Diskutieren mit der CDU über die Innenstadt (von links): Erster Bürgermeister Daniel Güthler, der Händler Jens Bartmann, Reiner Boucsein von der IHK und der Stadtplanungs-Experte Hans-Ulrich Kilian. Foto: Peter Meuer

Die Innenstadtentwicklung nimmt Fahrt auf. Mit einer Podiumsdiskussion zum Thema hat die Kornwestheimer CDU nun die Debatte um mögliche Konzepte befeuert.

Es ist viel von Mut die Rede an diesem Dienstagabend im Kornwestheimer Lokal Plan B. Von jenem Mut, neue Wege zu gehen. Vom Mut, Debatten und Befindlichkeit der Vergangenheit hinter sich zu lassen und nach vorne zu blicken. Auch von dem Mut, keine Angst vor dem Scheitern zu haben und einfach mal zu machen, zu probieren, loszulegen. Es geht bei dem Wunsch nach mehr Mut um die Innenstadt, die in Kornwestheim bekanntermaßen so ihre Probleme hat. Mit Blick auf den Verkehr, den Handel, die Aufenthaltsqualität und vieles anderes soll sie in nicht allzuferner Zukunft umgestaltet werden.

Zur Podiumsdiskussion mit dem Titel „Die Innenstadt im Wandel – Impulse, Chancen, Aufgaben“ hatte die CDU eingeladen. Vier Experten kamen dafür im Plan B zusammen, das passend zum Thema gleich am Bahnhofsplatz liegt. Eigentlich wollten die Kornwestheimer Christdemokraten die Veranstaltung bereits 2020 ausrichten, doch dann kam Corona, man verlegte den Talk. „Online wollten wir das nicht anbieten, es war und ist wichtig, für dieses emotionale Thema eine Präsenzveranstaltung zu organisieren“, sagt Tim Hollborn, stellvertretender CDU-Ortsverbandsvorsitzender. Indes: Zwei Jahre nach 2020 ist die Zeit für Debatten nicht weniger günstig, im Gegenteil. Der Bürgerbeteiligungsprozess für die Innenstadtentwicklung kommt nun in die heiße Phase, für den 20. Juli ist eine Bürgerversammlung zum Thema angesetzt.

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Hollborn moderiert den Abend und versucht wacker – auch wenn es nicht immer gelingt – die Regel durchzusetzen, nach der die vier Teilnehmer je drei Minuten haben, um auf verschiedene Leitfragen einzugehen.

Auf dem Podium Platz genommen haben dabei Daniel Güthler, Erster Bürgermeister von Kornwestheim, Jens Bartmann, Einzelhändler und früherer Vorsitzender des Stadtmarketing-Vereins und des Bundes der Selbstständigen, der stellvertretende IHK-Chef in der Region Reiner Boucsein sowie der Stadtplaner Professor Hans-Ulrich Kilian von der Hochschule Biberach.

Letzterer bringt, so bemerkt es auch Hollborn, einen „interessanten externen Experten-Blick“ mit. Kilian sagt Sätze wie: „Wir neigen dazu, Stadtentwicklung vom Verkehr her zu denken, das aber ist der falsche Ansatz.“ Besser sei es, zunächst einen Blick auf die Funktionen der jeweiligen Innenstadt und die Bedürfnisse aller Beteiligten zu werfen. Und: „Probieren Sie mal etwas aus, auch wenn es schiefgehen kann.“ Kilian spricht auch über andere Städte, die Vorbildfunktion haben könnten. Er kommt auf Kopenhagen zu sprechen, auf Projekte in New York, auf die Superblocks in Barcelona – drei mal drei Wohnblöcke große Gebiete, die begrünt, verkehrsberuhigt und vollgestopft mit alltäglichem Bedarf für die Menschen sind.

Um die Ecke denken

Dass sich derlei Konzepte nicht eins zu eins auf Kornwestheim übertragen lassen, wirft unter anderem Daniel Güthler ein. Einig ist man sich aber am Tisch, dass um die Ecke denken erlaubt sein muss. „Steigern Sie die Attraktivität, dann kommen auch die Interessenten“, rät Kilian. Dass sich das Thema Online-Handel nicht zurückdrehen lässt, betonen Boucsein und Jens Bartmann. „Alles was bequem ist, lässt sich nicht mehr umdrehen“, sagt der Fotohändler. Er sagt auch, dass er die Bahnhofstraße in aktueller Gestaltungsform nicht schlecht gelungen finde, zeigt sich einmal mehr als Gegner einer neuen Fußgängerzone und konstatiert nüchtern, er würde seinen Kindern mit Blick auf die Zukunft nicht empfehlen, Einzelhändler in Kornwestheim zu werden. Dass der Handel es auch deswegen schwer hat, weil Kornwestheim mehr Aus- (mehr als 12 700) als Einpendler (8300) hat, ergänzt Boucsein, der die Diskussion immer wieder um Zahlen und Fakten bereichert.

Am Ende sollen die Experten noch einen Ausblick auf die Innenstadt der Zukunft geben. Daniel Güthler betont, als Vertreter der Verwaltung wolle er der Bürgerbeteiligung nicht vorgreifen. Aber: „Definitiv wird die Gestaltung der Güterbahnhofstraße ein Thema, auch die Parksituation in der Bahnhofstraße.“ Sein großer Wunsch sei es zunächst, dass die Bürger wie auch Akteure der Innenstadt wieder neu „Lust bekommen, zu reden und Ideen zu entwickeln“.