innehaben, eine Studie in Auftrag gegeben um zu klären, wie in einer vierten Reinigungsstufe Spurenstoffe eliminiert werden können. Welche technischen Verfahrensweisen gibt es? Welche Baumaßnahmen sind erforderlich? Von welchen Investitions- und Betriebskosten ist auszugehen? All das will die Stadt Kornwestheim von den Stadtwerken wisse, die derzeit an der Studie arbeiten und hoffen, sie im ersten Quartal des kommenden Jahres vorlegen zu können.

Sollte sich die Stadt für den Bau einer vierten Reinigungsstufe entscheiden, dürften die Abwassergebühren steigen, denn die Kosten müssen auf den Gebührenzahler umgelegt werden. „Aussagen über eine mögliche Gebührenerhöhung wären zum jetzigen Zeitpunkt rein spekulativ“, teilen die Stadtwerke auf Nachfrage mit. Derzeit lägen die Gebühren landesweit aber auf einem niedrigen Niveau.

Bei den Spurenstoffen, die zusätzlich aus dem Abwasser eliminiert werden sollen, handelt es sich unter anderem um Arzneimittelwirkstoffe und Duftstoffe aus Körperpflegeprodukten und Reinigungsmitteln. „Manche Stoffe“, so das baden-württembergische Umweltministerium, „können schon in sehr geringen Konzentrationen nachteilige Wirkungen auf empfindliche Gewässerorganismen wir Fische, Muscheln oder Schnecken haben.“